zum Hauptinhalt

Über hundert Konzerte im Havelschlösschen: Zehn Jahre Ausdauer haben sich gelohnt

Als Tilman Muthesius vor zehn Jahren die ersten Konzerte im Havelschlösschen veranstaltete, wusste er noch nicht, was daraus wird. Gerade mal 40 Plätze fasst der idyllisch an der Havel gelegene Saal in Klein Glienicke.

Stand:

Als Tilman Muthesius vor zehn Jahren die ersten Konzerte im Havelschlösschen veranstaltete, wusste er noch nicht, was daraus wird. Gerade mal 40 Plätze fasst der idyllisch an der Havel gelegene Saal in Klein Glienicke. Inzwischen haben dort über 100 Konzerte stattgefunden. Der Erfolg spricht für sich: „Dieser Saal ist für unser Nischenprogramm einfach super geeignet“, so Muthesius, der gleich daneben eine Werkstatt für Gamben- und Geigenbau betreibt.

Denn manche Musik passt nun einmal nicht in einen großen Konzertsaal, sondern kommt im kleineren Rahmen viel besser zur Geltung. Dabei sind die Konzerte im Havelschlösschen bunt gemischt. Von Renaissancemusik über barocke Bizarrerien bis zu Kammerjazz gab es schon viel zu hören, nicht nur westliche, auch orientalische Klänge und nicht zu vergessen das kleine sommerliche Musiktheater. Und: Nach dem Konzert kann mit den Musikern kommuniziert werden.

Für Muthesius, der von der steifen Konzertatmosphäre im schwarzen Anzug nicht viel hält, ist dieser informelle Austausch ganz wichtig. Im Jubiläumsjahr erwartet das Publikum ein besonderes Programm. Wie jedes Jahr beginnt es mit einem Gambensymposium und einem Werkstattkonzert zum Thema „Gambenunterricht“ gleich am morgigen Samstag. Dann folgen von Februar bis Dezember neun in jeder Hinsicht hörenswerte Konzerte, die an jedem ersten Donnerstag des Monats stattfinden, mit Ausnahme im August. Neben bekannten Werken von Johann Sebastian Bach, Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig von Beethoven erklingt auch eher Unbekanntes wie Streichquartette von Emilie Mayer und Ferdinand Ries. Unter anderem stehen italienische Kammermusik, englische Gesangskunst der Renaissance und französische Barockmusik auf dem Programm.

Breit ist auch das Spektrum der Instrumente mit Gambe und Theorbe, Traversflöte, Violine, Cello, Cembalo, Hammerklavier und Truhenorgel – alle nach historischem Vorbild oder original. Bei Tilman Muthesius entsprechen die Musikinstrumente stets ihrer Zeit, da hat er seine Prinzipien. Eine Mozart-Violinsonate muss mit Darmsaiten und einem Hammerklavier gespielt werden oder gar nicht. Viele der Musiker wurden im Laufe der Zeit zu Stammgästen, andere kommen in diesem Jahr zum ersten Mal, wie die bekannte Geigerin Midori Seiler, die mit einem reinen Bach-Programm auftritt. Solch ein Konzert, sagt Muthesius, ist eigentlich nicht bezahlbar. Allein die teils langjährigen Kontakte und Freundschaften zu den Musikern ermöglichen das und ein guter Teil Logistik gehört auch dazu. Wenn die Musiker gerade in der Nähe sind, kommen sie eben gerne für ein Konzert in das Havelschlösschen.

Dass die ebenso originelle wie individuelle Konzertreihe ganz ohne öffentliche Subventionen auskommt, ist ein weiteres Merkmal. Besonders stolz ist Muthesius auf den Auftritt des französischen Ensembles Les Timbres bei den Potsdamer Musikfestspielen in diesem Jahr. Denn das Trio mit Cembalo, Geige und Gambe hat bereits zweimal bei ihm gastiert – auch das ist ein kleines Zeichen, dass sich die Ausdauer der letzten zehn Jahre gelohnt hat. Babette Kaiserkern

Babette Kaiserkern

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })