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Die Slams im Waschhaus sind oft Wochen im Voraus ausverkauft. In den Klub zieht es vor allem junges Publikum.

© Markus Bertuzzo

Zehn Jahre Havel Slam in Potsdam: Wenn Poetry auf Improvisationsmusik trifft

Mit Jazz, live und improvisiert: Der Havel Slam feiert am Freitag im Waschhaus Jubiläum. Inzwischen ist die Poetry-Szene der Stadt professionell geworden.

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Poetry hat seit zehn Jahren in Potsdam eine Adresse – den Waschhaus-Klub in der Schiffbauergasse. Der Slam hat wenige Regeln. Die Poeten haben fünf Minuten Zeit für ihre selbst geschriebenen Texte. Eine Publikumsjury entscheidet, welche zwei Teilnehmer im Finale gegeneinander antreten.

Tobias Marten kuratiert im Waschhaus die Literaturprogramme. Er kann sich noch erinnern, wie die Idee für den Havel Slam entstand. „Wir wollten nur eine Leerstelle füllen. Es gab in Potsdam zwei Lesebühnen, aber keinen Poetry Slam. Warum sollten nicht wir diejenigen sein, die das anbieten?“

Einmal im Monat ging es damals los. Bei diesem monatlichen Angebot ist es bis heute geblieben. Der Wettstreit der Poeten wurde sehr schnell und sehr gut angenommen. Bevor die Veranstalter ein Vorverkaufssystem einführten, gab es oft lange Schlangen am Eingang und nicht jeder potenzielle Besucher fand Einlass. Heute sind die Slams Wochen vor dem Wettbewerbstag ausverkauft. Vor allem junges Publikum zieht es in den Klub. Etwa 100 Gäste finden hier Platz.

Das reguläre Literaturprogramm im Waschhaus umfasst etwa sechs bis acht Lesungen pro Jahr. Aus Martens Erfahrung ergänzen sich die beiden Formate gut. Das eine ist ein Wettbewerb, live und unvorhersehbar. Das andere – klassisch mit der Möglichkeit, miteinander ins Gespräch zu kommen. Die Zielgruppen sind ohnehin verschieden.

Deutschunterricht als Poetry Slam

Bei den Slams gibt es drei verschiedene Kategorien. Es kommen Poeten, die auf Deutschland-Tour sind und in Potsdam Station machen. Es gibt den Wettstreit der Berliner und den der Potsdamer. Stets gehört auch das „offene Mikrofon“ zum Programm. Hierfür kann sich anmelden, wer den Mut hat, vor Publikum seine Texte vorzutragen. Dabei werden durchaus Talente entdeckt. So war das im vergangenen Sommer beim Waschhaus Open Air, als ein Teilnehmer es bis ins Finale schaffte.

Ihr jüngstes Format bieten die Organisatoren Schulklassen für den Deutschunterricht an. Es wird von Schülern und Lehrern gut angenommen.    

Das, was wir heute hören, ist mit dem von vor zehn Jahren nicht zu vergleichen. Die Szene hat sich professionalisiert.

Tobias Marten, Waschhaus

Am Freitagabend feiern die Poeten vom Havel Slam mit Ausgabe 97 der Reihe ab 20 Uhr in der Waschhaus-Arena ihr Jubiläum. Eingeladen hat Marten seine „Lieblingsslammer“: Josefine Berkholz, Noah Klaus, Wolf Hogekamp und Tanasgol Sabbagh. Die Berliner kommen nicht nur zum Feiern, sondern tragen einen Wettbewerb aus.

Der wird diesmal allerdings anders sein, denn die Veranstalter haben dazu auch Musiker eingeladen. Das Jazz-Trio „Grim“ wird die Poeten mit Flügel, Bass und Schlagzeug begleiten – live und improvisiert. Marten weiß, dass dies für beide Seiten ungewohnt sein wird. Sowohl Musiker als auch Slammer müssen sich dem Rhythmus des jeweils anderen anpassen. „Alle freuen sich auf das Experiment, weil es diese Möglichkeit nicht oft gibt“, sagt Marten.

Als besonderen Gast erwarten die Havel Slammer den bekannten Autor und Vorleser Paul Bokowski. Und nach dem Slam gibt es im Klub eine Geburtstagsparty.

Nach der Party ist vor dem nächsten Slam. Das Waschhaus will die Reihe auf jeden Fall weiterführen. „Das, was wir heute hören, ist mit dem von vor zehn Jahren nicht zu vergleichen. Die Szene hat sich professionalisiert, Texte und Darbietungen haben eine ganz andere Qualität“, sagt Marten über den Havel Slam von heute. Er freue sich jedenfalls jeden Monat auf neue Künstler und neue Programme.

An diesem Freitag freut er sich aber erst einmal auf ein abwechslungsreiches und interessantes Programm. Im Übrigen gebe es noch Karten für die Veranstaltung in der Arena – sicher auch noch am Abend, wie es heißt.

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