Kultur: Zeit der Rosen – Zeit des Festes
Stiftung Preußische Schlösser und Gärten gab Wegweiser über Rosengärten heraus
Stand:
In der Kulturgeschichte der Menschheit spielt keine andere Blume eine so große Rolle wie die Rose. Sie wurde und wird geliebt und verehrt, und ihre vergängliche Schönheit war Symbol für Leben und Tod, Liebe, Leidenschaft und Erotik, Sinnbild des Unendlichen und gleichzeitig des Vollendeten. Rosen verkörpern die heitere Sommerzeit und die Wehmut über die vorbeieilende Zeit.
Der Juni ist natürlich die schönste Zeit der Rosenblüte. Wenn man in diesen Tagen die Rosengärten am Schloss Charlottenhof und auf der Pfaueninsel besucht, dann erlebt man nur noch einen schwachen Abglanz von ihrem Blütenzauber und süßen Düften. Man muss nun wieder bis zum nächsten Mai warten. Mehr als 1000 historische Rosen in etwa 400 verschiedenen Sorten blühen in diesen Gärten, zumeist nur zwei Monate. Im Garten in Charlottenhof wurden nur Rosen gepflanzt, die bis zum Jahre 1880 bekannt waren, auf der Pfaueninsel bis 1870.
Ein lang gehegter Wunsch ist jetzt in Erfüllung gegangen. Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten hat einen reich bebilderten Wegweiser herausgegeben. In Michael Seiler wurde ein kompetenter Autor dafür gefunden. Als früherer Gartendirektor der Stiftung hat er wesentlichen Anteil daran, dass die Rosengärten wieder an den beiden Standorten entstehen. Weitere Gärten, so die von den Kaiserinnen Victoria Friedrich (Vicky) und Auguste Victoria angelegten am Neuen Palais und der sich einst vor der Orangerie im Neuen Garten befand, bedürfen einer Wiederbelebung.
In der Publikation (Redaktion: Jan Uhlig) erzählt Michael Seiler die Geschichte der Rosengärten und gibt dem Betrachter Orientierungshilfe mit den Standortplänen und den Findlisten. Jeder Rosenstock bekam eine Kennzahl. Und somit kann man sie gemeinsam mit dem Büchlein wunderbar orten und bestimmen.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, besonders in der Biedermeierzeit, kam die Rose zu neuen Ehren. Man legte für sie Gärten an. Eine der leidenschaftlichsten Sammlerinnen war Kaiserin Josephine, Gattin Kaiser Napoleons.
Auch König Friedrich Wilhelm III. von Preußen war ein Liebhaber dieser Blume. So war er jährlich zu Gast bei dem Berliner Arzt Dr. Böhm in dessen berühmten Rosengarten. Doch er musste aus finanziellen Gründen seine Sammlung von 2100 Hochstammrosen und 9000 Strauchrosen an einen Dr. Seydler verkaufen. Gartendirektor Peter Joseph Lenné empfahl dem König, die Hochstammrosen anzukaufen, da sie „zum Schmuck der königlichen Gärten beitragen“ würden. Der König wies seinen Gartendirektor an: „Es muss für die Rosen ein schicklicher Platz in der Pfauen Insel ausgemittelt werden“. Damit wurde er der erste Rosengarten in Preußen überhaupt.
Der Garten am Schloss Charlottenhof ist auf Anregung des Kronprinzen Friedrich Wilhelm (IV.) im Jahre 1835 angelegt worden. Als Vorbild dienten Lenné Gärten der Renaissance. Der Dichter August Kopisch schrieb 1854: „ Diese zierliche Anlage gelang so vollkommen, dass die Zeit der Rosen seit dem von Einheimischen und Fremden hier wie eine Festzeit betrachtet wird“.
Beide Rosengärten wurden auf Betreiben von Michael Seiler rekonstruiert: Der auf der Pfaueninsel im Jahre 1989 anlässlich des 200. Geburtstages von Lenné, der am Schloss Charlottenhof 1997.
Michael Seiler, Die Rosengärten auf der Pfaueninsel und in Charlottenhof, 4,90 Euro; in den Museumsshops der Stiftung.
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