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Kultur: Zeitloses Accessoire

„Love Sex Safe“ zeigt das Kondom als Schmuck

Stand:

Das Kondom als Schmuck zeigen die Bilder der Foto-Ausstellung „Love Sex Safe“ von Christian Metzner in der Stadt- und Landesbibliothek. Metzners Motivation zu seinem Projekt ist die steigende Aids-Rate bei sinkender Aids-Prävention unter jungen Leuten: „Ich denke, Jugendliche sind sich der Gefahr von Aids bewußt, jedoch denken sie, daß es sie persönlich nicht betrifft.“

Im Mittelpunkt der zwölf großformatigen Fototafeln steht das Kondom, das stets poppig und farbig dargestellt wird. Die Ausstellung verfolgt die „Annäherung an ein alltägliches Objekt, das Kondom, als zeitloses Accessoire, das keiner Modefrage unterliegen darf“, so heißt es auf der Informationstafel. Im Vordergrund steht aber die aufklärerische Komponente der Bilder.

Die ästhetisch schönen, nackten Körper sind in schwarz-weiß gehalten, sie treten hinter dem farbigen Kondom in den Hintergrund, sie wirken androgyn. Das Geschlecht ist auf einigen Tafeln nicht eindeutig identifizierbar. Damit wird sichtbar, dass Aids jeden treffen kann, egal ob Mann oder Frau. Durch und durch nackte Haut fokussiert die Sensibilität des Körpers, die Anfälligkeit des Körpers für die Krankheit.

Die Zentralität des Körpers wird auch durch das häufige Weglassen des Kopfes oder von Kopfpartien unterstrichen. Kommen die Augen ins Bild, fällt auf, dass der Blick nach unten und aus dem Bild hinaus gerichtet ist. Der nackte Unterleib wird gänzlich ausgespart, auch wenn es um Sexualität geht. So ist das farblich auffallende Kondom, das eigentlich zum männlichen Unterleib gehört, am Oberkörper, egal ob von Frau oder Mann, der Blickfang.

Auf einem Foto ist das Kondom als orangefarbener Kettenanhänger zu sehen. Zwei Hände binden auf einemweiteren Bild aus lilafarbenen Kondomen einen Schlips. Man sieht das Kondom auch als Walkman in Gelb, während es auf einem weiteren Foto als schwarzer Ring am kleinen Finger dargestellt wird, dann wieder als blaue Uhr am metallenen Armband. Eine Frau trägt auf einer Fototafel Kondome als roséfarbene Spangen. Lilafarbene Kondome ersetzen die Haare einer Punkfrisur. Die Verfremdung des Kondoms zum einfachen „Gummi“ zeigen dann zwei Bilder. Zum einen erscheint der „Gummi“ hier als neongrüne Ohrringe, zum anderen wird aus ihm ein Schaltuch.

Fantasievoll und originell wird das Kondom in jedem der Bilder in Szene gesetzt. Nie wirken die Arbeiten von Christian Metzner obszön oder „schmuddlig“. Bewußt wurde von dem Fotografen der Tod herausgelassen. So zeigen die Fotos intakte Körper mit dem Kondom als Schmuck und als zeitlosen Alltagsgegenstand. Annegret Dahm

Bis zum 1. 12. in der Stadt- und Landesbibliothek.

Annegret Dahm

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