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Wird nie alt. William Shakespeare.

© dpa

Kultur: Zoff im griechischen Wald

Die Theatergruppe „Kleists Erben“ inszenierte Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“

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Wenn von einer Komödie in Athen die Rede ist, denken viele derzeit eher an die sehr reale Tragödie, die dort gerade stattfindet. Die konnte der große britische Dichter William Shakespeare natürlich nicht vorausahnen, als er sein Stück „Ein Sommernachtstraum“ vor über 400 Jahren schrieb. Immerhin wurde das Shakespeare-Verwirrspiel zu einem Klassiker und liefert vor allem zahllosen Laien-Theatergruppen ein gefundenes Fressen – gerade im Sommer. Die Theatergruppe „Kleists Erben“ der Potsdamer Heinrich-von-Kleist-Schule hat das Stück nun in einer zwar schrillen, aber immer noch klassischen Inszenierung auf eine Open-Air-Bühne gebracht. Von wegen Theater ist nur etwas für die Uncoolen.

Und ja, auch im Sommernachtstraum geht es um die seltsame Krankheit Liebe, die ja ausreichend Wahnsinn in sich birgt. In Athen bahnen sich Hochzeiten an: Theseus, der Herzog von Athen, möchte Hippolyta, die Königin der Amazonen, heiraten. Doch am herzöglichen Hof gibt es Beef: Hermia, die Tochter des Egeus, soll nämlich Demetrius heiraten, ist aber total in Lysander verknallt – und der ebenso in sie. Jetzt soll Hernia sich aber für Demetrius entscheiden oder sterben, weshalb das Paar beschließt, zu fliehen. Dabei weihen sie Helena ein – die aber in Demetrius verliebt ist und ihm von dem Fluchtplan erzählen will, um seine Gunst zu erhalten. Zugegeben, schon das ist kompliziert, es wird aber noch schlimmer.

Vor Athen gibt es nämlich nicht nur einen Wald, in dem ein paar Taugenichtse das Theaterstück „Pyramus und Thisbe“ zu Ehren des Herzogs einstudieren, sondern auch noch mehr Verrückte: Das Elfenkönigspaar Oberon und Titania giftet sich permanent an, und der Hofnarr Puck versucht, die Athener Liebenden mittels eines Zaubertrankes wieder zusammenzuführen. Doch das geht nach hinten los. Im Wald schlafen ist eben leichtsinnig. Denn: Auf einmal lieben Lysander und Demetrius Helena, Hermia liebt gar keiner mehr, aber Titania liebt einen der Handwerker, der auch noch plötzlich einen Eselskopf hat. Wie im richtigen Leben, eigentlich.

Ja, das Stück mag einige Jahre auf dem Buckel haben, aber es ist immer noch zum Schreien – und „Kleists Erben“ haben es unter Regisseur Andreas Lüder ganz ausgezeichnet in Szene gesetzt. Oberon (Robert Walter) glüht vor Präsenz, Hermia (Amelie Marschler) und Helena (Tanja Merl) geben eine fabulöse Zickenshow, während Demetrius (Christian Marschler) mit finsterem Blick durch die Szenerie hechtet und Titania (Nicole Zander) mit Reibeisenstimme Angst verbreitet. Die größten Lacher ernten aber Pyramus (Anett Packeiser) und der hyperaktive Puck (Dana Lange) – die Besetzung stimmt bis ins Detail. Shakespeares Stücke sind ja für ihren Umfang bekannt, hier aber bleibt es kurzweilig: Gut dosierte Albernheit trifft auf den beispiellos theatralischen Duktus Shakespeares. Und ein bärtiger Mann im Kleid als Thisbe (Roy Knocke), der mit gepresster Stimme lamentierend durch die Szenerie springt, hätte wohl auch dem Meister gefallen. Und so anarchisch das Stück auch ist, am Ende kriegt jeder den, den er verdient: Alle tot – oder alles gut, so ist Shakespeare eben. Oliver Dietrich

„Ein Sommernachtstraum“ ist bei freiem Eintritt wieder zu sehen am Donnerstag, dem 2. Juli, 18 Uhr im Hof der Kleistschule, Friedrich-Ebert-Straße 17 sowie am Samstag, 4. Juli, um 19 Uhr auf der Freilichtbühne im Krongut Bornstedt – hier kostet der Eintritt 5, ermäßigt 3 Euro

Oliver Dietrich

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