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Kultur: Zu guter Letzt

Axel Gundrum muss seine Galerie aufgeben

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Axel Gundrum muss seine Galerie aufgeben Lange währte Axel Grundums Freude an seinem „Tante Emma Laden für Kunst“ nicht. Im August 2004 hatte er die kleine Hinterhofwohnung in der Schopenhauerstraße 19, gleich neben dem Brandenburger Tor, bezogen. „Es war genau das, was ich mir als Atelier vorgestellt hatte“, sagt Gundrum und schaut wehmütig auf die Bilder, die an den weißen Wänden hängen. Dass sein Mietvertrag nur auf ein Jahr beschränkt war, hat ihn nicht weiter gestört. So viele alte Häuser stehen unsaniert in Potsdam, warum sollte es ausgerechnet die Schopenhauerstraße 19 mit einer baldigen Verschönerung treffen. Gundrum hatte gehofft, hier ein paar Jahre eigene und Bilder von guten Freunden ausstellen zu können. Jetzt muss er raus. Das Haus soll saniert werden und dem 52-jährigen Gundrum bleibt nur ein Schulterzucken. Seit Anfang der 90er Jahre kam Gundrum regelmäßig aus seiner Heimatstadt Osnabrück nach Potsdam. Der Maler entdeckte die Stadt für sich, kam immer öfter. Er stellte seine Bilder vor allem in der Galerie am Neuen Palais aus, organisierte selbst Ausstellungen und beschloss nach Jahren, für immer zu bleiben. „Nicht nur der Kunst wegen“, sagt Gundrum. Auch die Liebe ließ ihn hier Wurzeln schlagen. Sein Ankommen und Einfinden in Potsdam hatte er sich aber etwas ruhiger und vor allem für seine Galerie dauerhafter vorgestellt. Noch bis zum 24. September wird Axel Gundrum jeden Mittwoch, Donnerstag und Sonnabend ab 15 Uhr für vier Stunden in seinen „Tante Emma Laden“ kommen, um auf Besucher seiner Ausstellung „Zu guter Letzt“ zu warten, die Bilder und Skulpturen des Vereins Berliner Künstler zeigt. Nach seiner letzten Ausstellung – insgesamt hat er dann vier in der Galerie Gundrum organisiert – wird er die Hinterhofwohnung räumen. Nach einer anderen Wohnung für seine Galerie hat sich Axel Gundrum noch nicht umgesehen. Er will sich erst einmal auf seine Malerei konzentrieren und verstärkt mit Berliner Künstlern zusammenarbeiten. Wenn er daran denkt, dass sein „Tante Emma Laden“ bald der Gesichtslosigkeit der Sanierungen zum Opfer fällt, kann er nur den Kopf schütteln. Kunst von weniger bekannten Malern im Zentrum der Stadt zu präsentieren und das im bezahlbaren Rahmen, für Gundrum wird das immer schwieriger. Aber, so sagt er, das sei nicht nur ein Problem in Potsdam. Was heutzutage zählt, ist, was Geld bringt. Mit Geld hat Axel Gundrum auch gerade zu tun. Er sitzt in der schmalen Küche seiner Galerie und wartet auf Besucher, die Kunst „entdecken wollen“. Und während er wartet, schreibt er seine Steuererklärung. Zum letzten Mal in seinem „Tante Emma Laden“. Dirk Becker

Dirk Becker

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