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Autorin Christine von Brühl

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Christine von Brühl über die Hohenzollern-Frauen: Zu viel Prunk an falscher Stelle

Die Hohenzollern-Frauen rücken in diesem Jahr in diesem Jahr in den Mittelpunkt, Anlass ist das Jubiläum "600 Jahre Hohenzollern in Brandenburg". Ein neues Buch widmet sich den Frauen, das neben interessanten Fakten auch einige bedenkliche Stellen aufweist.

Von Sarah Kugler

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Die Geschichte Preußens ist eine Geschichte „großer Männer“ – an dieses Credo hielten sich Historiker jahrzehntelang. Herrscher wie Friedrich Wilhelm I. oder Friedrich II. wurden auf hohe Sockel gestellt, die Frauen neben oder hinter ihnen völlig vergessen. Diese Perspektive wandelte sich in letzter Zeit, die Frauen rückten immer mehr in den Mittelpunkt historischer Untersuchungen. Das ist gut. Auch, dass die vielseitig studierte Journalistin und Autorin Christine von Brühl den bisher eher vernachlässigten Hohenzollern-Frauen pünktlich zum „600 Jahre Hohenzollern in Brandenburg“-Jubiläum ein ganzes Buch widmet, ist gut. Selbst dass sie die kulturellen Leistungen der Herrscherinnen hervorhebt, ist gut. Dass sie diese nun aber wiederum auf hohe Sockel stellt und versucht, eine Geschichtsschreibung „großer Frauen“ zu betreiben, ist eher bedenklich.

Übertriebene Behauptungen und zu poetischer Stil

Schon in der Einleitung zu ihrem Werk „Anmut im märkischen Sand. Die Frauen der Hohenzollern“, aus dem sie am Mittwochabend im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte (HBPG) las, lässt es einem an mancher Stelle die Haare hochstehen. Natürlich ist es wunderbar, dass von Brühl dem Leser gleich zu Beginn etwa Auguste Harrach vorstellt, die unbekannte zweite Frau Friedrich Wilhelms III., und es ist genauso wunderbar, dass sie Sophie Charlottes Einfluss auf die Gründung der Akademie der Wissenschaften im Jahr 1700 herausstellt. Zu behaupten aber, dass Gottfried Wilhelm Leibniz „allein durch den intensiven, persönlichen Kontakt Sophie Charlottes“ auf die Gründungsidee kam, scheint etwas weit hergeholt. Auch Formulierungen wie „Wenn die Herrscherin starb, weinte das ganze Land“ oder „Von all diesen guten und großen Taten soll in diesem Buch die Rede sein“ erwecken eher den Eindruck eines Märchenbuches, als einer wissenschaftlichen Darstellung. Immerhin spricht die Autorin ihnen auch manche „Missgriffe und Ungeschicklichkeiten“ zu, wie etwa Augusta von Sachsen-Weimar-Eisenach, Ehefrau Wilhelms I., die wohl in kulturellen Fragen nicht ganz so engagiert war.

Aber es ist nicht alles schlecht an diesem Buch. Wenn man über die übertriebenen Behauptungen und den etwas zu poetischen Stil beim Beschreiben der verschiedenen Schlösser hinwegsieht, ist es sogar durchaus interessant. Etwa wenn von Brühl erzählt, dass die Gemahlin Friedrichs III., Victoria von Großbritannien, das Neue Palais 1859 bezog und mit modernen Sanitäranlagen ausstatten ließ. Oder auch, wenn sie von Elisabeth Ludovika von Bayern schreibt, der Ehefrau von Friedrich Wilhelm IV., die sich vor allem im sozialen Bereich engagiert habe. So gründete sie 1824 unter anderem das Potsdamer Elisabethstift, in dem junge Frauen als Haushaltsgehilfinnen ausgebildet wurden. Auf die Frage, wo sich das Haus in Potsdam genau befunden hatte, konnte von Brühl am Mittwoch allerdings nicht antworten. Eine Dame aus dem Publikum dafür umso genauer: Es stand wohl in der Posthofstraße, Ecke Charlottenstraße. Etwas mehr Recherche hätte der Autorin hier gut getan. So manchen hochtrabenden Satz hätte sie dafür weglassen können. 

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