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Kultur: Zum Glück war da die Musik

„Peterchens Mondfahrt“ im Nikolaisaal

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Wer zum Mond fliegen möchte, der braucht Proviant und eine Waffe. So zumindest erzählten es der freie Rundfunkautor Stephan Holzapfel und die Theaterpädagogin Maria Sander den überwiegend kleinen Gästen des Nikolaisaals, die den ersten Weihnachtsfeiertag mit „Peterchens Mondfahrt“ beschließen wollten.

Peterchen war mitten in der Nacht aufgewacht, hatte den Maikäfer Sumsemann entdeckt und neugierig dessen Geschichte gelauscht. Sumsemann, der letzte seiner Art, hatte aufgrund einer Familientragödie nur fünf Beine und war fest entschlossen, sich das fehlende sechste Beinchen wiederzuholen. Das hatte die Nachtfee unbeabsichtigt zusammen mit dem Holzdieb, der Großvater Sumsemann das Beinchen einst abgehackt hatte, auf den Mondberg geworfen. Der Mond war weit und der Mondberg hoch und Sumsemann musste dringend ein Kind finden, das keine Tiere quält, um mit diesem gemeinsam die große Reise anzutreten.

Gerdt von Bassewitz, Erfinder der Geschichte, die 1915 erstmals in Buchform erschien, hatte mit Peterchen und dem Maikäfer Sumsemann eine Geschichte zu Papier gebracht, die schließlich das Zeug zum Klassiker haben sollte. Wer die Geschichte nicht kennt, mag erstaunt darüber sein, taucht in ihr doch der Sandmann auf, der die Abenteurer am liebsten fressen möchte, anstatt ihnen einfach nur liebevoll Sand in die Augen zu streuen.

Das Brandenburgische Staatsorchester Frankfurt, musikalischer Begleiter der Erzählfassung der berühmten Kindergeschichte, unterstrich die dunkle Seite ihrer Handlung genussvoll. Fanfaren, Pauken, Trompeten. Vier Kontrabässe, die dunkel und drohend die Gefahr ankündigten. Wilde Streicherpartien, die die Verfolgungsjagd von Maria Sander in der Rolle von Peterchen und Stephan Holzapfel, hier in der Rolle des Mondmannes, begleiteten, die über die Bühne durch das Haus und direkt zurück in den Saal führte. Eine Szene, die die Kinder zum Lachen brachte und darüber hinweg tröstete, dass die Wiedergabe der Geschichte ansonsten von wenig Fantasie und Kreativität zeugte.

Die Bühne war vom Orchester komplett ausgefüllt, die Erzähler an den vorderen Bühnenrand gequetscht. Das Licht blieb nüchtern und kalt, Sumsemann war ein wenig künstlerisches Pappmodell. Die Erzähler wirkten etwas steif und manchmal sogar unsicher, Maria Sander in der Rolle der Nachtfee und der Windliese ließ es an Zartheit und Weiblichkeit fehlen. Lustig dagegen Stephan Holzapfel als Wassermann, der sich blubbernd und wabernd über die Bühne schlängelte. Und ein Glück auch die Musik, die in ihrer Auswahl – Stücke von Vivaldi, Ravel, Mussorgski oder Elgar – es immer wieder schaffte, zart, besänftigend oder schnell und wirbelig, dunkel oder drohend die Geschichte von „Peterchens Mondfahrt“ bildhaft werden zu lassen. Kino im Kopf eben, wenn die äußeren Reize zu sparsam eingesetzt werden. Andrea Schneider

Andrea Schneider

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