zum Hauptinhalt

Kultur: Zum letzten Mal „unterwegs“

Das Hans Otto Theater hält 16 Premieren in der Spielzeit 2005/06 bereit

Stand:

Das Hans Otto Theater hält 16 Premieren in der Spielzeit 2005/06 bereit Die neue „Spielzeit“ ist in einem schmalen Päckchen verstaut. Nach dem lustvollen Auspacken hält der neugierige Theaterfreak einen dicken Briefumschlag in der Hand mit der Aufschrift „unterwegs 05/06“. Dieser Umschlag wiederum verbirgt 36 Postkarten, die auf die kommenden Premieren im Hans Otto Theater einstimmen sollen: Eine lose, unübersichtliche Sammlung, die bald in aller Winde verweht – eben unterwegs – sein wird, aber damit ihrer Aufgabe als Jahresführer kaum gerecht werden dürfte. Es sei denn, das Theater schiebt als zweiten WerbeSchachzug einen Ordner zum Abheften hinterher, mit dem neben der Originalität des „Spielzeit“-Programms von den Gestaltern „formdusche“ auch noch das Praktische seine Berücksichtigung findet. Bei der gestrigen Pressekonferenz erwies sich der Intendant des Hans Otto Theaters, Uwe Eric Laufenberg, indes als versierter „Postillon“ mit klaren und freudigen Botschaften. So werde sich das bereits zur Familie zusammengewachsene neue Ensemble auch in der kommenden Saison Gäste einladen: Dieter Mann spielt in der „Dreigroschenoper“ den Mackie Messer und Angelica Domröse in O“Neills „Eines langen Tages Reise in die Nacht“ eine Drogenabhängige. Auch mit dieser Premiere ist man wiederum „unterwegs“ – passend zum Stück voraussichtlich in einer klinischen Einrichtung – bevor das Theater dann endlich seinen festen Boden unter die Füße bekommt und im Herbst 2006 in der Schiffbauergasse sesshaft wird. Ab März gehe es für das neue Haus bereits in die Proben. Für die Blechbüchse habe man inzwischen auch einen ausländischen Käufer in petto, war von Laufenberg und von der Kulturbeigeordneten Gabriele Fischer zu vernehmen. Dort gibt es zuvor noch u.a. „Kabale und Liebe“ zum Schiller-Jahr, Ibsens „Hedda Gabler“ und auch die Uraufführung eines Textes zu „Hans Otto“, den Johann Kresnik inszeniert – „nicht wie gehofft zum Abschied der Blechbüchse, das ließ sich terminlich nicht einrichten“, so Laufenberg. Ein Fußballprojekt – „Wir im Finale!“ – wird stattdessen zur „Beisetzung“ des ungeliebten Theatermonsters gereicht. Der Intendant wird sich erneut als Regisseur ausweisen: so bei der Musiktheaterproduktion „Titus“ im Mozart-Jahr, bei der Michael Helmrath von den Brandenburgischen Symphonikern die Potsdamer Kammerakademie dirigiert. „Also fast ein Politikum“, warf Laufenberg scherzhaft ein. Auch sein Schauspieltalent wird er nun erstmals in Potsdam entfalten: als Salieri in „Amadeus“, wobei sein Spielkontrahent noch nicht feststehe. Auch ein altbekannter Name ist in der Vorschau auszumachen: der Ex-Intendant Ralf-Günter Krolkiewicz. Von ihm gelangt der Text „Herbertshof“ zur Uraufführung. „Obwohl sich auch andere Theater darum bewarben, wird es bei uns zum ersten Mal gezeigt. Schließlich spielt es im Brandenburgischen und soll auch hier touren“, kündigt der Intendant zugleich eine spezielle „Wanderfassung“ an. Obwohl es neue Stücke beim Publikum immer schwerer hätten, wie auch die „Die Himmelsleiter“ in der jetzigen Spielzeit, werde man dennoch drei Uraufführungen bereit halten. Auch das Kinder- und Jugendtheater werde kein Moos ansetzen und neue Wege gehen, versicherte Philippe Besson. Da gibt es zum einen zwei neue Gesichter: Caroline Lux und Peter Wagner von der Babelsberger Filmhochschule, die die scheidenden Schauspieler Niels Heuser und Marie-Luise Lukas ersetzen. Aber auch auf neue Texte darf man gespannt sein: Der durch sein Stück „Fluchtwege“ am HOT bekannt gewordene Autor Nick Wood schreibt derzeit an dem Stück „About a Band“, bei der natürlich auch live eine Band mitwirken werde, wie Regisseur Besson versichert. Das diesjährige Weihnachtsmärchen „Zwerg Nase“ liegt in den erfahrenen Regiehänden von Herbert Olschok, der bereits mit „Leben ein Tanz“ im Potsdamer Schauspiel brillierte. Doch bevor die neue Spielzeit frohlockt, lädt auch die laufende noch zu zwei Premieren ein. Die Komödie „Haus & Garten“ von Alan Ayckbourn hält ab 2. Juni zwei Versionen einer Geschichte bereit. Man kann sie im oder außerhalb des Pavillons auf der Freundschaftsinsel erleben: Der Zuschauer entscheidet, ob er das Mienenfeld der Ehekrise bei Familie Platt von außen oder innen betrachten möchte. Und in ein Theater wird sich auch die Orangerie Sanssouci verwandeln, wenn ab 1. Juli zu Shakespeares „Was ihr wollt“ und ab 2. Juli zu Tschechows „Onkel Wanja“ geladen wird. Das Theater ist also vorerst weiter „unterwegs“. Heidi Jäger

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })