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Kultur: „Zur Ehre Gottes“

„Fragmente und Visionen“ zur Garnisonkirche in der Breiten Straße 7

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„Fragmente und Visionen“ zur Garnisonkirche in der Breiten Straße 7 Dreißig Stimmen nennt Christian Heinze seine eingerahmte Bilderwand, auf der kleinformatige Darstellungen der Garnisonkirche zu erleben sind. Unterschiedliche Stimmen sollen die Stimmungen der verschieden farblich gestalteten Grafiken widerspiegeln. Sie möchten von der Meinungsvielfalt über den geplanten Wiederaufbau der Barockkirche erzählen. Dass es ja durchaus auch kritische Stimmen zur Garnisonkirche gibt, darauf machte Oberbürgermeister Jann Jacobs während seiner Ansprache zur gestrigen Eröffnung der Ausstellung „Fragmente und Visionen“ am ehemaligen Standort der Garnisonkirche; breite Straße 7, aufmerksam. Sie ist Auftakt der Gedenkwoche, die anlässlich des 60. Jahrestages der Zerstörung der historischen Mitte Potsdams durch britische Bomber stattfindet. Auch die Garnisonkirche, ein bedeutender sakraler Bau des 18. Jahrhunderts, wurde in jener Bombennacht am 14. April 1945 schwer zerstört. Die DDR-Oberen haben das Vernichtungswerk dann vervollständigt. Der Turm der Kirche wurde am 23. Juni 1968 gesprengt. Mitarbeiter des damaligen Bezirksmuseum (heute Potsdam-Museum), unter ihnen Hartmut Knitter und Siegfried Lachmann, durften nach einer schriftlichen Genehmigung des Rates der Stadt einige Überreste des sakralen Baus aus dem Trümmerschutt bergen. Fragmente davon sind nun in der Ausstellung zu sehen: der Stundenzeiger eines Zifferblattes der Turmuhr, die Sandsteinkrone vom Giebelfeld des Turmrisalits, Mauerziegel vom Fundament oder die in vergoldetem Blei gegossenen Buchstaben über dem Turmeingang, die das Wort ergeben „Zur Ehre Gottes“. Diesem großen Anspruch will auch künftig das wieder auf zu bauende Gotteshaus dienen, das sich nach dem Willen der Potsdamer Kreissynode als ein Versöhnungszentrum präsentieren soll. Dass in Potsdam der Wiederaufbau der Kirche nicht von allen Einwohnern begeistert getragen wird, das hängt auch mit den fehlenden äußeren und inneren Bildern zusammen, die es beispielsweise bei der Dresdner Frauenkirche gab, so Stadtkirchenpfarrer Markus Schütte. „Der Maler Christian Heinze ist geradezu ein Glücksfall für Potsdam und für den Wiederaufbau der Kirche, denn er macht mit seinen Bildern bewusst, welch ein Schatz diese verloren gegangene Architektur ist“, so Schütte. Zwar wollte sich Heinze weder von der einen noch von einer anderen Idee instrumentalisieren lassen, doch habe ihn schließlich das Versöhnungskirchenkonzept überzeugt. Und so entstanden von dem Maler, der sich seit Jahrzehnten rege mit den Architekturen Potsdams künstlerisch auseinander setzt, eine Vielzahl von beeindruckenden Bildern zur Garnisonkirche in den verschiedensten Techniken, in Radierungen, Aquarellen, Collagen und Mischtechnik. Auch zur Gestaltung des Innenraums macht Heinze in seinen Kunstwerken, die die Brüche der Geschichte der Kirche nicht schönfärbt, Vorschläge. Finanziell stellt er sie ebenfalls in den Dienst der Kirche. Dreißig Prozent eines verkauften Bildes sollen dem Wiederaufbau zugute kommen. Diese Ausstellung, die bereits bei der Eröffnung auf rege Zustimmung stieß, lädt ein über den neuen Inhalt in dem wiederherzustellenden alten Rahmen nachzudenken. Klaus Büstrin

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