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Vier Hände, viel schöne Musik: Beate Wein und Annett Lipske (v.l.)

© Benjamin Maltry

Kultur: Zurück im Schaukelstuhl

Duo Hand in Hand mit neuem Album „Back to Dreck“ auf dem Theaterschiff

Stand:

Bloß nicht in Schmerz und Tiefgründigkeit versinken, sagt Beate Wein, das wollen sie unbedingt vermeiden. Beate Wein und Annett Lipske sind Optimistinnen, was sich schon immer in der Musik und den Texten ihrer Songs widergespiegelt hat. Seit zehn Jahren machen sie als Duo Hand in Hand Musik, am morgigen Donnerstag stellen sie auf dem Theaterschiff ihr drittes Album „Back to Dreck“ vor.

Die Arbeit daran habe sich etwas länger hingezogen, sagt Beate Wein, aber das ist eben so, wenn man Kinder hat. 2010 bekamen beide Frauen ziemlich zur selben Zeit ihre Söhne. „Das war wirklich nicht abgesprochen, so ein Quatsch“, sagt Beate Wein über mögliche Spekulationen dazu. „Aber wir waren damals beide 28 und dass in dem Bereich was passieren musste, lag einfach nahe“, so die Musikerin weiter. „Es war ein wunderschöner Zufall.“ Nun schöpfen sie beide aus dem neuen Stoff, den der Alltag mit kleinen Kindern vorhält, das Material für ihre Lieder.

In ihrem Stilmix aus Bossa Nova, Jazz und Swing packten sie Texte über Apfelhirsebrei und Kinderpupse und allerlei Katastrophen, beispielsweise wenn man vor lauter Übermüdung das Portemonnaie auf dem Autodach vergisst. Die Fans schickten daraufhin Briefe: „Wow, auf diese Texte hab ich gewartet.“ Was ihre Lieder dabei so liebenswert macht, ist diese Portion Leichtigkeit. Es sei so wichtig, sagen sie, Dingen auf den Grund zu gehen, ohne dabei im Schmerz zu versinken. „Ich hab’s gelernt, loszulassen“, heißt es in einem Song über Beziehungen, die in die Brüche gehen. Kein schönes Thema, aber dann wird es aufgelockert durch ihre ganz individuelle musikalische Umsetzung. Ein Kaffeetassen-Solo erklingt, bis am Ende eine Tasse fallen gelassen wird und zerspringt. „Für solche Ideen braucht man Humor, und das geht nicht bewusst, der Humor ist einfach da“, sagt Beate Wein. Ohne dieses Augenzwinkern würde das textlastige Album wohl auch nicht funtkionieren. Über die neuen Themen freuen sich jetzt nicht nur (neue) Mütter und Väter. Auch „gestandene Großväter“ seien ganz gerührt, das hatten die Künstlerinnen so gar nicht erwartet.

Aber selbstverständlich sind sie nicht auf Kinderthemen festgelegt. „Back to Dreck“ ist eben gerade nicht die Sehnsucht nach dem Sandkasten auf dem Spielplatz, sondern nach Zeit für sich selbst, „back to Sex and Drugs and Rock ’n’ Roll“.

„Keine Hand ergriff mich so wie deine“, singen die Mütter in dem Schaukelstuhllied, und man denkt an kleine, warme Kinderhändchen – aber auf der Veranda laden zwei Schaukelstühle ein zum Nichtstun, schon ganz umschlungen von Efeu, und bleiben leer. Auf der Rückseite des Albumcovers sitzen die beiden Frauen schließlich in den Stühlen, unter ihnen schlängelt sich eine langgezogene Klaviatur, die ihnen Schwung und Bodenhaftung gibt. Ein schönes Bild.

Gemalt hat das die Potsdamer Künstlerin Julia Brömsel. „Wir haben hier ein tolles Netzwerk“, sagt Beate Wein. Das brauchen sie unter anderem zum Babysitten. Denn auch wenn die Jungs am Nachmittag im Probenraum gern dabei sind und bei den Müttern ihre ganz private musikalische Früherziehung genießen – bei Konzerten bleiben sie hübsch zu Hause. Am Donnerstag wird das Duo Hand in Hand von dem Trompeter Michael Gramm und dem Posaunisten Matthias Niepenberg begleitet. E-Pianos und Percussion sowie diverse Effekte bespielen Annett Lipske und Beate Wein, in alter Frische. Wer in bunten Klamotten zum Konzert kommt, sagen sie, spart sogar ein paar Euro Eintritt. Steffi Pyanoe

Konzert am morgigen Donnerstag um 20.30 Uhr auf dem Theaterschiff in der Alten Fahrt. Der Eintritt beträgt 8 Euro

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