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Kultur: Zusammen sind sie stark für diese Welt

„Kiebich und Dutz“ hat morgen Premiere / Regie: Lars Vogel

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„Kiebich und Dutz“ hat morgen Premiere / Regie: Lars Vogel Lars Vogel ist ein unsteter Geist: „Alle paar Jahre ist ein Wechsel fällig, so dass man wieder neu gucken lernt.“ Doch so verstreut seine bisherigen Lebensstationen auch scheinen, letztlich gehören sie für ihn alle zusammen. Nach dem Abi versuchte sich der heutige Regisseur in den verschiedensten Bereichen: Er studierte ein paar Semester Psychologie und Juristerei, hatte dann Lust auf Geschichte, Politik und Theaterwissenschaften, nahm private Schauspielausbildung und verdiente sich nebenbei Geld im Straßenbau. Zwischendurch jobbte er sich quer durch das Filmgeschäft, hielt bei der Bavaria Scheinwerfer und Kabeltrommeln, assistierte an der Kamera und in der Requisite. Schließlich landete er als Dramaturg und Regisseur am Theater: eroberte sich Learning by doing das Kindertheater ebenso wie die Gegenwartsdramatik fürs erwachsene Publikum. Am Staatstheater Saarbrücken hielt es ihn schließlich fünf Jahre im festen Engagement, bis er vor knapp einem Jahr wieder die Leinen kappte. Die Lust auf neue Städte, neue berufliche Strukturen trieb ihn weiter. „Eigentlich dachte ich, jetzt kommt ein Schnitt, tickt die Uhr etwas langsamer.“ Doch die Angebote rissen nicht ab, und nun verschlug es ihn zum ersten Mal auch nach Potsdam. Mit Karl Waechters „Kiebich und Dutz“ , das vor über 25 Jahren in seiner Heimatstadt Frankfurt /Main uraufgeführt wurde, griff er sozusagen nach einem „Klassiker“ aus der Kinderbühnenkiste. Der Staub, der wegzublasen war, hielt sich indes in Grenzen. Während das Kiebich-„Urgestein“ noch ein eifriger Comic-Leser war, ist der Kiebich im Vogelschen Neu-Zuschnitt ein Computerfreak: Kiebich erlebt seine Abenteuer nur am Bildschirm. Raus in die Welt traut er sich nicht. Plötzlich aber ist Dutz da, einem Riesenberg von Kissen entstiegen. Durch ihn bekommt Kiebich Zutrauen, will sofort die Welt erobern. „Allein kriegst du leicht Schiss, aber zu zweit ist das eine herrliche Sache“, meint Kiebich. Doch Dutz hat Angst. Also zieht Kiebich alleine los. „In der Begegnung mit Dutz sieht man, welche Seite Kiebich fehlt. Ich denke, er ist die andere Hälfte von ihm. Das Stück hat angenehme Unschärfen: Dutz kann ganz Verschiedenes bedeuten, auch die Fantasie des Kiebich. Aus dem Ungefähren heraus bietet es für jeden Projektionsflächen: für Kinder ebenso wie für Erwachsene.“ Am Ende des gefahrenreichen Aufbruchs merkt man indes, Kiebich und Dutz zusammen sind stark genug, um in die Welt zu ziehen, so der Regisseur Um diese Entwicklung sinnfällig zu machen, setzen Lars Vogel und Bühnenbildner Werner Bremer auf zwei Spielorte. Anfangs erleben die Kinder den Kiebich in einem engen schwarzen Kasten. Dann wechselt das Publikum gemeinsam mit den Schauspielern den Handlungsort und damit die Perspektive. Die Guckkastenbühne wird völlig aufgelöst. Für Lars Vogel stecken hinter den imaginären Namen seiner Haupthelden ganz griffige Figuren: „Dutz ist für mich etwas Rundes, das gerne sitzt und gerne isst. Kiebich indes steht fürs Fliegen, für den Aufbruch.“ Offensichtlich steckt auch in Lars Vogel ein kräftiger Kiebich. Seine Möbel hat er derzeit im Container zwischengelagert. Nach einigen Monaten am Meer, wohnt er jetzt während der Proben am Hans Otto Theater in Babelsberg zur Miete. Nach der Premiere will er seine Zelte in Berlin aufschlagen. Angst, in ein Loch zu fallen, kennt der Freiberufler nicht. Da steht dem 40-Jährigen ganz offensichtlich sein Dutz vertrauensvoll zur Seite. Heidi Jäger Premiere morgen 10 Uhr, Reithalle A.

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