Kultur: Zwei Häuser, zwei Sprachen, eine Zukunft Integration: Filmmuseum und Filmhochschule
Noch bevor er anfängt, auf dem Podium im Filmmuseum zu argumentieren, verliert Dieter Wiedemann, Präsident der Hochschule für Film und Fernsehen (HFF) Konrad Wolf, die Geduld. Die Studenten der Filmhochschule seien „keine Heuschrecken“, die demnächst über das Filmmuseum herfallen würden, das müsse mal so deutlich gesagt werden.
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Noch bevor er anfängt, auf dem Podium im Filmmuseum zu argumentieren, verliert Dieter Wiedemann, Präsident der Hochschule für Film und Fernsehen (HFF) Konrad Wolf, die Geduld. Die Studenten der Filmhochschule seien „keine Heuschrecken“, die demnächst über das Filmmuseum herfallen würden, das müsse mal so deutlich gesagt werden. Die geplante Integration von Filmhochschule und Filmmuseum sei auch kein Einsparungsmodell, sondern eine Lösung, von der sowohl das Museum als auch die Hochschule auf lange Sicht profitieren sollen. Und eine Lösung, fügt Bärbel Dalichow, Direktorin des Filmmuseums hinzu, die nach langen Überlegungen, vielen Diskussionen und vergeblichen Fusionsversuchen mit dem Filmmuseum Berlin das Filmmuseum Potsdam in seiner jetzigen Form samt Programmkino am besten erhalten könne.
Die zukünftige Doppelspitze des Museums tritt formell am 1. Juli 2011 in Kraft. Zusammen werden Bärbel Dalichow und Michael Wedel, Professor für Medienwissenschaft und Mediengeschichte von der HFF, mit der Integration der beiden Häuser beginnen. Für das Museum und seine Mitarbeiter soll alles so bleiben wie bisher. Niemand werde gekündigt, hieß es auf einer Veranstaltung am Montag im Filmmuseum. Es könnte sogar noch besser werden, wenn man den enthusiastisch Worten von Bärbel Dalichow, Dieter Wiedemann und Birgitte Klotz, Kanzlerin der HFF, Glauben schenkt: gemeinsame Drittmittelakquise, Qualifizierungsmaßnahmen für die Mitarbeiter des Museums an der HFF, neue Studiengänge und vielleicht sogar eine „Konzeptverfeinerung“ für das Museum mit Hilfe der Filmstudierenden.
Martin Gorholt, Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur, rutscht ungeduldig auf seinem Stuhl hin und her. Er scheint die Podiumsdiskussion überflüssig zu finden. Die Integration biete dem Museum Sicherheit. Mehr Sicherheit als alle denkbaren Alternativen, ganz zu schweigen von einer Privatisierung. Das ist sein Standpunkt.
Davon sind die Mitarbeiter des Filmmuseums jedoch noch lange nicht überzeugt. Ihre Personalrats-Vertreterin Renate Schmal führt die Argumente der Belegschaft schon etwas resigniert vor: Man habe wiederholt auf Fragen keine Antwort bekommen. Nicht geklärt sei, in welchem Umfang die Mitarbeiter des Museums Aufgaben der Hochschule übernehmen sollen. Außerdem bestünde eine grundlegende Skepsis gegenüber der Fusion, weil die „inhaltlichen Gegenstände“ von Museum und Hochschule verschiedene seien. Gelegentliche Kooperationen seien zwar positiv, eine gemeinsame Verwaltungsstruktur jedoch etwas anderes. Außerdem seien die bisher vorgelegten Vereinbarungen nach wie vor zu ungenau und gäben keine ausreichenden Garantien, zum Beispiel für die Nachbesetzung von Stellen. Zum Beispiel für die von Bärbel Dalichow, die als eine der Nächsten in Rente gehen wird. Es scheint, dass die Belegschaft vor allem deshalb skeptisch ist, weil man sie nicht in einen Rettungsplan für das finanziell unter Druck stehende Filmmuseum einbezogen hat.
Bärbel Dalichow kann bei so viel Pessimismus nur an ihre Anfänge als Direktorin des Filmmuseums erinnern: „Es hätte auch sein können, dass das Filmmuseum mit der DDR untergeht“, sagt sie unwirsch. Sie sei vor allem daran interessiert, bis zum Ende ihrer Dienstzeit in zwei Jahren die Zukunft des Museums zu sichern.
Neue Impulse von Seiten der HFF-Studenten bewertet sie, ebenso wie Wiedemann, als positiv. Die „Synergieeffekte“, so das Zauberwort in dieser Diskussion, seien bereits am Wirken. Bärbel Dalichow kann eine ganze Reihe von bereits bestehenden Kooperationen zwischen Hochschule und Museum aufzählen. Die HFF profitiere von der zentralen Lage des Hauses, vom Know-How und der Erfahrung der Museumsmitarbeiter, das Museum von der besseren technischen Ausstattung, frischen Ideen der Studierenden und den Kontakten zu Prominenten der Hochschule. Die neuesten Kooperationsergebnisse werden ab November in der neuen Dauerausstellung des Museums zu sehen sein.
Renate Schmal ist trotzdem nicht beruhigt. Nach der Veranstaltung zuckt sie nur mit den Schultern. „Es wird passieren: Die Häuser fusionieren“, sagt sie, „hoffen wir das Beste“.
, ine Zimmer
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