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Der Zusammenklang der Werke. Die Arbeiten Beatrice von Braunbehrens und Helmut Karow im Kunsthaus.

©  Andreas Klaer

Kultur: Zweiklangdimensionen

Konstruktivistische Skulpturen und Fotos im Kunstverein Kunsthaus Potsdam e.V.

Stand:

Ein kleines Dreieck lugt auf dem Foto über den Rand einer Eisenplatte. Ein Haus? Ein Dach? Der Betrachter kann es nur erahnen. Unterhalb des Fotos von Beatrice von Braunbehrens findet sich auf einem Sockel ein vielfach verschlungenes Metallband. Dessen nach oben gerichtete dreieckige Spitze korrespondiert mit derjenigen auf der Fotografie. Das Band befindet sich in einem Schwebezustand zwischen konstruktivistischer Formstrenge und verspielter Verschlungenheit. Ebenso verharrt der geometrische Bildaufbau der Fotografie zwischen klarer, flächiger Gliederung und leicht angedeuteter Anekdote. So spiegeln sich die beiden Kunstwerke im Kunstverein gegenseitig. Das ist kein Zufall, stellen Beatrice von Braunbehrens und Helmut Karow doch in der Reihe „Künstlerpaare“ im Kunstverein Kunsthaus Potsdam aus.

Der Zusammenklang der Werke zeigt, dass Künstlerpaare jedenfalls dann harmonisieren können, wenn sie nicht an einem gemeinsamen Werk arbeiten. Die Korrespondenzen zwischen den ausgestellten Werken sind nicht im Vorhinein geplant, wirken aber dennoch nicht konstruiert. Fotos und Skulpturen des Paares entstehen parallel, aber nicht gemeinsam. Während Helmut Karow im gemeinsamen Atelierhaus in Bayern an Skizzen und Vorarbeiten für seine Skulpturen arbeitet, fotografiert Braunbehrens gelegentlich ihn oder das entstehende Objekt.

„Wir diskutieren darüber, manchmal ergibt sich durch die Fotografie ein ganz neuer Blickwinkel“, beschreibt Braunbehrens das kreative Miteinander. Zum Streit komme es nicht, die Konkurrenz der beiden wird wohl auch durch die Verschiedenheit der Kunstgattungen begrenzt. Das ist beileibe nicht bei allen Künstlerpaaren so, weder in der Vergangenheit noch in der Gegenwart. Rodin behandelte Camille Claudel erst schlecht und verstieß sie dann. Lee Krasner trat nie aus dem Schatten Jackson Pollocks heraus, obwohl sie offensichtlich die weitaus gereiftere Persönlichkeit und jedenfalls keine schlechtere Malerin war als der Großmeister. Und auch die Verbindung von Paula und Otto Becker-Modersohn war nur wenige Jahre stabil. Berlin allerdings scheint ein gutes Pflaster für kreativ schaffende Paare zu sein. Edward und Nancy Kienholz bereicherten von der damaligen Berliner Insel aus die ganze Welt mit ihren raumgreifenden Installationen. Matschinsky-Denninghoff schafften es, aus dem Doppelnamen ein Label zu machen. Damit griffen sie einem gegenwärtigen Trend vor, der sich mit Gilbert und George, Elmgreen und Dragset und Christo und Jean Claude fast schon etabliert hat.

Ein in dieser Art und Weise aufeinander bezogenes Werk entsteht bei Braunbehrens und Karow nicht. Die Korrespondenzen lassen aber die vertraute Nähe der beiden Lebenspartner erkennen. Keine der beiden künstlerischen Positionen gibt ihren eigenständigen Charakter auf, aber die tatsächlichen Gemeinsamkeiten hinterlassen doch Spuren. Wenn sich das Aluminiumband der Skulptur von Helmut Karow in genau abgezirkeltem Rot um in den Raum ragende, gleichfarbig spießende Stangen schlängelt, findet das Objekt sein Echo in einer Fotografie von Beatrice von Braunbehrens. Diese zeigt eine rotfarbige Baustellenverkleidung, ein aus Netzen und Stangen gebautes, recht komplexes Zweckgerüst.

Gemeinsam ist beiden Werkgruppen ein Blick auf die Wirklichkeit, der den Raum in klare Strukturen gliedert. Beatrice von Braunbehrens hat auf den Teil ihrer Fotografien verzichtet, in dem sich durchaus narrative Anklänge finden. So bietet die Ausstellung ein Bild harmonischer Konstruktionen im zwei- und dreidimensionalen Raum.

Noch bis zum 26. Juni im Kunsthaus Potsdam im Ulanenweg 9. Öffnungszeiten immer mittwochs, 11– 18 Uhr, donnerstags und freitags, 15–18 Uhr, samstags und sonntags, 12 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung. Weitere Informationen: 

www.kunsthaus-potsdam.de

Richard Rabensaat

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