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Jung und alt. Anna und Katharina Thalbach als Friedrich der Große.

©  Theo Heimann

Kultur: Zweimal Fritz, zweimal Thalbach

Der letzte Drehtag von „Friedrich – Ein deutscher König“ im Neuen Palais

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Dem Alten hat sich der Verdruss förmlich ins Gesicht gefressen. Die Jahre im Krieg, die Ernüchterung durch die Zeitläufe. Gezeichnet von seinen Erfahrungen hockt er da auf seinem Stuhl, gestützt auf einen Stock und leicht nach vorn gebeugt, trotz seines Alters und seiner Gebrechen immer noch ein wenig wie auf dem Sprung. Hinter ihm steht der Junge, gezeichnet wie der Alte, aber durch andere Erfahrungen. Trotzig und selbstbewusst der Blick, der sagt, dass hier einer kommt, der die Zukunft so lange züchtigen will, bis sie seinen Vorstellungen entspricht. Zweimal Friedrich der Große, zweimal Thalbach.

Es war ein seltsam anmutendes Spektakel, das man am gestrigen Dienstag im „Fleischfarbenen Zimmer“ im Neuen Palais beobachten konnte. Die Schauspielerinnen Katharina und Anna Thalbach in ihren Kostümen als alter und junger Friedrich posierten geduldig für zahlreiche Fotografen. Professionell ausgeleuchtet war das Zimmer, in dem der Preußenkönig einst lebte und Katharina und Anna Thalbach gaben perfekt ihre Rollen. So hatte man genug Zeit, den alten und den jungen Friedrich zu studieren und sich zu fragen, wie in wohl die beiden Frauen in dem Doku-Drama „Friedrich – Ein deutscher König“ spielen würden. Und dann überraschten Katharina und Anna Thalbach einen später mit der Aussage, dass sie ihn gar nicht gespielt hätten, diesen Friedrich, dessen Geburtstag sich im kommenden Januar zum 300. Mal jährt.

Friedrichs 300. Geburtstag, er wird das kommende Jahr in Potsdam dominieren. Allein 6000 Quadratmeter nimmt die Ausstellung „Friederisiko – Friedrich der Große“ im Neuen Palais in Beschlag, viele Räume werden dabei zum ersten Mal überhaupt der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Da will selbstverständlich auch das Fernsehen mitreden und so hatte der Rundfunk Berlin Brandenburg in das Neue Palais eingeladen, um den letzten Drehtag von „Friedrich – Ein deutscher König“ mit einer prachtvollen Fotosession und anschließender Pressekonferenz zu beschließen.

Insgesamt 15 Drehtage wurden für den 90-minütigen Film über das Leben von Friedrich dem Großen benötigt, in dem Dokumentarisches mit Fiktionalem verbunden ist. Über 1,1 Millionen Euro hat „Friedrich – Ein deutscher König“ gekostet. Und gedreht wurde nicht nur in Potsdam, sondern hauptsächlich in Schloss Oranienbaum in Sachsen-Anhalt. Einerseits wegen der entsprechende Filmförderung, andererseits wegen der logistischen Möglichkeiten. Denn das Neue Palais ließe sich wohl kaum wegen der Dreharbeiten für zwei Wochen für die Besucher schließen, so die Produzenten.

„Friedrich – Ein deutscher König“ soll den Monarchen als gebrochene Figur, also von seiner menschlichen Seite zeigen. Und für die Produzenten erschien die etwas ungewöhnliche Wahl von zwei Frauen dafür die perfekte Lösung. Denn wie Anna Thalbach in der Pressekonferenz erklärte, habe sie als Frau die entsprechende Distanz zu der Figur Friedrich des Großen, konnte sich so allein auf ihn konzentrieren. Hätte ihn ein Mann gespielt, dann nicht ohne eine gewisse Eitelkeit. Und wie bei ihrer Mutter Katharina Thalbach konnte sie auch bei sich das Phänomen beobachten, dass sie diesen Friedrich nicht gespielt hat. Wie in etwas Selbstverständliches seien sie in die Rollen des alten und jungen Friedrichs geschlüpft. „Diese Figur war klar, ich brauchte keine Fragen stellen, brauchte sie nicht spielen. Friedrich hat uns geführt“, sagte Anna Thalbach.

Wie überzeugend er sie geführt hat, wird man am 7. Januar sehen, wenn „Friedrich – Ein deutscher König“ bei Arte ausgestrahlt wird. Dirk Becker

Dirk Becker

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