Kultur: Zwischen Kratzbürsten
Das Ensemble Celeste Sirene mit „Carlo Goldoni und der Carnevale oder Trionfo Veneziano“
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All die Maskerade hilft nicht. Treffen zwei Diven aufeinander, ist Streit unausweichlich. Carlo Goldoni, Kanzleischreiber in Venedig und in seiner Freizeit Komödiendichter, versucht alles, den drohenden Konflikt zu verhindern. Er schmeichelt, katzbuckelt und balzt. Doch vergeblich. Sind Sängerin Faustina und Tänzerin Barberina erst einmal aufeinander losgelassen, hauen sie sich die Gemeinheiten in höchst vollendeter Kratzbürstigkeit nur so um die schönen Ohren. Und Goldoni mittendrin, Spielball zwischen den Fronten, bleibt nur der Schrei der Verzweiflung. Ach, wäre er doch bei seinen Nonnen geblieben. Doch die Nähe zu den Ordensschwestern sucht der Kanzleischreiber und Komödiendichter nicht aufgrund geistlicher Erbauung. Sein eindeutiger Blick und dazu das frivole Grinsen lassen keine Fragen offen, warum es den Herren so sehnsuchtsvoll hinter die Klostermauern zieht.
Wir schreiben das Jahr 1751 und in der Lagunenstadt tobt der berüchtigte „Carnevale di Venezia“. Alle feiern, versteckt hinter ihren Masken, vergessen Stand und Gelübde und genießen diese lustvolle Zeit. Natürlich auch Carlo Goldoni.
„Carlo Goldoni und der Carnevale oder Trionfo Veneziano“ heißt das Stück des Ensembles Celeste Sirene, das am Donnerstag im Garten des Havelschlösschens in Klein Glienicke und in der Venezianischen Nacht der Musikfestspiele Potsdam Sanssouci zu erleben ist. Instrumentalmusik und historischer Tanz, Lieder in venezianischer Mundart und Kompositionen von Händel, Vivaldi und Corelli haben die Potsdamer Gambisten Christiane Gerhardt und Tilman Muthesius zusammen mit dem Sänger und Tänzer Niels Badenhop und dem Lautenisten Daniel Kurz zu einer herrlichen Burleske zusammengefasst.
Niels Badenhop als Carlo Goldoni ist zu Gast beim Herren Marco Foscarini trifft er dort auf die Sängerin Faustina (Maria Kopanou), die seinen Schmeicheleien mit einer kräftigen Abfuhr begegnet. Seit langer Zeit wartet sie schon auf die Fertigstellung der von Goldoni versprochenen Arie. Dass ganz Venedig dem Karneval erlegen sei, er dadurch gar nicht zum Komponieren komme, lässt sie nicht gelten. Als dann die berühmte Tänzerin Barbarina (Natalie Adamkova) auch noch auf Foscarinis Fest erscheint, hat Faustina ein neues Opfer gefunden. Bei dem folgenden Wettstreit, welche Kunst denn nun die schönere sei, ob Gesang und Tanz, geht es neben der Vorführung der jeweiligen Künste natürlich auch um die boshaftesten Sticheleien. In dieser Disziplin sind die beiden Damen wahre Meisterinnen.
Und Goldoni? Der arme Kerl schlägt sich wacker zwischen den beiden Kratzbürsten, bis ihm die entscheidende Idee kommt, die den Streit zu einem harmonischen Ende führen kann.
„Carlo Goldoni und der Carnevale oder Trionfo Veneziano“ am 5. Juni, 20 Uhr, im Garten des Kammermusiksaals in Klein Glienicke, Waldmüllerstraße 3a. Karten unter Tel.: (0331) 7481496. Und während der Venezianischen Nacht der Muiskfestspiel Potsdam Sanssouci am 14. Juni, ab 18.30 Uhr am Schloss und der Terassenanlage der Orangerie Sanssouci. Karten unter Tel.: (0331) 2888828
Dirk Becker
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