Potsdam-Mittelmark: 1000 Euro im Jahr gespart
In Glindow wurde gestern die vierte Erdgastankstelle in der Region eröffnet
Stand:
In Glindow wurde gestern die vierte Erdgastankstelle in der Region eröffnet Werder · Glindow - Der Liter Benzin für 51 Cent – das klingt wie ein Märchen. In Glindow wird es wahr: 76,9 Cent kostet das Kilogramm Erdgas fürs Auto derzeit – rechnet man den Nutzwert auf Benzin um, ergibt das 51 Cent, sagt Monika Weihrauch. Auch leiser Motorlauf und weniger Abgase sind Argumente für Erdgas. Die Geschäftsführerin der Havelländischen Stadtwerke stellte gestern die neue Erdgaszapfsäule an der Glindower Star-Tankstelle vor. Weil der Tüv noch einen Blitzschutz fordert, geht sie erst in zwei Wochen in Betrieb. Eingeweiht wurde der Zapfhahn mit Tankkupplung und Verriegelung schon gestern. Das Netz von Erdgastankstellen in der Region wird damit etwas dichter: Im Industriegebiet Potsdam, in Linthe und in Treuenbrietzen wird der Service bereits angeboten, demnächst soll man auch in Beelitz Erdgas tanken können. Angesichts der derzeitigen Benzinpreise kommt da mancher ins Grübeln: „Bislang war das Tankstellennetz noch zu dünn, aber jetzt könnten wir prüfen, ob Erdgas nicht auch für den städtischen Fuhrpark rentabel ist“, sagte gestern Werders Bürgermeister Werner Große (CDU). Selbst wenn Gas an den Ölpreis gekoppelt und die nächste Erhöhung um 15 Prozent bereits angekündigt ist, wirbt die Gaswirtschaft für die Vorteile des Erdgasautos. Bislang sind in Deutschland 33000 davon unterwegs. Laut Weihrauch gibt es eine Selbstverpflichtung der Gasversorger: „Solange nicht mehr als 250000 Erdgasfahrzeuge fahren, wird der Preis mindestens 50 Prozent unter Benzin und 30 Prozent unter Diesel liegen.“ In den Veröffentlichungen der Gaswirtschafts-Initiative „Das Erdgasfahrzeug“ ist davon allerdings nichts zu finden. Die Bundesregierung begünstigt Erdgas jedenfalls bis 2020 bei der Mineralölsteuer. Wer 15000 Kilometer pro Jahr fährt, kann nach Angaben des ADAC durchschnittlich 1000 Euro sparen. Serienmäßige Erdgasfahrzeuge kosten, je nach Modell, 2000 bis 4000 Euro mehr als Benziner. Eine Umrüstung schlägt mit 2000 bis 5000 Euro zu Buche. Gasversorger geben oft etwas dazu, die HSW einen Tankgutschein von 500 Euro. Wenn sich Erdgas amortisieren soll, sollte man trotzdem nicht zu oft von der Möglichkeit der meisten Modelle Gebrauch machen, auf Benzinbetrieb umzuschalten. Problem: die Reichweite liegt oft nur zwischen 200 und 400 Kilometer, es gibt deutschlandweit 600 Erdgastankstellen, 400 sollen bis 2007 dazukommen. Laut HSW-Chefin Weihrauch gibt es für die Zapfsäulen zwei Voraussetzungen, die in Glindow gegeben waren: Eine Gasleitung und eine bereitwillige Tankstelle. Nur Shell lehne Erdgaszapfsäulen ab. In Glindow hat der Spaß 220000 Euro gekostet. Ein Drittel hat das Land dazugegeben, ein Drittel die Verbundnetz Wärme AG, ein Drittel die HSW. Tankstellenpächter und Eigner bekommen eine Provision für den Verkauf. Die polnische „Orlen“, Eigner der Star-Tankstellen, hat in Deutschland bereits 15 Erdgaszapfsäulen eingerichtet, so Mitarbeiter Adam Lewandowski. „Wir wollen mit der Zeit gehen und unseren Kunden auch ökologische Kraftstoffe anbieten.“ Konkurrenz wird nicht befürchtet: Bis Erdgas konventionellen Treibstoffen den Markt streitig macht, sei es ein weiter Weg. Und ob sich Erdgas trotz großer Tanks gegen Pflanzenöl, Autogas, Biodiesel und Wasserstoff dauerhaft durchsetzen wird, ist ebenfalls offen. Sparen kann man aber schon mal. Henry Klix
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: