Potsdam-Mittelmark: 400 Interviewer für Zensus 2011 unterwegs
32 000 Mittelmärker werden bis Ende Juli zu Job, Religion und Herkunft befragt. Vorsicht ist geboten
Stand:
Potsdam-Mittelmark - In dieser Woche haben auch im Landkreis Potsdam-Mittelmark die Umfragen für den Zensus 2011 begonnen. Ehrenamtliche Interviewer werden noch bis Ende Juli insgesamt 32 000 Mittelmärker zu Hause aufsuchen, um mit ihnen den zehnseitigen Fragebogen für die Volkszählung durchzugehen – oder ihnen auf Wunsch das Papier zum Selbstausfüllen zu überlassen. Darin geht es um Auskünfte zu Herkunft, Religion, Ausbildung und Job. Wer als Proband ausgewählt wurde, ist verpflichtet, die zum Teil sehr persönlichen Informationen preiszugeben. Auch Name und Anschrift werden dabei notiert.
Für die Befragungen sind im Landkreis drei Erhebungsstellen in Bad Belzig, Werder (Havel) und Teltow eingerichtet worden. Hier sind in den vergangenen Wochen auch die freiwilligen Interviewer geschult worden. „Sie wurden von uns auf Datenschutz und Geheimhaltung verpflichtet“, so die Leiterin der Bad Belziger Erhebungsstelle, Carmen Gehricke. Grundsätzlich werde niemand von ihnen im eigenen Wohnort eingesetzt. Und sollte doch jemand einen Zensus-Mitarbeiter „von früher“ kennen und Bauchschmerzen mit den Fragen haben, könne durchaus ein anderer angefordert werden. Insgesamt 400 Befrager werden für den gesamten Landkreis gebraucht. Vor allem im Umfragebezirk zwischen Teltow und Michendorf hatte es bis zum Schluss an Freiwilligen gemangelt. Hier sind jetzt unter anderem Angestellte der Gemeindeverwaltungen und Mitarbeiter der AOK verpflichtet worden.
Bundesweit sind auch schon die ersten schwarzen Schafe unterwegs und versuchen, sich als Zensus-Interviewer sensible Daten zu erschleichen – oder den Befragten etwas zu verkaufen. Carmen Gehricke warnte gestern in einem Pressegespräch vor solchen Drückern. Wer als Zensus-Proband ausgewählt worden ist, habe ein Ankündigungsschreiben bekommen. Ein echter Volksbefrager tauche nicht spontan auf, erläuterte sie. Außerdem hätten die Interviewer einen Ausweis der Erhebungsstelle, den sie zusammen mit dem Personalausweis ungefragt vorzeigen müssen.
Ein Recht auf Zutritt zur Wohnung haben auch die echten Interviewer nicht, wie die Verbraucherzentrale Brandenburg mitteilt. Die Befragungen können durchaus auch vor der Wohnungs- oder Haustür vorgenommen werden. Wer möchte, kann sich die Bögen auch aushändigen lassen und sie selbst ausfüllen. Sie werden dann später persönlich abgeholt. Darüber hinaus ist es möglich, die Fragen über einen codierten Zugang im Internet zu beantworten. Wer sich zum Interview bereit erklärt sollte berücksichtigen, dass die Gespräche zwischen 15 und 30 Minuten dauern sollten. Und: Zu Bankdaten stellt ein Zensus-Mitarbeiter keine Fragen. Auch würden niemals per Telefon Daten abgefragt oder Termine vereinbart werden – all dies läuft schriftlich. Wenn ein Termin nicht passt, muss der Befragte von sich aus bei der zuständigen Erhebungsstelle anrufen.
Parallel zur Volksbefragung läuft auch eine Haus- und Wohnungsbefragung. Darin müssen sämtliche Eigentümer schriftlich Auskunft zu ihren Immoblien geben. Am Zensus 2011 hingegen sind nur zehn Prozent – alle zufällig ausgewählt – der Deutschen beteiligt. Insgesamt kostet die bundesweite Volksbefragung 710 Millionen Euro, die von Bund und Ländern finanziert werden. Über den Sinn des Projektes in Zeiten elektronischer Datenbanken, über die mittlerweile alle Behörden verfügen sollten, scheiden sich die Geister – auch in Potsdam-Mittelmark. „Es würde mich doch sehr wundern, wenn die gesammelten Daten stark von den vorhandenen abweichen“, bemerkte Landrat Wolfgang Blasig (SPD) gestern.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: