Potsdam-Mittelmark: 52 Jahre im Amt des Kämmerers
Der Teltower Heimatverein gestattete einen Blick in seine Archive, wo reichlich unentdeckte Stadtgeschichte schlummert
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Der Teltower Heimatverein gestattete einen Blick in seine Archive, wo reichlich unentdeckte Stadtgeschichte schlummert Teltow. Als Werner Hilsberg im Frühjahr 1990 loszog, um Wachtürme und Grenzanlagen von Teltow und Kleinmachnow zu fotografieren, ahnte er, dass diese Spuren deutscher Teilung bald beseitigt werden. Der Teltower Hobbyfotograf dokumentierte detailgetreu Metallgitterzäune, sowie äußere und innere Grenzmauern, damit künftige Generationen sehen können, was das für eine Mauer war. Auch die Wupperbrücke und die alte Autobahnbrücke in Albrechts Teerofen hat er fotografiert, obwohl ihn niemand dazu drängte. Akribisch hat er alle Bilder in Diarahmen gesteckt, beschriftet und in Karteikästen sortiert. Die werden nun in einem der vielen Schränke im Archiv des Teltower Heimatvereins aufbewahrt. Das Archiv befindet sich seit kurzem im Bauamt in der Iserstraße, nachdem der Heimatverein im Herbst letzten Jahres die Räume in der Kuppelmayerschen Siedlung geräumt hatte. Am Freitag wurde im neuen Domizil ein bisschen vorgefeiert, denn der Verein hat bald seinen 10. Geburtstag. Bürgermeister Thomas Schmidt überreichte Vereinschef Peter Jaeckel als Geschenk einen Spaten. „Der wird erst in 50 Jahren historischen Wert besitzen, denn er wurde für den ersten Spatenstich der Teltower S-Bahn benutzt“, betonte Schmidt. Das neue Inventarstück reiht sich ein in eine Sammlung von rund 3000 Exponaten, die seit 1990 registriert wurden. Damals noch auf Kerblochkarten, seit einiger Zeit auf CD und Festplatte. Längst reicht auch der Platz im Museum am Hohen Steinweg nicht mehr aus, um alle Schätze zeigen zu können, weshalb wechselnde Themenausstellungen gestaltet werden. Allen Gästen der Feier war es erlaubt, in den Sammlungen, alten Zeitschriften, Büchern und Dokumenten des Archivs zu stöbern. Und so erfuhr man, dass Adolf Hannemann, seines Zeichens Kämmerer des Kreises Teltow, der Namensgeber der Hannemannstraße in Teltow-Seehof ist. Ganz sicher nicht unverdient, denn aus seinem Verwaltungsbericht von 1872 bis 1924 geht hervor, dass der Kämmerer 52 Jahre sein Amt ausübte. Im Bericht wird auch Bilanz über eine Schweineversicherungskasse des Kreises Teltow gezogen, in die Ackerbürger einzahlten, die im Besitze von Borstenvieh waren, was seinerzeit durchaus üblich war. Sogar die Polizei kontrollierte, ob jedes Tier im eigenen Verschlag blieb und sich nicht etwa in umtriebiger Laune zu gewissen Schweinereien in Nachbars Revier verlocken ließ. Vom städtischen Gepräge zeugt dagegen ein Schild auf einem Regal, das über Teilstrecken der Dampfstraßenbahn informiert, von denen es 13 Strecken für die Linie T gab. Eine führte von der Berliner Kronprinzenallee nach Teltow zum Endhaltepunkt Hindenburgplatz. Für eine Fahrt waren 15 Pfennige zu entrichten. Beliebt waren auch Ausflüge nach Teltow mit dem Rad. Der Maler Lyonel Feininger, der 1908 in Zehlendorf wohnte, radelte oft nach Teltow. Nicht nur um die Andreaskirche zu skizzieren, sondern auch die umliegenden Straßen. Neben einer Reproduktion seines Gemäldes von der Andreaskirche zeigt das Heimatmuseum nun auch Kopien von Skizzen aus Teltows Altstadt. Einige Teltower sind sogar überzeugt, dass im Haus gegenüber der Andreaskirche eine Tante Feiningers wohnte, die er oft besuchte. Die Teltower Malerin und Vereinsmitglied Erika Kleinschmidt hat dieses Stadtkapitel recherchiert, zu dem auch eine farbige Ansicht von der Bäckerstraße gehört. Viel Unentdecktes wartet noch in Schränken und Regalen, Teltower Seiten zu zeigen, die weiter reichen als das Bild vom Gewerbe- und Durchgangsort am Rande der Hauptstadt. KiG
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