Potsdam-Mittelmark: 900 Tonnen Müll landen jährlich in der Landschaft Herrenloser Abfall kostet APM-Kunden in diesem Jahr 142 000 Euro. Landrat legt aktuelle Bilanz vor
Potsdam-Mittelmark - Müllpate Bernd R. war nicht der einzige Umweltsünder im Landkreis: Auch im Kleinen wird illegal verklappt, wo sich die Gelegenheit bietet.
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Potsdam-Mittelmark - Müllpate Bernd R. war nicht der einzige Umweltsünder im Landkreis: Auch im Kleinen wird illegal verklappt, wo sich die Gelegenheit bietet. Sperrmüll im Wald, Bauschutt am Feldesrand – knapp 876 Tonnen herrenlosen Mülls musste die Abfallwirtschaft Potsdam-Mittelmark GmbH im vergangenen Jahr wieder beseitigen. Die Menge hat gegenüber dem Vorjahr zwar leicht abgenommen, der Trend ist aber seit zehn Jahren stabil. In diesem Jahr kostet die Beseitigung 142 000 Euro – Geld, dass der Entsorger nun auf die Gebühren umlegt.
In der Kreisverwaltung sorgen diese Zahlen für Kopfschütteln: „Illegal Müll zu entsorgen ist doch wesentlich umständlicher, als ihn von der APM abholen zu lassen“, sagte Landrat Wolfgang Blasig (SPD) am Dienstag in einem Pressegespräch in Bad Belzig. Zusammen mit der APM stellte er die jährliche Abfallbilanz vor. Blasig verwies auf den umfangreichen Service des kommunalen Entsorgers: Man müsse nur anrufen und schon werde zum Beispiel Sperrmüll vor der Haustür abgeholt – gebührenfrei.
Mit 77 Prozent machte der Haus- und Sperrmüll den größten Anteil dessen aus, was Bürger im vergangenen Jahr unerkannt in die Landschaft gekippt haben. Zehn Prozent waren Bauabfälle, fünf Prozent waren Altreifen. 0,7 Prozent – unterm Strich sechs Tonnen – waren gefährliche Stoffe wie Lösungsmittel oder Altöl. All dies könne man guten Gewissens auch zu den Wertstoffhöfen der APM in Niemegk, Teltow und Werder (Havel) bringen. Hier werde man „alles los außer radioaktivem Abfall“, so der Landrat.
In der Gesamtbilanz der APM macht der herrenlose Müll – also jener, der keinem Verursacher zugeordnet werden kann – nur einen Bruchteil von 1,2 Prozent aus. Dazu gehören auch heimlich abgestellte Altfahrzeuge. Wenigstens deren Zahl ist seit 2003 enorm zurückgegangen: Damals mussten noch 137 alte Autos durch die APM entsorgt werden, im vergangenen Jahr nur noch zwei.
Der meiste Abfall kommt indes über die Hausmülltonnen zusammen. Gut 20 000 Tonnen landeten hier im vergangenen Jahr. Im Durchschnitt hat damit jeder Einwohner 103 Kilogramm Restmüll produziert. In der landesweiten Bilanz der Müllvermeider liegen die Mittelmärker damit an zweiter Stelle hinter den Bewohnern von Ostprignitz-Ruppin (91 Kilogramm). Am meisten Hausmüll haben die Potsdamer mit 188 Kilogramm im vergangenen Jahr produziert.
Die Zahl ließe sich für Potsdam-Mittelmark noch weiter senken, erklärte Hannes Strunz von der APM – wenn die Haushalte noch intensiver die Biotonne nutzen würden, die hier vor sieben Jahren flächendeckend eingeführt worden ist. Denn wie eine Studie im vergangenen Jahr ergeben hatte, ist knapp die Hälfte des Hausmülls organischer Natur. Strunz verwies darauf, dass die Entleerungsgebühren für die Biotonne weit günstiger seien als jene für die Restmülltonne.
Mehr Abfall als andere produzieren die Mittelmärker indes beim Sperrmüll: 42 Kilo wurden im vergangenen Jahr pro Anwohner angemeldet und zur Abholung an die Straße gestellt. Die Zahl steigt seit Jahren. Landrat Blasig deutete das Phänomen auch als Zeichen des wachsenden Wohlstandes im Kreis: Die Leute hätten höhere Einkommen, könnten mehr kaufen – und sich damit alter Einrichtungsgegenstände entledigen. Demnach wären die Einwohner von Brandenburg (Havel) sogar noch reicher: Hier fielen 2011 im Schnitt 49 Kilogramm pro Bürger an.
Erfreulich hoch sei indes die Menge der Wertstoffe: Insgesamt 50 000 Tonnen Papier, Glas und Verpackungsmaterialien wurden von den Mittelmärkern 2011 in die entsprechenden Extra-Behälter getan, um nun recycelt zu werden. Dies zeige, dass der Müll in Potsdam-Mittelmark „auch weiterhin kräftig getrennt wird“, bilanziert der Entsorger. Allerdings nur solange er nicht den illegalen Weg in die Landschaft findet.
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