Potsdam-Mittelmark: Ab Januar vier Service-Stellen für Hartz Landkreis bei ALG II in den Startlöchern
Potsdam-Mittelmark - Seit ungefähr zwei Jahren bereitet sich der Landkreis Potsdam-Mittelmark auf die Einführung des neuen Arbeitslosengeldes II (ALG II) vor. Seit einem Jahr verhandelt die Verwaltung konkret mit der Bundesagentur für Arbeit darüber, wie die Unterstützung für Langzeitarbeitslose und sozial Schwache in der Region künftig aussehen soll.
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Potsdam-Mittelmark - Seit ungefähr zwei Jahren bereitet sich der Landkreis Potsdam-Mittelmark auf die Einführung des neuen Arbeitslosengeldes II (ALG II) vor. Seit einem Jahr verhandelt die Verwaltung konkret mit der Bundesagentur für Arbeit darüber, wie die Unterstützung für Langzeitarbeitslose und sozial Schwache in der Region künftig aussehen soll. Ergebnis dieser Diskussion ist die Bildung einer Arbeitsgemeinschaft zwischen den beiden Behörden sowie die Einrichtung von vier dauerhaften Service-Stellen in den Städten Belzig, Brandenburg (Havel), Teltow und Werder. Hier soll ab dem kommenden Jahr das Geld ausgereicht und beraten werden. 130 bis 150 Mitarbeiter aus einem Pool von Arbeitsagentur und Sozialamt sollen sich dann um die Belange der Antragsteller kümmern. Über eine entsprechende Vorlage soll der Kreistag am 9. September abschließend entscheiden. Das kündigten Landratsamt und Jobagentur am Montag gegenüber der Presse an. Womöglich werde es sogar noch weitere Beratungsstellen im Landkreis geben, so Dezernent Thomas Schulz. Damit könnte man in der Fläche noch präsenter sein und die ALG II-Empfänger vor Ort fördern und fordern. Die Geschäftsstellenleiterin der Agentur für Arbeit in Belzig, Katrin Urban, sprach bei dieser Art von Bürgernähe gar von einem Pilotprojekt. Immerhin sei die Umsetzung der Hartz IV-Reform auf dem Land etwas anderes als in der Stadt. Denn dort könnten ALG II-Empfänger mit Bus und Bahn zu den entsprechenden Behörden fahren, was in der Mittelmark nicht überall möglich ist. Während gestern in verschiedenen ostdeutschen Städten Bürger gegen Hartz IV demonstrierten – mit der Reform wird die Arbeitslosenhilfe auf Sozialhilfeniveau gesenkt – und die Gewerkschaft der Polizei bereits mit sozialen Unruhen rechnet, habe der Unmut die Mittelmark noch nicht erreicht. Dennoch wird überlegt, in den Auszahlungstellen für alle Fälle Sozialarbeiter hinzuzuziehen. In Sonderberatungsstellen überall im Landkreis können die Betroffenen schon jetzt Fragen stellen und erhalten Unterstützung beim Ausfüllen des 16-seitigen Antragsformulars (PNN berichteten). Bis 31. August besteht diese Möglichkeit, das bringe Ruhe in die allgemeine Diskussion, so Katrin Urban. Sie bemerke auch einen positiven Effekt von Hartz IV: „Viele Leute werden jetzt wach und fragen nach Arbeitsstellen und Fortbildungsmöglichkeiten.“ Ein weiterer Vorteil ergebe sich im Zusammenhang mit der Jobvermittlung: Die Mitarbeiter der Arbeitsagentur hätten durch Hartz IV die gesamten Lebensumstände eines Arbeitslosen im Blick und könnten so besser reagieren. Ängste gebe es dennoch, auch innerhalb ihrer Behörden. Mit der Errichtung der Service-Stellen befinde man sich in einer Umbruchphase. Probleme erwarten die Verantwortlichen im Zusammenhang mit der kurzen Umsetzungszeit, schließlich müssten alle Anträge rechtzeitig eingelesen werden, damit der Übergang reibungslos erfolgt. Grundsätzlich sei die Reform zu begrüßen, so Katrin Urban. Allein die zahlreichen Kompromisse, die letztendlich auf unterster Ebene umgesetzt werden müssen, seinen problematisch. Dezernent Schulz geht davon aus, dass sich die Lage bis Mitte nächsten Jahres eingependelt hat. Damit, dass die Leute in kleinere Wohnungen ziehen müssen, wird in Belzig jedoch nicht gerechnet. Thomas Lähns
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