
© A. Klaer
Potsdam-Mittelmark: Abgedreht und angerichtet
Uwe Große-Wortmann aus Schwielowsee nahm an der TV-Show „Das perfekte Dinner“ teil. Und ging dafür in Ferch einkaufen
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Und noch einmal und noch einmal. Der Kleinwagen von Uwe Große-Wortmann fährt den Waldweg rückwärts hinunter und kommt dann mit Schmackes zurück. Der Fahrer parkt unter den Bäumen, steigt aus und lächelt dabei in die Kamera. „Ach Gott, du hast ja ’ne andere Hose an als heute Morgen, das müssen wir den Zuschauern erklären“, sagt die Frau mit dem Drehbuch.
Mitten im Wald bei Ferch entstehen an einem nebeligen Freitagvormittag Aufnahmen für eine Fernsehfolge „Das perfekte Dinner“. Protagonist Uwe soll beim Wirt der Märkischen Wildschweinbäckerei Fleisch abholen. Volker Paulus, zünftig mit Lederschürze, hat bereits etwas vorbereitet. Doch das Sagen hat hier und heute das Drehteam, das die Übergabe der Wildschweinfilets medienwirksam vor der geöffneten Tür des Steinbackofens – mit lodernden Flammen im Feuerloch – inszeniert.
Wirt und Hobbykoch nehmen es sportlich, wenn manches wiederholt werden muss. „Ich kenne die Branche “, sagt Uwe Große-Wortmann. Der 55-Jährige aus Schwielowsee ist Journalist, PR-Berater und Dozent an der Medienschule Babelsberg und bei der Friedrich-Naumann-Stiftung. Nun wird er selbst in der ersten Dezemberwoche in der Vox-Sendung „Das Perfekte Dinner“ zu sehen sein. Zum ersten Mal lässt der Kölner Sender die Show in und um Potsdam drehen. Eine Kandidatin aus Potsdam und vier aus dem Umland sind dabei und kochen in ihren Wohnungen für die Gäste – und um die höchste Punktzahl.
Uwe Große-Wortmann ist der letzte und folglich am Freitagabend dran. Freitagvormittag beim Einkaufsbummel übers Land ist er noch guter Dinge. Dass er erst am folgenden Tag gegen drei Uhr morgens zur Ruhe kommen wird, ahnt er noch nicht, als er gegen elf Uhr Fleisch einkauft und dann weiterfährt nach Werder, um dort Obst und Gemüse zu besorgen.
„Es war unglaublich stressig, das hätte ich nie gedacht“, sagt er drei Tage später und dem Ausgleich seines Schlafdefizits bereits ein wenig näher. Dennoch – er bereue nichts. Einmal könne man so etwas mitgemacht haben – aber nun reiche es auch. Für das Format beworben habe er sich aus einer Laune heraus. Dann kam tatsächlich ein Rückruf, es folgte ein mehrstufiges Kennenlern- und Auswahlverfahren. Von den finalen 14 Kandidaten wurden Bewerbervideos erstellt, anschließend noch einmal von Vox ausgesiebt. Weiterhin brauchte Uwe Große-Wortmann einen Gesundheitscheck und musste Verträge unterschreiben. Sein Sohn musste zustimmen, dass ein Foto von ihm, in Jan Uwe-Großmanns Wohnung auf einem Regal, im Fernsehen gezeigt werden darf. Drei Drehteams begleiteten das Projekt, fast rund um die Uhr waren Kameramann, Tonmann und Regisseurin dabei.
Die ersten Abende seien sehr lustig und entspannt gewesen, sagt Uwe Große-Wortmann, da kochten schließlich auch die anderen. Er habe tolle Leute kennengelernt – das hätte ja durchaus anders sein können, sagt er nachdenklich. „Wir hatten viel Spaß.“ Auch wenn sie sich zeitweise wie in einem Panoptikum vorkamen – eine Handvoll Leute unter ständiger Beobachtung doppelt so vieler Filmleute, dazu Beleuchtung, die die Räume permanent aufheizte. „Zum ersten Dinner kamen alle noch ganz schnieke und zivilisiert, dann wurde es legerer, T-Shirts und so“, sagt er belustigt.
Und es wurde durchgehend auf sehr hohem Niveau gekocht, das habe ihn beeindruckt. „Ich war der einzige, der nichts mit Gastronomie zu tun hatte“, sagt er. In seiner vergleichsweise kleinen Küche musste improvisiert werden, damit Kameramann und Tonmann hineinpassten. „Zeitweise saß jemand oben auf dem Schrank“, amüsiert er sich – jetzt, wo alles vorbei ist. Die Wohnung sei am Ende recht verwüstet gewesen, aber er und seine Frau haben es gut verwunden.
Von seiner Frau bekam er Hilfe bei der Vorbereitung am Nachmittag. Dann ging alles schnell, 20 Minuten blieben ihm zum Duschen und Umziehen, bevor die Gäste kamen. Auch hier dasselbe Spiel: Die Begrüßung wird so lange wiederholt, bis sie perfekt abgedreht ist. „Da passieren unglaublich viele Pannen, man verquatscht sich oder der Ton fällt aus“, sagt der Medienexperte. Dazu kommen die Katastrophen in der Küche. „Jedem von uns ist etwas schiefgegangen, so ist das eben“, sagt er. Bei ihm war es der Backofen, der nicht so wollte und sein Dessert gefährdete. Gerade darauf hatte sich der Koch sehr gefreut: „Ich darf einen Bunsenbrenner benutzen, das macht bestimmt richtig Spaß“, hatte er voller Spannung noch am Vormittag gesagt. Während des vielleicht perfekten Dinners blieb ihm selbst kaum Zeit für Gäste. Für etwa fünf Minuten habe er sich jeweils zum Essen an den Tisch gesetzt. Ansonsten verbrachte er die Nacht in der Küche. So sei das aber allen Köchen gegangen.
Wie alles ausgegangen ist, ob er Herr der Lage blieb und wie Fleisch, Fisch und Nachspeise bei seinen Gästen ankamen, das darf er nicht verraten. Das ist in der ersten Dezemberwoche auf Vox zu sehen.
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