Potsdam-Mittelmark: Abschied auf vier Pfoten
Im Werderaner Ortsteil Kemnitz entsteht ein Gnadenhof für Tiere, die niemand mehr will
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Werder (Havel) - Lucky, Falcon und Heide können aufatmen. Sie sind alt, gebrechlich – hoffnungslose Fälle eigentlich. Lucky, der schwarze Schäferhund-Mischlingsrüde, hat noch dazu einen ausgeprägten Jagdtrieb, der sich auf alles Bewegliche richtet. Mit Autos und Radfahrern kommt er nicht zurecht. Der Collie Falcon hat Herzprobleme und Heide muss ihr Übergewicht abspecken. Im Tierheim Verlorenwassser leben die drei schon seit über einem Jahr, niemand kommt und nimmt sie mit.
Jetzt gibt es für sie eine letzte Hoffnung: Noch in diesem Jahr werden sie nach Kemnitz ziehen, in ein Zuhause mit großem Garten. In dem Werderaner Ortsteil wird der Trägerverein „Tierfreunde Berlin-Brandenburg“ einen Gnadenhof errichten, für ganz schwierige Fälle. Es soll ein Hunde- und Katzenparadies werden. Aber auch Kleintiere wie Kaninchen oder Vögel dürfen in hohem Alter und gezeichnet von Krankheit dort auf Streicheleinheiten hoffen.
Auf die Idee kam Wolfgang Aland, der als Vereinsmitglied der „Tierfreunde“ ehrenamtlich das Heim in Verlorenwasser seit 2008 koordiniert. Ihm wurde klar, dass manche der insgesamt 200 Tiere einfach zu lange in ihren Zwingern saßen. „Die meisten Leute interessieren sich nur für die jungen Tiere – übrig bleiben die älteren, gebrechlichen oder kranken“, so Wolfgang Aland. Sie hätten oft trotzdem eine Menge Lebensfreude.
Durch eine glückliche Fügung ist der Verein zu dem 4000 Quadratmetern großen Grundstück im Werderaner Ortsteil gekommen. Der Besitzer von Lucky lebte in dem Einfamilienhaus bis zu seinem Tod, im Garten sind Scheunen und Anbauten. Testamentarisch hielt der Tierfreund fest, dass sein Hund und auch andere Tiere des Tierheims Verlorenwasser dort leben könnten. Sein letzter Wille: Sein Haus solle ein Gnadenhof werden.
Für Wolfgang Aland kam das Angebot passend, er hatte sich ja bereits Gedanken über ein solches Projekt gemacht. „Wir haben schon lange davon geträumt, unseren Tieren ohne Perspektive eine Extrabetreuung zu ermöglichen“, so Aland. In Verlorenwasser könnten zum Beispiel kranke Tiere nachts nicht extra betreut werden. Bisher scheiterte die Idee an der Finanzierung: Das Tierheim lebt von privaten Spenden. Das reiche gerade mal für das Futter und den Tierarzt im Heim.
„In Kemnitz entsteht kein Tierheim, sondern ein Wohnhaus, in dem zwei Personen und rund 15 Tiere wohnen“, betont Aland. Seit einigen Monaten wird nach passenden Tierbetreuern gesucht. „Ideal wäre für uns ein Paar. Auch Vater und Sohn ist möglich. Jedenfalls sollte eine Person sich ganztags Zeit für die Tiere nehmen“, erklärt Wolfgang Aland. Als Gegenleistung könnten die zwei Personen dann günstig zur Miete auf dem Gnadenhof-Areal wohnen.
Zwei Personen seien auch wichtig, um die zum Teil anstrengende Arbeit zu meistern. „Nur Tiere zu streicheln geht nicht, man muss auch zupacken und vor allem Leid ertragen können.“ Der Gnadenhof werde auch als Tier-Hospiz genutzt.
Damit Hund, Katze und Kleintiere genügend Aufmerksamkeit bekommen, sollen nicht zu viele Tiere in dem zweistöckigen Haus wohnen dürfen. Wer in den Genuss der liebevollen Betreuung kommen wird, stehe noch nicht fest. „Lucky, der Hund des verstorbenen Eigentümers, ist auf jeden Fall dabei.“ Generell werden nur Hunde und Katzen aufgenommen, die sich das Leben nicht gegenseitig zur Hölle machen.
Doch bis es so weit ist, muss auf dem Gnadenhof auch noch viel renoviert und einige Teile der Scheune und Garagen saniert werden. „Wir machen das alles ehrenamtlich und nebenher, da kommen wir nicht so schnell voran“, sagt Aland. Eine neue Abwasseranlage wird noch benötigt und für den Garten ein Brunnen. Fliesen müssen verlegt und ein Zaun gezogen werden. Über tatkräftige Unterstützung würde sich Aland freuen. Er hofft, dass der Hof noch in diesem Jahr fertig wird, damit seine tierischen Sorgenkinder einen schönen Lebensabend bekommen.
Mehr Informationen unter:
www.tierheim-verlorenwasser.de
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