Potsdam-Mittelmark: Abstinenz nicht erwartet
Suchtberatungsprojekt für Jugendliche in Teltow gestartet
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Teltow – Wolf Stein kennt die Realitäten unter mittelmärkischen Jugendlichen. 241 junge Leute mit Suchtproblemen kamen allein im dritten Quartal 2006 zu ihm in die Beratungsstelle für Suchterkrankungen der AWO Potsdam Mittelmark, um eine Einzel- oder Gruppenangebote wahrzunehmen. Acht Prozent von ihnen seien unter 25 Jahre alt gewesen, so der Leiter der Suchtberatungsstelle.Tendenz steigend.
Regelrechtes Suchtverhalten sei zwar „eher die Ausnahme“, sagt Stein. Die Jugendlichen fielen dafür durch „Missbrauchverhalten“ auf. Extremer Alkoholkonsum, Stichwort: „Komasaufen“, an einem Abend, an anderen Tagen dagegen kein Alkohol. Auch wenn Alkoholmissbrauch das Hauptproblem sei: Die zunehmende Zahl von jungen Leuten, die illegale Suchtmittel wie Cannabis oder Amphetamine gebrauchen, sei „sehr ernst zu nehmen“, erklärt Stein. Schätzungsweise 10 000 Mittelmärker hätten bereits Cannabis probiert. Diese Zahl ergibt sich laut Stein aus der Umrechnung von bundesweit erhobenen Zahlen zum „Kiffen“ auf den Brandenburger Landkreis.
Deshalb startete Wolf vor wenigen Tagen in Teltow ein neues Präventionsprojekt mit Namen „Konvoi“. An acht Nachmittagen sollen sich bis zu zehn Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 15 und 25 mit den Gefahren des Suchtmittelkonsums auseinander setzen. Wolf will auch auf die Wirkungen des besonders gefährlichen Mischkonsums verschiedener Drogen hinweisen.
Die Beschäftigung mit dem eigenen Konsumverhalten könne den Ausbruch einer Suchterkrankung verhindern, hofft Wolf. Denn gerade bei Heranwachsenden habe man es nicht mit langjährig Süchtigen zu tun. Die Jugendlichen befänden sich in einer Phase der Persönlichkeitsbildung und Rollenfindung, wollten Dinge ausprobieren.
Zielgruppe von „Konvoi“ seien vor allem die „Erstauffälligen“ - Jugendliche, die zum Beispiel in Betrieb oder Schule bereits auf ihren Drogen- oder Alkoholkonsum angesprochen werden. Denn „Jugendliche, die die Sache easy nehmen, werden nicht kommen“, weiß auch Wolf. Um das Programm, das ein „fortlaufendes Angebot“ werden soll, bekannt zu machen, arbeite er unter anderem mit der Jugendgerichtshilfe, der Polizei und den Schulen zusammen. „Wir erwarten keine Abstinenz“, erklärt Wolf die Voraussetzung für die Teilnahme an dem kostenlosen Programm. Er erwarte aber, dass die Teilnehmer nüchtern zu den anderthalbstündigen Treffen erscheinen. Damit das Angebot nicht nur „schulischen Charakter“ hat, sind auch Freizeitaktivitäten eingeplant, erklärt Wolf. Zudem sollen die Teilnehmer in „Selbsttests“ über ihr Essverhalten oder den Alkoholkonsum erfahren, wo sie stehen. Auch über die rechtlichen Folgen illegalen Drogenkonsums will Wolf informieren. JaHa
Weitere Informationen unter Tel.: (03328) 33 42 66.
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