Potsdam-Mittelmark: Abwarten und hinhalten
Die Feldstraße ist mit giftigem Material belastet. Die Frist für die Beseitigung läuft ab, aber nichts tut sich
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Die Feldstraße ist mit giftigem Material belastet. Die Frist für die Beseitigung läuft ab, aber nichts tut sich Nuthetal - Bei der mit gesundheitsschädlichem Recyclingmaterial ausgebesserten Feldstraße in Rehbrücke wird sich offenbar so schnell nichts tun. Zwar hat die Gemeinde eine Frist vom Landkreis bekommen, den Zustand bis zum 31. Oktober zu ändern. Das Bauamt hat aber einen Aufschub beantragt mit dem Hinweis darauf, die Straße im kommenden Jahr grundhaft auszubauen. Fraglich ist allerdings, woher angesichts von Schulden und Haushaltskonsolidierungskonzept das Geld kommen soll. Auf PNN-Anfrage gab Bürgermeister Gerhard Ling (CDU) die Auskunft: Er rechne damit, dass die Straße bis zum Jahr 2006 ausgebaut werden könne. Bergholz-Rehbrückes Ortsbürgermeisterin Annerose Hamisch-Fischer (PDS) indes hält entgegen, was in der Gemeindevertretung Konsens sei: „In den nächsten Jahren kann die Gemeinde keine Straßenausbauprojekte schultern.“ Beim Landkreis verlässt man sich bis auf weiteres auf die Nuthetaler Zusage: „Ich kann mich jetzt erstmal zurücklehnen“, sagt Jürgen Kettler vom Kreisstraßenbetrieb. Um die schlechte finanzielle Lage der Kommunen weiß er selbstverständlich. Zudem hält er die Gefahr, die von dem verbotenen Recycling-Material ausgeht, nach mehreren Jahren für „nicht mehr so relevant“. Das sieht wiederum Gerhard Kruspe, Anwohner und Vorsitzender des Bauausschusses, anders: „Hier wird reiner Zementstaub durch die Gegend geblasen. Gesund ist das nicht.“ Einig sind sich Kruspe und Kettler dagegen in einem anderen Punkt: Dass das Recyclingmaterial auch schon bei seiner Aufbringung vor vier Jahren nicht als Deckschicht in Siedlungsstraßen erlaubt war. Gerhard Ling dagegen spricht immer wieder davon, dass sich hier die Gesetzeslage geändert habe. Im jüngsten Bauausschuss war davon die Rede, die Anwohner sollten den Ausbau der Straße in Eigenregie betreiben, was mittlerweile in Nuthetal als der Weg der Zukunft gilt. Der Abwasserzweckverband hat zudem angekündigt, sich im Zuge der Verlegung der Wasserleitungen zu 50 Prozent an den Kosten zu beteiligen. Unter den Bewohnern hat sich bisher aber noch keine Initiative geregt. Anders in der Schubertstraße. Anwohner Ronny Wolf hat sich vor kurzem an einem Schlagloch die Bodenverkleidung seines Wagens aufgerissen. In einem Brief hat er die Gemeinde aufgefordert, ihm die Kosten für die Reparatur zu erstatten, worauf die sich allerdings kaum einlassen wird. „Unangemessene Fahrweise“, hieß es jüngst im Bauausschuss. Nun hat sich Wolf mit Rainer Haßmann getroffen, dem Organisator des ersten Nuthetaler Eigenausbaus, in der Saarmunder Waldkolonie. Als nächstes will Wolf alle Anwohner anschreiben und so schnell wie möglich zu einem ersten Treffen einladen – der Zustand der Schubertstraße geht ihm „auf den Sender“. Im Reiherweg ist man schon weiter. Nach jüngstem Stand haben 70 Prozent der Anwohner dem Ausbau zugestimmt. Ulrich Wilke aus dem Reiherweg wartet nun auf eine Einschätzung des Bauamtes, ob das ausreicht. Im Zweifelsfall müsste die Gemeinde für die restlichen 30 Prozent in Vorkasse gehen und sich das Geld dann wiederholen. Zahlen muss also jeder. Die Erfahrungen in Saarmund geben aber Grund zur Hoffnung, dass die Anwohner unterm Strich weniger belastet werden, wenn sie den Ausbau selbst organisieren. Anders als die öffentliche Hand können sie mit Bauträgern über Preise verhandeln. Wilke: „Außerdem machen wir eine einfache Ausbauvariante.“ Die Gemeinde arbeitet zurzeit daran, den Bürgern eine Liste sämtlicher Straßen vorzulegen, die noch nicht ausgebaut sind, aufgeschlüsselt danach, welches Satzungsrecht Anwendung fände. Gilt Erschließungsrecht, wäre der Anwohneranteil höher, als wenn kommunales Ausbaurecht zum Tragen kommt, etwa bei einer Anliegerstraße. Allerdings muss die Liste nochmal überarbeitet werden. Bei manchen Straßen stimmte die angegebene Länge nicht. Andere waren den Mitgliedern des Bauausschusses nicht bekannt. Volker Eckert
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