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KulTOUR: Affen, Drähte, Zahlenreihen

Viererlei: Die aktuelle Ausstellung des Kunstvereins „Die Brücke“

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Kleinmachnow - Man glaubt ja fast, es lause einen der Affe, wenn man die Ausstellung des Kunstvereins „Die Brücke“ betritt. Lauter Bilder und Skulpturen von Menschenaffen in manch bekannter Lebenslage gleich im ersten Raum! Zum Beispiel eine Gruppe von vieren, einer im zerbrochenen Käfig, einer darauf, einer davor, einer dahinter, alle recht militant, oder ziemlich erregt: Bronze und rostige Nägel – „locked In – Zirkus“ nennt der Maler und Bildhauer Jörg Engelhardt diese so wunderbare wie kluge Arbeit.

Auch sonst begegnet man „Kong“, zwei Streitenden, oder einem „Frühstück im Zoo“: ein Gorilla im Käfig, vor ihm ein etwas, das wie ein Schlangenkrokodil aussieht, oder eine Kroko-Schlange, da steht er wohl skeptisch im Zehlendorfer Damm 200. Eine lausige Sache, alles voller Affen. Der Verein hatte jüngst die 5. Kleinmachnower Kunstwoche ausgerufen. Dazu wurden vier Kunstschaffende aus Berlin und dem Oderbruch zum „öffentlichen Arbeiten“ eingeladen. Was da entstand, ist in der jetzigen Ausstellung noch bis Anfang Oktober zu sehen. Als Treppenwitz: Weil hinterm Haus gerade eine Eiche gefällt wurde, nahm Engelhardt von diesem Stoff, um, na was wohl – zwei holzfrische Gorillas zu erschaffen! Affen so dichte vor Ort? Na ja, auf seinen Bildern lässt Engelhardt seine Schützlinge ja auch denken, philosophisch vielleicht, also muss doch, nach Franz Kafka, etwas dran sein, denn der verhäkelte so ein Vieh ganz rechtens mit der „Akademie“! Mensch oder Tier? In jedem Fall eine äußerst affige Sache!

So ein kraftvoll-sinniges Oeuvre strahlt natürlich auf die anderen Aussteller. Alexandra Karraschs Stärke sind „Skulpturen und Objekte“ nach heutiger Art, welche von ihrer Machart her ummantelt, verdrillt, verbogen, verschweißt oder umwickelt sind. Diese blutarmen Geschöpfe befestigt sie an der Wand, wo sie herausfordernd die dritte Dimension begehren. Von Titeln wie „Sitzschatten“, „Taghaut“ oder „Bauplan“ aus könnte diesen Sperrigen durchaus künstlerische Präsenz nachgesagt werden. Dennoch, nach „Kunst“ sah da nicht alles aus! Die Geister der Schauenden werden sich daran entzweien! Detlef Mallwitz aber scheint aus Pythagoras’ Schule zu sein, ein Freund von Zahlen und Reihen, von Büchern und Gebilden. In den Ausstellungsräumen, aber auch im KunstRaum nebenan, finden sich Beispiele, wie er, mit dem Abakus quasi, solchen Strukturen beikommen will. So entstehen „Bilder“, wie man sie vom Elektronenflitzen oder von den Bildschirmschonern eines Computers her kennt. Mallwitz verbindet diese Eck- oder Wendepunkte graphisch, oder er bringt sie mit Draht in die dritte Dimension. Schön für den Matheunterricht, gut für alle Pythagoräer („Die Natur ist im Grunde mathematisch!“). Dafür ist wenig Blut drin, in diesen Sachen. Wer etwas von den „Kameas“ der Kabbalisten versteht, wüsste einen ganz anderen „Eingang“ zu diesem Werk ...

Nicht zuletzt Anna Kölle mit Zeichnungen, einem großdimensionierten Holzschnitt zur Gartenkunst und zwei torsihaften Figuren, deren eine in ihrer Haltung an einen Sphinx erinnert. Außerdem hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, Werke der Weltkunst als Textilskulptur nachzuempfinden, Rodins „Kuß“ zum Beispiel. Das hat, samt ihrer Kleinbronzen, etwas, nur sind einem, mit Verlaub, die Affen im ersten Raum irgendwie näher, trotz Darwin. Warum? Um es mit einem Song von John Lennon zu sagen: „Everybody’s Got Something to Hide. Exzept Me and My Monkey“. Gerold Paul

bis 4. Oktober Sa. und So. 14 bis 18 Uhr

Gerold Paul

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