Potsdam-Mittelmark: Akut einsturzgefährdet – aber genutzt
Gutachten zum Zustand der Königsbrücke schockierte die Nuthetaler Abgeordneten/Zukunft ungewiss
Stand:
Gutachten zum Zustand der Königsbrücke schockierte die Nuthetaler Abgeordneten/Zukunft ungewiss Nuthetal - Betretene Gesichter am Dienstagabend bei den Mitgliedern des Ortsentwicklungsausschusses von Nuthetal. Gerade hatte Bauamtsleiter Torsten Zado aus einem Gutachten über den Zustand der Königsbrücke vorgelesen. Fazit: „Akut einsturzgefährdet“. Eigentlich ist die Brücke seit längerem offiziell gesperrt. Genutzt wird sie aber weiterhin – ein lebensgefährliches Unterfangen. Über die Gründe für den katastrophalen Zustand des Bauwerks gab es unterschiedliche Meinungen. Hauptsächlicher Nutzer ist der landwirtschaftliche Betrieb von Olaf Killat und seinem Vater. Im Ausschuss wurde auch die Meinung laut, dass die Brücke vor allem unter deren Nutzung gelitten haben. Dem widersprach Torsten Zado: „Aus dem Gutachten geht das nicht hervor.“ Offenbar liegen die Ursachen weiter zurück. Denn beim Bau der Holzbrücke vor zehn Jahren ist einiges schief gelaufen, was genau, ließ sich bisher nur teilweise rekonstruieren. Auf jeden Fall ging die Baufirma in Konkurs, das Technische Hilfswerk (THW) sprang ein und stellte die Brücke fertig. Laut dem Gutachten, das ein Ingenieurbüro erstellt hat, wurden zum Beispiel einheimische Hölzer verwandt, die nicht die Lebensdauer und Tragfestigkeit von Tropenhölzern haben. Außerdem werden gravierende Fehler in der Konstruktion bescheinigt sowie Pilzbefall. Ausschussmitglied Harald Schmidt-Urbich (BON/FFN/SNT) fasste zusammen: „Das gesamte Bauwerk ist morsch.“ Wie sich jetzt außerdem herausstellte, wurden bei der Bauabnahme Maße abgenommen, die weit von den tatsächlichen abweichen. Wer dafür verantwortlich war, soll Torsten Zado herausfinden. So viel konnte er aber schon sagen: Irgendwelche Regressforderung werde die Gemeinde nicht mehr stellen können. Und so sprach Volker Traberth (CDU) vom „größten Drama der Gemeinde“. Doch wie soll es nun weitergehen? Klar war erst einmal nur, dass auf keinen Fall mehr Autos über die Brücke fahren dürfen. Landwirt Olaf Killat sieht bislang offenbar keine Alternative, um auf seine Äcker zu kommen, auch Baustellenfahrzeuge sind beobachtet worden, wie sie über die Brücke fuhren. Das Bauamt soll jetzt so schnell wie möglich dafür sorgen, dass ein Warnschild aufgestellt wird und die Zufahrt für Autos versperrt wird. Fraglich ist aber, ob die Königsbrücke auf Dauer zu retten ist. Nach einer „sehr vorsichtigen“ Schätzung von Bauamtsleiter Zado würde eine Sanierung mindestens 50000 Euro kosten – eine enorme Summe angesichts der desolaten Finanzlage von Nuthetal. Genauso wäre die Gemeinde mit den Kosten für einen Ersatzneubau weit überfordert.Von Rainer vom Lehn (UBI/Grüne/IWA) kam der Vorschlag, die Brücke – beziehungsweise einen Neubau – zukünftig nur noch für Fußgänger und Radfahrer zuzulassen. Das Problem ist nur, dass auf der andern Uferseite keine öffentlichen Wege verlaufen, alles ist in Privatbesitz. Olaf Killat hatte als hauptsächlicher Nutzer gegenüber der Gemeinde schon einmal den Vorschlag gemacht, selber einen Neubau errichten zu lassen und um Unterstützung der Gemeinde gebeten. Die bisherigen Gespräche mit der Gemeindevertretung verliefen aber offenbar wenig konstruktiv, das Verhältnis scheint zerrüttet. Harald Schmidt-Urbich würde ihn gern beim Wort nehmen und darauf verpflichten, das an der selben Stelle zu tun. Doch auch hier hat Torsten Zado Bedenken: „Da haben wir als Gemeinde wahrscheinlich keine Möglichkeit, Druck auszuüben.“ Rainer vom Lehn zeigte sich pragmatisch und schlug vor, die alten Gitterroste wieder aus der Nuthe zu fischen und als Provisorium auf die Heiztrasse zu legen. Aber Harald Schmidt-Urbich winkte ab: „Total verrottet.“ Volker Eckert
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: