Potsdam-Mittelmark: Alle wollen nach Schönefeld
Michendorf kämpft weiter um Regionalbahnlinie 22 / Verkehrsforum der Friedrich-Ebert-Stiftung
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Potsdam-Mittelmark – Die Haltung ist einfach, aber eindeutig: „Wir sollen den Fluglärm ertragen, also fordern wir auch eine Zugverbindung zum BBI.“ Die Region zwischen Michendorf und Beelitz kämpft weiter um den Erhalt der Regionalbahnlinie 22 auf der momentanen Strecke von Potsdam über Caputh und Michendorf. Auf einem Verkehrsforum der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bergholz-Rehbrücke unterstrichen Bürger und Kommunalpolitiker noch einmal den Bedarf nach der Direktanbindung.
Mit dem neuen Nahverkehrsplan, der 2012 in Kraft treten soll, soll die RB 22 künftig von Potsdam nach Golm und dann direkt über den Außenring zum neuen Großflughafen fahren. Infrastrukturstaatssekretär Rainer Bretschneider (SPD) verteidigte erneut die Pläne: Nur 150 Leute würden täglich in Michendorf zusteigen, ein Großteil der Fahrgäste, 600 bis 700 an der Zahl, käme aus Potsdam. Für sie soll Verbindung schneller und damit attraktiver werden. Und mit der neuen Linienführung werde auch gleichzeitig der innerstädtische Verkehr entlastet. Denn Studenten aus Berlin und Potsdam, die sich zurzeit in den Bussen drängeln, könnten künftig den Regionalzug nutzen, um zur Uni zu gelangen.
Man könne ja Golm anbinden und trotzdem auf der alten Strecke fahren, schlug Peter Pilling vor. Der Chef des Michendorfer Verkehrsausschusses unterstrich, dass die Bürger nichts Neues fordern würden, sondern nur den Erhalt von etwas Bewährtem. Dass künftig mit der Regionalbahn 23 eine neue Linie von Michendorf nach Potsdam eingerichtet werden soll, bezeichnete er als „entgegenkommend, aber unsinnig“. Denn wer würde sich schon erst auf den umständlichen Weg in die Landeshauptstadt machen, nur um dann eine halbe Stunde später wieder an Michendorf vorbeizufahren? Pilling stellte auch die Fahrgastzählungen des Landes infrage, schließlich hätten allein aus Michendorf 2700 Leute für den Erhalt der Linie unterschrieben. Hinzu kämen Pendler aus dem Fläming, die mit dem RE 7 anreisen und in Michendorf umsteigen.
Immerhin: Die Landesregierung lässt zurzeit mehrere Möglichkeiten prüfen, wie Leute aus der Region weiter schnell zum Großflughafen kommen könnten. Die Ergebnisse sollen im Frühjahr vorliegen. Eine Variante ist die Wiederbelebung des Bahnhofs Bergholz, an dem der RB 22 auch künftig vorbeifährt, eine weitere ist die Verlängerung der RB 23 nach Saarmund. Beides wäre umständlich, erläuterte Landrat Wolfgang Blasig (SPD). Das Beste wäre auch in seinen Augen die Beibehaltung der jetzigen Strecke.
Auf der Tagung ging es auch um die generelle Entwicklung des Nahverkehrs im Lande. Als größte Herausforderungen nannte Bretschneider eine bessere Abstimmung zwischen den Kreisen als Träger des Busverkehrs und den Bahnbetrieben. Zu oft würde die Planung der Linien an den Kreisgrenzen oder an Bahnhöfen abrupt abreißen, mahnte er. Auch innerhalb der Landesregierung müsse da enger zusammengearbeitet werden.
Landtagsmitglied Sören Kosanke, Unterbezirkschef der Kreis-SPD schlug vor, den Nahverkehr im engeren Verflechtungsraum zu stärken, „um ein Ausbluten der Bevölkerung in Brandenburg zu verhindern“. Es sei besser, Menschen ziehen aus den Randgebieten her, als wenn sie in die alten Bundesländer abwandern. „Wir müssen uns fragen: Bringen wir die soziale und medizinische Infrastruktur für drei Leute aufs Dorf, oder holen wir die Leute in Orte, wo alles vorhanden ist.“
Um Konflikte zwischen den Regionen zu lösen, empfahl der Verkehrsplaner Michael Wendt ein sogenanntes „Mobilitätsmanagement“. Dazu gehöre neben der Verkehrsplanung auch die Beteiligung von Bürgern, Gemeinden, der Wirtschaft und Lobby-Gruppen. Die Züge zum BBI müssten zum Beispiel in ein Gesamtkonzept integriert werden. Wendt: „Wenn man einen Flughafen für 2,5 Milliarden Euro baut, darf die Anbindung keine Billiglösung sein.“ Thomas Lähns
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