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Potsdam-Mittelmark: Alles Bio in den Havelauen

Statt des großen Nahversorgers kommt jetzt erstmal ein Ökoladen

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Werder (Havel) - Das geplante, große Nahversorgungszentrum in den Havelauen ist bekanntlich auf Eis gelegt. Ab heute gibt es eine charmante Alternative, wenn bei den Bewohnern in Werders neuem Stadtteil die Schrippen alle sind: Michael Chilla-Jung wird um 15 Uhr die Türen zu seiner kleinen „Biostube“ öffnen. Das neue Lebensmittelfachgeschäft auf 85 Quadratmetern ist spezialisiert auf Produkte aus biologischem Anbau – und schließt damit auch eine Marktlücke für das komplette Stadtgebiet.

Die Zulieferer für den neuen Laden zu finden war ein zeitintensives Geschäft – wo es möglich war, griff Michael Chilla-Jung auf Naturprodukte aus der Region zurück: So stieß er in Rohlack auf den Demeter-Bäcker Volker Apitz, der das Geschäft mit frischen Backwaren versorgen wird. Milch und Milchprodukte bezieht die Biostube aus der Schorfheide: Das Ökodorf Brodowin ist ein Vorzeigeobjekt des ökologischen Landbaus in Brandenburg. Das Bier wird aus der Brauerei im Forsthaus Templin geliefert, die Naturkosmetik von der Berliner Manufaktur i+m. Und der Bioketchup stammt von nebenan – Werder-Feinkost produziert ihn ohne Chemie mit einem Anteil von 70 Prozent Biotomaten.

Michael Chilla-Jung ist 46 Jahre alt, stammt aus Pforzheim und hat mit seiner Familie vor zwei Jahren den Schwarzwald mit den Havelauen getauscht, um mit dem kleinen Sohn in der Nähe der Schwiegereltern in Märkisch-Luch sein zu können. In Baden-Württemberg war er als Einkäufer in einer Maschinenbaufirma tätig, im Märkischen gestaltete sich die Arbeitssuche dann schwierig. „Meine Frau hat mich auf die Naturstrecke gebracht“, erinnert er sich. Chilla-Jung kniete sich rein, machte eine Ausbildung als Reformhaus- und Naturkostfachberater, bevor er vor einem dreiviertel Jahr schließlich richtig loslegte.

Gerne hätte er für seinen Laden auf Biobauern in der Umgebung zurückgegriffen, aber davon gäbe es noch zu wenig: Deshalb wird das Obst und Gemüse vorerst vom Berliner Biogroßhändler „Terra Naturkost“ kommen. Chilla-Jung hofft aber, schrittweise auf eigene regionale Zulieferer umstellen zu können – auch beim Biowein, der derzeit noch aus dem rheinhessischen Ingelheim bestellt werden muss. Denn nicht nur der kontrollierte biologische Anbau, auch möglichst kurze Transportwege sind für Chilla-Jung eine Frage der Nachhaltigkeit.

Finanziert hat er das Projekt mit Krediten in der Familie, zudem gab es einen kleinen Zuschuss aus dem Europäischen Sozialfonds. Der Standort im Bürohaus in der Mielestraße 2 ist zwar etwas versteckt, dafür war die Miete günstig und die Ladenfläche ist erweiterbar. Zudem zeigte sich Werders Verkehrsamt großzügig, als es um Hinweisschilder an den Straßen ging. Für den Start hofft Chilla-Jung auf 80 Kunden pro Tag. Um es möglichst einfach zu machen, wird der Einkauf in der Biostube auf Wunsch nach Hause geliefert. Der Laden wird außerhalb der Öffnungszeiten auch auf telefonische Anfrage geöffnet sein. Auch eine Kinderecke und eine Ernährungsberatung gehören zum Service.

Am Wahlsonntag hätten die ersten Interessenten schon vorbeigeschaut, sagt Chilla-Jung. Kundschaft erhofft er sich auch aus der gut frequentierten Traumfängerwerkstatt nebenan. Henry Klix

Biostube-werder.de

Henry KlixD

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