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Weiße Pracht. Spargelkönigin Dana Beiler herrscht diese Saison über die Felder rund um Beeskow. Die Erntemengen des Edelgemüses sind ausreichend, um die hungrigen Mäuler der Berliner zu versorgen.

© Ralf Hirschberger/dpa

Spargel aus Beelitz: Alles von der Stange

Trotz Mindestlohn gibt es Spargel schon ab 4,50 Euro pro Kilogramm. Jede zehnte Spargelstange in Deutschland stammt aus Beelitz.

Von Enrico Bellin

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Beelitz - Fast 200 Kilometer Spargeldämme glänzen rund um Zauchwitz wie ein künstliches Meer aus Plastikplanen in der Sonne, als am gestrigen Donnerstag auf dem Spargelhof Syring die Saison eröffnet wird. Laut Bauer Karl-Ludwig Syring wachsen die Stangen derzeit besonders gut, schon in der kommenden Woche beginne die Hochsaison der Ernte. Eine gute Nachricht für die Kunden hat Syring auch: Trotz Mindestlohns für die Erntehelfer ist der Kilopreis der Stangen kaum gestiegen.

„Derzeit liegen die Preise zwischen 4,50 Euro pro Kilo für dünne Stangen und 11,50 Euro für den besten Beelitzer Spargel“, so Syring. Das seien rund 30 Cent mehr als im Vorjahr. „Ob wir auch in den kommenden Wochen, wenn die Kühlhäuser voll sind und einige ihren Spargel unbedingt verkaufen wollen, den leicht höheren Preis halten können, ist fraglich“, sagt Syring, der auf 33 Hektar Fläche das Königsgemüse anbaut.

Erntehelfer erhalten jetzt Stundenlohn statt für das Kilo Spargel

Für ihn sind nicht die 7,20 Euro, die er mit dem schrittweisen Mindestlohn zahlen muss, das Problem. Vielmehr sind die Arbeitszeiten schwierig, da bei gutem Wetter auch mehr als zehn Stunden geerntet wird. Zudem hätten die Erntehelfer nicht unbedingt etwas vom neuen Gesetz: Statt jedes geerntete Kilogramm bezahlt zu bekommen, gibt es nun Stundenlohn. Als Vorgabe gilt eine Erntemenge von 15 Kilogramm pro Stunde. Laut Syrings Vorarbeiter Robert Syrkowski, der seit 15 Jahren auf dem Hof arbeitet und 60 Erntehelfer aus Polen, Rumänien und Bulgarien koordiniert, können schnelle Erntehelfer aber bei guter Witterung mehr als 20 Kilogramm pro Stunde ernten und hätten so durch den Mindestlohn teilweise weniger Geld.

Ab 6 Uhr früh stehen die Erntehelfer jetzt auf den Feldern. Laut Thomas Syring, der sich als Sohn des Hofbesitzers um den Landbau kümmert, werden auf der gesamten Fläche rund um Beelitz jährlich etwa 10 000 Tonnen Spargel geerntet. „In ganz Deutschland sind es 100 000 Tonnen“, so Syring junior. Damit stamme jede zehnte Spargelstange im Land aus Beelitz. Das hätte sich Karl-Ludwig Syring, der 1991 seinen Betrieb mit damals 2,5 Hektar Spargelfläche gründete, anfangs nicht vorstellen können. „Wir dachten ja bei Leuten wie Buschmann & Winkelmann, die gleich mit zehn Hektar Fläche angefangen haben, die seien verrückt.“ Zwar wird in Beelitz seit 1861 Spargel angebaut, doch sei nicht zu ahnen gewesen, wie gut es tatsächlich funktioniert.

Nur weißer Spargel aus Beelitz

So wachse auch nicht jede Stange auf den sandigen Böden. „Die Kunden verlangen besonders in der Stadt immer mehr grünen Spargel, den wir hier aber nicht anbauen können.“ Denn der wachse über der Erde, und der Wind würde die lockeren Beelitzer Sandkörner Syring zufolge in die Spargelköpfe peitschen. „Da können Sie noch so gut putzen, das würde beim Essen knirschen.“

Er selbst isst am liebsten Spargel mit violetten Köpfen, der ein wenig Sonnenlicht abbekommen hat. Der schmecke einfach kräftiger. Jedoch gibt es davon an seinen 25 Ständen rund um Beelitz nicht viel zu kaufen. „Die Kunden wollen einfach lieber die weißen Stangen.“ Das sei auch der Hauptgrund für die hohen Spargeldämme: Das Gemüse würde auch in niedrigeren Wällen wachsen, aber schneller ans Licht kommen und so verfärben.

Gäste sind willkommen - auch zur Selbsternte

Wer sich einmal selbst über die Dämme beugen will, kann das auf dem Zauchwitzer Hof tun. Einige Dämme neben dem Hofladen sind für Besucher reserviert, die sich mit Kelle und Korb ihr Mittagessen selbst aus der Erde holen wollen. Bis zum Johannistag am 24. Juni kann man aber auch bequem im Hofrestaurant Spargel essen. Der Laden, der auch die Kürbisöle und andere Spezialitäten der Syrings verkauft, ist bis Oktober geöffnet.

In der Saison fahren an den Wochenenden mehrere Tausend Gäste auf die Höfe, der Spargel ist der größte Wirtschaftsfaktor in Beelitz. Zum Spargelfest, das immer am ersten Juniwochenende rund um die Altstadt stattfindet, kamen im Vorjahr laut Bürgermeister Bernhard Knuth (Bürgerbündnis) 35 000 Gäste. Zu einer zweiten Feier, dem Festival „Spargel International“ in den Heilstätten am 9. Mai, haben sich auf Facebook bereits 18 000 Gäste angemeldet, der Veranstalter will die Zahl auf 5000 Besucher begrenzen. Die schmale Landstraße und geringe Zugkapazitäten würden das Knuth zufolge jedoch kaum hergeben. „In der kommenden Woche werden wir mit Kreis und Veranstalter das Sicherheitskonzept abstimmen und schauen, wie viele Besucher tatsächlich verträglich sind“, so der Bürgermeister.

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