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Potsdam-Mittelmark: Alte Häuser voller Leben

Tour des Infrastrukturministeriums zu sanierten Baudenkmalen / EU-Fördermittel laufen bis 2013 aus

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Potsdam-Mittelmark - Für Feinschmecker ist das Philippsthaler Restaurant von Guido Kachel längst zur festen Adresse geworden. Auf der Karte stehen ausgewählte Leckerbissen wie Entrecôte vom Weide-Ochsen oder Steak vom Trebbiner Kräuterschwein, der renommierte Restaurantführer Gault Millau hat ihm vor drei Jahren eine „höchst achtbare Küche“ bescheinigt. Was die Gäste aber ebenso schätzen, ist die Atmosphäre in dem Jahrhunderte alten Kolonistenhaus neben der Kirche: Noch heute kann man durch die „schwarze Küche“ im Eingang nach oben blicken, urig sitzt man unter der restaurierten Kappendecke. Und im Obergeschoss hat Kachel ein sogenanntes Mädchen-Zimmer wieder hergerichtet.

Ohne Fördermittel hätte er den denkmalgeschützten Hof in diesem Maße nicht ausbauen können, sagt der Gastronom. Nachdem Kachel 2007 das Anwesen nach zehn Jahren Leerstand übernommen hatte, investierte er insgesamt 265 000 Euro in dessen Sanierung. Knapp 114 000 Euro davon kamen vom Land und von der EU, aus dem Topf für die Entwicklung des ländlichen Raumes (Eler).

Das „Restaurant und Hofgarten Philippsthal“ gehörte gestern zu den Stationen einer Rundreise, die das brandenburgische Infrastrukturministerium organisiert hatte. Ziel war es, erfolgreiche Sanierungsprojekte im Potsdamer Umland vorzustellen. 1,4 Milliarden Euro sind seit der Wende aus EU-Fonds wie „Eler“ oder „Ile“ (Integrierte ländliche Entwicklung) in Brandenburg ausgereicht worden, ein Großteil davon für die Restaurierung von Baudenkmälern auf dem Lande wie dem Philippsthaler Kolonistenhof.

Damit könnte allerdings bald Schluss sein: Die Europäische Union stellt zurzeit ihre Förderungen auf den Prüfstand, ein Großteil des Geldes wird ab 2014 nach Osteuropa fließen. Betroffen sind einerseits die märkischen Landwirte, die künftig weniger Bodenprämie zu erwarten haben, andererseits aber auch der ländliche Raum insgesamt. „Wir hoffen, zumindest in den kommenden fünf Jahren noch Geld zu bekommen“, so Infrastruktur-Staatssekretär Rainer Bretschneider (SPD), der vom „Phasing-Out“-Prinzip sprach. Das soll heißen: Die Fördermittel laufen langsam aus. Sein Ministerium rechnet zumindest bis 2013 noch einmal mit knapp 610 Millionen Euro von der EU. Allerdings müsse das Land dann auch sicherstellen, dass es den notwendigen Eigenanteil zahlen könne.

Nächste Station auf der Tour gestern war das Kossätenhaus in Ferch. Das kommunale Gebäude ist vor drei Jahren saniert worden, Gesamtkosten: 215 000 Euro. Davon kamen gut 130 000 Euro von der EU sowie von Land und Bund. Genutzt wird das Haus als Museum der Havelländischen Malerkolonie, jedes Jahr gibt es Ausstellungen über bekannte Havelland-Künstler und Künstlerinnen. Betrieben wird das Haus von einem Förderverein, 20 Leute sind aktiv dabei, schätzt die Vorsitzende Helga Martins. Und das mit Erfolg: 5000 Besucher werden hier pro Jahr gezählt.

Auch der Landkreis beteiligt sich immer wieder finanziell an den Ausstellungen im Kossätenhaus. Darüber hinaus gibt es in Potsdam-Mittelmark auch einen eigenen Denkmalfonds, mit dem Sanierungswillige in kleinerem Maße unterstützt werden. Summen zwischen 5000 und 10 000 Euro würden oft schon reichen. „Es ist ein Impuls, der dadurch gegeben wird“, so Vize-Landrat Christian Stein (CDU). Von den 200 000 Euro, die im vergangenen Jahr aus der Kreiskasse ausgereicht wurden, konnten 43 Projekte gefördert werden. Deren Investitionsvolumen habe insgesamt bei 1,9 Millionen Euro gelegen.

Der Fördertopf soll im kommenden Jahr auf 300 000 Euro aufgestockt werden. So zumindest steht es im Strategiepapier des Landkreises. Denkmalschutz sei für den Erhalt und für die Identität von Städten und Gemeinden unheimlich wichtig, unterstrich Stein und setzte hinzu: „Wir sehen ihn aber auch als Wirtschaftsförderung. Denn mit den Bauarbeiten werden vor allem Unternehmen aus der Region beauftragt.“

Rainer Bretschneider stellte indes fest, dass es nicht reichen würde, zu investieren. „Man muss solche Häuser auch mit Leben füllen“, betonte er. Beispiele dafür finde man in Ferch und Philippsthal.

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