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Einkaufen in Beelitz: Die Innenstadt soll künftig eine echte Alternative zum Potsdamer Stern-Center bieten.

© Thomas Lähns

Potsdam-Mittelmark: Altstadt braucht mehr Handel

Gutachter empfehlen Beelitz, Ladenflächen zwischen Mauerstraße und Lustgarten zu erweitern. Die Voraussetzungen sind günstig

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Beelitz – Elektroladen, Uhrmacher, Buchhandel, Drogerie: Wer zum Einkaufen in die Beelitzer Altstadt fährt, bekommt in der Regel, was er braucht. 33 kleine Geschäfte gibt es zwischen Mauerstraße und Lustgarten, ihre Angebotspalette reicht vom Brot über die Kopfschmerztablette bis hin zum neuen Paar Schuhe. Allerdings sind die Läden mit durchschnittlich 55 Quadratmetern zu klein, um auf dem regionalen Markt hervorzustechen. Zu dieser Einschätzung ist jetzt die Leipziger BBE Handelsberatung gekommen, die im Auftrag der Stadt ein Gutachten erstellt hat. Laut den Experten fehle derzeit vor allem ein Zugpferd im Zentrum: ein großer Anbieter, der auch Leute von außerhalb nach Beelitz lockt. Und der die Einwohner abhält, ihr Geld nach Potsdam zu tragen.

Über 26 Millionen Euro würden laut Gutachten insgesamt dem Beelitzer Handel pro Jahr verloren gehen. Das seien rund 40 Prozent der örtlichen Kaufkraft insgesamt. Das Papier ist am Donnerstagabend erstmals im Bauausschuss vorgestellt worden und soll jetzt weiter erörtert werden. In punkto Umsatz unterscheiden die BBE-Experten zwischen kurz-, mittel- und langfristigem Bedarf: Während bei Waren wie Nahrungsmitteln, Blumen oder Drogerieartikeln unterm Strich 73 Prozent des Geldes in der Stadt bleiben, sind es in der zweiten Gruppe – unter anderem gehören Bekleidung, Spielwaren oder Sportartikel dazu – nur 44 Prozent. 45 Prozent der Beelitzer würden ihr Geld auch für Dinge des langfristigen Bedarfes, zum Beispiel Unterhaltungselektronik oder Möbel, vor Ort ausgeben.

Einer der Knackpunkte des Gutachtens – und Dreh- und Angelpunkt bisheriger Diskussionen in Beelitz – ist die Stärkung des innerstädtischen Handels. Die Gewerbetreibenden in der City haben sich immer wieder gegen die Ansiedlung möglicher Konkurrenten im Gewerbegebiet gewehrt. Die BBE-Experten empfehlen eine Trennung der Sortimente, damit Gewerbegebiet und Altstadt funktionieren können. Derzeit würde der Einzelhandel im Stadtkern nur 11 Prozent der Gesamtfläche ausmachen, 18 Prozent des Umsatzes würden hier gemacht werden. 16 Prozent der Handelsfläche stellen die Märkte unter anderem in den Ortsteilen, 22 Prozent liegen mit Aldi, Rewe und weiteren Händlern zwischen Zetkin- und Virchowstraße. Flächenmäßig größtes Einkaufsgebiet ist das Gewerbezentrum Süd mit 36 Prozent der Gesamtladenfläche.

Allerdings würden im Gewerbegebiet größtenteils „nicht-zentrumsrelevante Waren“ wie Möbel oder Baumarktartikel an den Mann gebracht werden. Damit die Aufteilung der Sortimente – sie soll auch Eingang in den Bebauungsplan für das Gewerbegebiet finden – funktioniert, müsse laut Gutachten die Innenstadt weiter gestärkt, sollen Händler mit Ladenflächen über 100 Quadratmeter hier und nicht woanders angesiedelt werden. Die Voraussetzungen seien vorhanden, so die Einschätzung der Experten, allerdings müssten auch neue Flächen für „moderne Angebotskonzepte und Betriebsformen“ erschlossen werden.

Die Stadt ist bereits dabei, Platz für den Handel im Stadtkern zu schaffen: Im früheren Hotel Zum Goldenen Stern soll nach der Sanierung im kommenden Jahr eine Physio- und Ergotherapie sowie eine Tagespflege für Senioren einziehen, das kommunale Gebäude gegenüber hat sich ein Fahrradhändler per Mietvertrag gesichert. In der alten Feuerwache am Kirchplatz wollen darüber hinaus die privaten Eigentümer Geschäftsflächen schaffen, wie Bürgermeister Bernhard Knuth (BBB) kürzlich gegenüber den PNN erklärt hatte. Und schließlich soll in der Lücke neben dem Rathaus ein zweigeschossiges repräsentatives Eckhaus entstehen, in das dann die Sparkasse einziehen soll. Entwürfe dazu sind ebenfalls schon im Bauausschuss diskutiert worden. Die „Banken- und Regierungsecke“ zwischen Post- und Berliner Straße soll letztendlich auch Kundschaft für die Händler ziehen.

Den Händlern selbst empfehlen die Gutachter, den „Trend zum möglichst angenehmen Einkauf“ aufzugreifen und auf Beratung und Service zu setzen. Auch in punkto Ladengestaltung und Warenpräsentation sowie durch erweiterte Angebote ließe sich noch einiges machen.

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