zum Hauptinhalt

DasWAR“S: Am Ende kommt immer alles raus

DasWAR“S Volker Eckert weiß nicht genau, ob er sich über diese Einsicht freuen soll Wenn es im Oktober anfängt nach fallendem Laub zu riechen, kommen bei mir immer Erinnerungen an vergangene Herbsttage hoch. Im Dorf, wo ich aufgewachsen bin, stehen an der Hauptstraße Walnussbäume.

Stand:

DasWAR“S Volker Eckert weiß nicht genau, ob er sich über diese Einsicht freuen soll Wenn es im Oktober anfängt nach fallendem Laub zu riechen, kommen bei mir immer Erinnerungen an vergangene Herbsttage hoch. Im Dorf, wo ich aufgewachsen bin, stehen an der Hauptstraße Walnussbäume. Da schleuderten wir als Kinder Stöcke hinein. Die Nüsse, die herunterkamen, verpackten wir in kleine Tütchen und verkauften sie bei älteren Leuten an der Haustür. Die Einnahmen würden wir „für die Dritte Welt“ spenden, erzählten wir. Ich war vielleicht sieben und wusste gar nicht genau, was die dritte Welt ist. Das Geld haben wir für Süßigkeiten ausgegeben. Mit meiner kriminellen Karriere ging es von da an bergab. Die Sache ist mir bis heute unangenehm. Bestimmt haben die Nüsse geschmeckt, sage ich mir dann. Waren ja ganz frisch. Als ich diese Woche den Polizeibericht las, tauchte da die Meldung auf, dass die Graffitisprayer von Bergholz-Rehbrücke gefasst sind. Die beiden sagen aber, dass sie es nicht gewesen sind. Immerhin hatte ich so eine interessante Meldung auf der Seite. Bei mir zu Hause an der Haustür hat auch irgendjemand ein „tag“ gesprüht. Wenn ich manche von den Dingern sehe, denke ich mir, man muss schon ganz schön selbstbewusst sein, sich mit so wenig Talent in die Öffentlichkeit zu wagen. Die beiden Jungs aus Rehbrücke müssen vielleicht irgendwann mal zur Strafe Graffiti ihrer Kollegen von den Wänden kratzen. Ihre eigenen sind ja bis dahin wohl nicht mehr da. Vor kurzem habe ich einen Artikel über einen Bibliothekar geschrieben, der eine riesige Sammlung wissenschaftlicher Zeitschriften verschenken wollte und keinen Abnehmer dafür fand. Nachdem der Text erschienen war, riefen mehrere Leute an, die ich an den netten Bibliothekar weitervermittelte. Eine Woche später erfuhr ich von ihm, dass sich ein Berliner Privatradio gemeldet und angeboten hatte, ihm bei der Vermittlung zu helfen. Das ist auch schon wieder eine Weile her. Als ich gestern morgen das Radio anschaltete, hörte ich dann die Stimme meines Bibliothekars. Die Radioleute sagten, er hätte sich gerade eben bei ihnen gemeldet und um Hilfe gebeten. Und sie würden jetzt versuchen, das Problem innerhalb eines Tages zu lösen, dampfplauderte die Radiostimme weiter. Alles gelogen. „Gemeine Diebe“ brüllte ich unser Radio an. Zumindest war mir danach. Auf dem Weg zur Arbeit musste ich wieder an die Walnüsse denken. Manche Omas sahen uns schon sehr erstaunt an, wenn wir das mit der Dritten Welt erzählten. Die meisten kauften dann trotzdem. Aber eigentlich bin ich mir ziemlich sicher, dass sie uns durchschauten.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })