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Schlecht gesicherte Kellertüren, Terrassen und versteckte Fenster locken Einbrecher an. Die Polizei berät kostenlos zum Thema Haussicherheit. Ob es nach der Polizeireform dabei bleibt, ist fraglich.

© Thilo Rückeis

Von Henry Klix: Am helllichten Tage

BBS will nach drei Einbruchsfällen seit Januar Sicherheitspartnerschaft für Caputh, doch für die Präventionsarbeit gibt es immer weniger Mittel

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Schwielowsee - Bettina S. fühlt sich nicht mehr sicher, ihre Privatsphäre ist verletzt: Am 8. Februar wurde in ihr Haus in Caputh in einer Seitenstraße vom Schmerberger Weg eingebrochen. Seitdem verfolgt sie das Gefühl, dass es Menschen gibt, die „alles von einem wissen“. Seit dreieinhalb Wochen wird sie psychologisch betreut. Die Einbrecher hatten Bettina S. offenbar zuvor gründlich ausspioniert: Der Einbruch geschah am helllichten Tage, als sie auf der Arbeit war, über ein  etwas versteckter gelegenes Fenster.

Die drei Schafe, die sie auf ihrem großen Grundstück hält, haben an jenem Tag laut geblökt, wie ihr ein Nachbar erzählte. Er beruhigte die Tiere. Währenddessen wurde von den unbekannten Tätern das ganze Haus durchsucht. Wertvoller Goldschmuck, ein Kompass, ein Fernglas und Technik wurden gestohlen. Bettina S. hat sich auch das Bild von der leeren Keksdose eingeprägt.

Sie ist Mitglied des Bürgerbündnis’ Schwielowsee (BBS), dort wurde der Fall diskutiert. Und auch andere Mitglieder konnten von üblen Einbruchsfällen aus der Nachbarschaft berichten. Für Caputh sind die zwei Einbrüche und der Einbruchsversuch, die die Polizei seit Jahresbeginn vermeldete, eine Menge: Im ganzen vorigen Jahr gab es zwei Wohnungseinbrüche, 2009 waren es drei, keiner davon übrigens am Tage. Jetzt will das Bürgerbündnis die Gründung einer Sicherheitspartnerschaft in Caputh vorantreiben. Am Donnerstagabend traf man sich in der Gaststätte Wolff zu einem ersten Informationsaustausch.

Polizeihauptmeister Frank Heinichen, Spezialist für Prävention im Polizeischutzbereich Brandenburg, gab Tipps zum soliden Einbruchschutz von Wohnhäusern. In einem Drittel aller Fälle scheitern Einbrecher an ordentlichen Tür- und Fenstersicherungen und geben auf. Selten gelangen die Täter über die meist gut gesicherten Eingangstüren in die Häuser, so Heinichen. Häufiger sind es wacklige Kellertüren, die berühmten Terrassentüren oder Fenster, die sich vielleicht auch noch hinter einem Busch verbergen. „Da haben die Täter dann alle Zeit der Welt.“ So muss es auch bei Bettina S. gewesen sein.

Frank Krahnert berichtete bei dem Treffen vor einem Dutzend Gästen von den Erfahrungen der seit elf Jahren bestehenden Sicherheitspartnerschaft im benachbarten Ferch, zu deren Mitbegründern er gehört. Ursprünglich war die Sicherheitspartnerschaft wegen eine Serie von Brandstiftungen in Wochenendhäusern gegründet worden. Als die aufgeklärt war, blieb es bei den gelegentlichen Streifen. Von den sechs Sicherheitspartnern gibt es noch zwei. Sie halten die Augen offen, sensibilisieren die Nachbarschaft und pflegen den Kontakt zu Polizei. Auch wenn Krahnert keine konkreten Taten aufzählen kann, die verhindert wurden, spricht die Bilanz für sich: Trotz Autobahnnähe und Fluchtmöglichkeiten in den Wald – Faktoren, die für Einbrecher besonders interessant sind – gab es in den vergangenen beiden Jahren in Ferch nur sieben Wohnungseinbrüche.

14 Sicherheitspartnerschaften gibt es im Schutzbereich Brandenburg, 80 Mitglieder haben sie insgesamt. Frank Heinichen koordiniert die Arbeit. Jeder Sicherheitspartner bekommt im Quartal eine Aufwandsentschädigung von 76,68 Euro. Den Wunsch nach einer weiteren Sicherheitspartnerschaft in Caputh kann Heinichen zwar gut verstehen. Ganz einfach wird es aber nicht: Der Etat sei gesperrt, neue Sicherheitspartnerschaften soll es an sich nicht mehr geben. Heinichen: „Wenn sie es sehr gut begründen, besteht vielleicht eine Chance.“ Das will das Bürgerbündnis nun versuchen, wenn Leuten gefunden sind, die mitmachen wollen. „Hier können wir was Gutes für die Bürger tun, uns selber helfen und das Sicherheitsgefühl stärken“, meint BBS-Mann Thomas Dallorso.

Frank Heinichen hat derweil noch eine weitere, wichtige Aufgabe: Er führt kostenlose Sicherheitsberatungen für Hausbesitzer durch, rund 150 pro Jahr. Auch Bettina S. hat sich beraten lassen. „Herr Heinichen hat mich auf Sachen aufmerksam gemacht, die ich nie gesehen hätte“, sagt sie. „Man ist ja betriebsblind bei einem Holzstapel unter dem Fenster.“ Das versteckte Fenster wird sie vergittern lassen, schrittweise auch andere Veränderungen am Haus vornehmen. Ob es die Beratung nach der Polizeireform noch weiter geben wird, steht in den Sternen. „Möglicherweise geht das an den privaten Sektor“, fürchtet Heinichen. Dort kosteten die Beratungen rund 150 Euro, ganz neutral seien sie wohl auch nicht. „Da kommen Firmen, die etwas zu verkaufen haben.“

Polizeiliche Beratungen zur Haussicherheit können unter Telefon (03381) 560 2843 bei Frank Heinichen vereinbart werden.

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