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Potsdam-Mittelmark: Ampel kontra Zebrastreifen

Ausbau der Clara-Zetkin-Straße bis 2009 / Beelitzer fordern: Ampel soll bleiben

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Beelitz - Ampel oder Zebrastreifen: Was bietet mehr Sicherheit beim Weg über die Straße? Über diese Frage ist auf der Stadtverordnetenversammlung am Montag in Beelitz eine leidenschaftliche Debatte entbrannt. Beim Ausbau der Clara-Zetkin-Straße, der demnächst begonnen und 2009 abgeschlossen werden soll, wird die Fußgängerampel vor der Diesterweg-Grundschule voraussichtlich verschwinden.

Das aktualisierte Bauprogramm hatte bereits in den vergangenen Wochen Stadtverordnete, besorgte Eltern und sogar die Kinder auf den Plan gerufen. Zwar besteht das Vorhaben „Ausbau Zetkin-Straße“ schon seit Mitte der 90er und wurde seitdem mehrmals öffentlich ausgelegt, doch der Wegfall der Ampel ist neu. So überreichten die drei Fünftklässler Jann, Anna-Marleene und Pia-Stephanie am Montag 314 Unterschriften für den Erhalt. Die Stadt selbst kann kaum Einfluss auf die Planungen nehmen, denn als Bundesstraße wird die Zetkin-Straße durch den Brandenburgischen Landesbetrieb Straßenwesen saniert, Auftraggeber ist der Bund.

Der hat seine Prämissen beim Ausbau von Ortsdurchfahrten mittlerweile in umfangreichen Richtlinien vorgeschrieben, so Fachbereichsleiter Frank Schmidt vom Landesbetrieb. Die wiederum würden auf professionellen Statistiken und Untersuchungen fußen. „In den letzten Jahren hat sich hier einiges getan.“ Wurden Fußgängerüberwege in den 90er Jahren noch stiefmütterlich bedacht, baue man sie nun bevorzugt.

In Beelitz soll der Zebrastreifen über eine Mittelinsel führen, außerdem bleibe ein Tempolimit von 30 km/h – vorerst. Roland Beeg – beim Landesbetrieb für die konkrete Planung zuständig – erklärte, dass mit Zebrastreifen die Vorsicht bei Autofahrern zunehme. „Bei einer Ampel schaut man nur auf Rot oder Grün – egal, was rundrum passiert.“ Zudem würde mancher richtig Gas geben, um vor der Rotphase rüber zu kommen.

Dennoch gebe es keine Untersuchung, die eine der beiden Varianten für sicherer befindet. Den Ausschlag geben die Verkehrszahlen: Zu Spitzenzeiten wurden in der Zetkin-Straße 640 Autos pro Stunde gemessen. Derweil haben 143 Fußgänger die Straße überquert. Die Vorgaben des Bundes seien für diese Mengen eindeutig. Verbindlich sind sie nicht, die Entscheidung trifft letztlich die Verkehrsbehörde des Kreises. An die wollen sich die Beelitzer jetzt wenden, und sie haben gewichtige Argumente.

Es sind zum Teil Fünfjährige, die zwischen Schule und Hort mehrmals täglich über die Straße müssen, so Axel Steffen, sachkundiger Bürger im Bauausschuss. Bürgermeister Thomas Wardin (SPD) konstatierte, dass das subjektive Sicherheitsgefühl unter einer Ampel stärker sei. Ein weiterer Vorteil der Ampel: Fußgänger laufen in Gruppen über die Straße, Autos müssen nicht für jeden Einzelnen anhalten.

Im Gegensatz zur Ampel-Debatte konnten andere Einwände zum Bauprogramm zerstreut werden, zum Beispiel das Vorhaben, die Radwege auf beiden Seiten auf der Höhe Polizei auf die Straße zu führen. Für durchgehende Radwege bis zur Berliner Straße reiche der Platz nicht, so die Vertreter des Landesbetriebes, aber bei 30 km/h seien Radler auf der Straße gut aufgehoben. Kinder bis 12 könnten ohnehin die Bürgersteige nutzen. Stadtverordnete Elke Seidel (Grüne) hatte im Vorfeld mehr Stellplätze gefordert, um das wilde Parken vor der Bäckerei zu beenden. Dafür sei nicht genug Raum, hieß es.

Planerin Renate Kaula hatte noch einmal die Gesamtplanung für den Bereich zwischen Bahnübergang und Berliner Straße erläutert: So werde die Zetkin-Straße ein Stück nach Norden verlegt, so dass auf der Südseite ein neuer Grünstreifen entstehen kann. Hier sollen Rad- und Fußweg kombiniert werden, auf der Nordseite bleiben sie getrennt. Geplant sind insgesamt drei Verkehrsinseln auf der Strecke, unter anderem in Höhe der Bushaltestellen. „Eine optische Aufwertung des Gebietes und mehr Verkehrssicherheit“, das seien die Ziele gewesen. Zumindest was letzteres angeht, haben die Beelitzer ihre Zweifel. Thomas Lähns

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