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Unterstützung vom Bataillon. Für 250 Beelitzer Soldaten heißt es seit dieser Woche wieder Abschied nehmen.

© Thomas Lähns

Beelitz: An der Eiche ein gelber Schal

Das nächste Einsatzkontingent Beelitzer Soldaten hat sich nach Masr-e-Sharif in Marsch gesetzt. Zu Hause laufen Aktionen, um ihnen den Rücken zu stärken.

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Beelitz - Eine amerikanische Sage bewegt Beelitz: Während des Sezessionskriegs soll ein Soldat seine Frau in einem Brief gebeten haben, zu ihm zu halten. Sie sollte einen gelben Schal um die Garteneiche binden – als Zeichen, dass er noch willkommen ist. Dass sich Soldatenfrauen während des Krieges andere Männer suchten, kam immer wieder vor. Nicht bei dieser Frau: Sie überprüfte täglich den gelben Schal, bis ihr Liebster vor ihr stand. In den USA ist es bis heute üblich, mit gelben Schleifen die Verbundenheit zu Soldaten im Einsatz zu bekunden.

Auch in Beelitz soll dieses Symbol Eingang ins Stadtbild finden, zum Beispiel an Antennen der Fahrzeuge von Polizei, Ordnungsamt und Feuerwehr, an Mänteln und Jacken. Die Geste soll bei den Soldaten ankommen: „Im Einsatz ist es wichtig zu wissen, dass man von zu Hause aus unterstützt wird“, sagt Hauptmann Kai Domack. Er weiß, wovon er spricht: Viermal ist der Offizier des Logistikbataillons 172 in Krisengebieten gewesen, in Bosnien und Afghanistan.

Seit dieser Woche heißt es für rund 250 Beelitzer Soldaten wieder Abschied nehmen. Das nächste ISAF-Einsatzkontingent hat sich in Marsch gesetzt, bis Mitte November werden im Zwei-Tages-Rhythmus Soldaten aus der hiesigen Zieten-Kaserne per Bundeswehr-Airbus nach Usbekistan geflogen – um dort in eine Militärmaschine umzusteigen, die sie mit Luftunterstützung über die Grenze bringt. Bis März wird die Logistik-Truppe im nordafghanischen Masr-e-Sharif für die Versorgung der deutschen Streitkräfte mit Material, Essen und Feldpost zuständig sein. „Wir sind eine Mischung aus Amazon, DHL, Aral und Pitstop“, erklärt Kai Domack.

Der 33-Jährige wird dieses Mal nicht dabei sein. Er leitet die neu gegründete Familienbetreuungsstelle in der Beelitzer Zieten-Kaserne. Hier können sich Angehörige von Soldaten künftig regelmäßig über das Einsatzgeschehen und Neuigkeiten aus der Beelitzer Truppe im Feldlager informieren. Hier werden in den kommenden Monaten auch Treffen organisiert – zum Weihnachtsbasteln, Tannenbaumschlagen oder Schreiben von Valentinstags-Karten. „So wie die Soldaten kennen sich auch deren Familien mittlerweile immer besser“, weiß Kai Domack. In der Betreuungsstelle bekommt man auch Hilfe bei Behördengängen und kann im Notfall einen direkten Draht zum Angehörigen herstellen. Allerdings würden ohnehin viele der Familien auch über Tausende Kilometer den Kontakt aufrecht halten – über Handy, Mail, Skype.

Die Familienbetreuungsstelle in der Kaserne „Hans Joachim von Zieten“ wird am Samstag mit einer Auftaktveranstaltung ihre Türen öffnen. Von 10 bis 17 Uhr können sich Soldaten, Angehörige und Interessenten einen Einblick verschaffen. Darüber hinaus wurde eine Internetseite unter www.fbstbeelitz.jimdo.com eingerichtet. Bei Facebook ist die Beelitzer Bundeswehr schon präsent.

Den Familien wolle man zeigen: „Ihr seid nicht allein“, erläutert Hauptmann Domack. Umso mehr, wenn es zum Äußersten kommt. Zwar ist seit Gründung des Bataillons vor acht Jahren kein Beelitzer Soldat im Einsatz getötet worden, gefeit sei man dagegen aber auch trotz guter Ausbildung nicht. Immerhin: Wer Partner und Kinder zu Hause in guten Händen weiß, hat es Afghanistan leichter, erläutert der Hauptmann. Der Slogan, den sein Verband dafür gefunden hat: „Nur gemeinsam werden wir erfolgreich sein.“

Dass dies mehr als ein Lippenbekenntnis ist, zeigt die Initiative der Potsdamer Soldatenfrau Anika Wehland: Sie organisiert zurzeit unabhängig von der Bundeswehr ein Projekt, bei dem die Familien der Beelitzer Soldaten regelmäßig Briefe und Karten schreiben und kleine Geschenke sammeln und verschicken. „Wir wollen ihnen zeigen, dass wir an sie denken“, erläutert sie. Außerdem ist am 15. Dezember ein Aktionstag geplant, bei dem ein großes Puzzle des Zusammenhalts gebastelt und Videobotschaften aufgezeichnet werden. Ein gelber Schal wird sich bei dieser Gelegenheit sicher auch noch finden.

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