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Vorzeigeobjekt? Bewohner des Mühlendorfes sind über Nebenkosten besorgt.

© promo

Ärger im Mühlendorf Teltow: Anarchie in „TelTown“

Bröckelnder Putz, rissige Scheiben, klemmende Türen: Die Mängellisten im Teltower Vorzeigeviertel "TelTown" wachsen. Und auch der Streit um exorbitante Fernwärme-Rechnungen ist nicht beigelegt. Die Mieter fühlen sich verschaukelt.

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Teltow - Sie mindern die Miete und zahlen keine Rechnungen mehr, wohnen in neu gebauten Reihenhäusern ohne Vertrag und gesetzliche Grundlage. Das letzte bisschen Grün, das die schmalen Bauten umrandet, verödet. Anarchie im Teltower Vorzeigeviertel „TelTown“. Nach dem Streit um hohe Fernwärme-Kosten beklagen die Anwohner Stillstand. „Keiner kümmert sich mehr, alle stellen sich komplett tot“, ärgert sich Robert Fels. Er hat jetzt das Zepter in der Hand und die Führung der klagenden Gruppe von Anwohnern übernommen. Rund zwei Drittel der 90 Mieter in dem zuletzt gebauten Viertel an der Kanada-Allee vertritt er inzwischen. 30 haben Widerspruch gegen die exorbitanten Fernwärme-Rechnungen eingelegt, die Nachzahlungen bis zu 2000 Euro beinhalteten (PNN berichteten).

Niedrigenergiehäuser - und trotzdem zu hohe Fernwärmekosten

Zuletzt schaltete sich Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) ein und suchte das Gespräch mit den Eigentümern. „Alle Beteiligten sind sich darüber einig, dass eine Lösung gefunden werden muss, die perspektivisch die laufenden Heizkosten optimiert und auf ein verträgliches Maß senkt“, erklärte Stadtsprecherin Andrea Neumann. Noch sei aber nichts passiert, monieren die Anwohner.

In den vergangenen drei Jahren hat die Deutsche Eigenheim (frühere Design-Bau) im Mühlendorf 93 Reihen- und Doppelhäuser errichtet, einen Teil verkaufte sie an die Ärzteversorgung Niedersachsen, einen anderen an einen Pensionsfonds der Deutschen Bank. Den Investoren wurden hohe Renditen versprochen, den Mietern die Niedrigenergiehäuser als besonders energiesparend schmackhaft gemacht. Nun aber würden die Nebenkosten die zuvor avisierten um mindestens das Doppelte übersteigen. Die Mieter fühlen sich verschaukelt.

An einer Lösung werde gearbeitet

Das Problem ist vielschichtig, erklärt Klaus Ulrich, Geschäftsführer der Fernwärme Teltow GmbH. Die Häuser der Ärzteversorgung werden mit eigenen Nahversorgungssystemen versorgt, die die GeoNRG, eine Tochter des Bauherrn, betreibt. „An der Rechnungslegung ist die Fernwärme in keiner Weise beteiligt“, sagt Ulrich. Den Mietern ist inzwischen signalisiert worden, dass mit Hochdruck an einer Lösung gearbeitet wird. Auch ein Sprecher der Ärzteversorgung bestätigte dies, wollte sich aufgrund der noch laufenden Verhandlungen aber noch nicht näher äußern. Bei den zuletzt errichteten Häusern des Pensionsfonds liegen die Dinge anders. Hier habe sich der Bauträger entschlossen, eigene Fernwärmeübergabestationen ohne Warmwasserspeicher zu installieren, so Ulrich. Damit sei jedoch eine höhere Leistung erforderlich, um das kalte Trinkwasser zu erwärmen, sagt der Fachmann. Die Deutsche Eigenheim ließ bislang offen, ob sie entsprechende Wärmespeicher nachrüsten will. Die Gespräche dazu liefen noch.

Wo ist die Kaution?

Die hohen Fernwärmekosten sind jedoch nicht das einzige Problem der Mieter in „TelTown“. Sie würden auch für Leistungen zahlen, die überhaupt nicht erbracht werden, sagt Fels. Im Sommer hatte der frühere Hausverwalter Hermes Insolvenz angemeldet. Die Mängellisten werden seitdem immer länger. Der Putz bröckelt von den Wänden, rissige Scheiben, defekte Filteranlagen, klemmende Türen – von der Hausverwaltung ignoriert, klagen die Mieter. „Wir wissen weder, wo unsere Kautionen sind, noch werden irgendwelche Mängel beseitigt“, sagt Fels. Im Juli hat die Deutsche Immobilien Management GmbH (DIM) die Hausverwaltung übernommen und ist um Schadensbegrenzung bemüht. „Die von den Mietern gemeldeten Beanstandungen werden sukzessive abgearbeitet“, erklärte Carolina Lebedies von der Agentur Sunshine Marketing, die die DIM in Pressefragen vertritt.

Allerdings sei die Übernahme des Verwaltungsbestandes nicht optimal verlaufen, erklärte sie. Zum anderen handele es sich teilweise um Gewährleistungsmängel, die gegenüber Dritten durchzusetzen sind. Um die Kautionen müssten sich die Mieter nicht sorgen, so Lebedies. Sie seien getrennt vom Vermögen der Hermes Hausverwaltung angelegt worden und somit nicht in die Insolvenzmasse geflossen. 

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