Potsdam-Mittelmark: Angenehm zweckmäßig
Das Sommerhaus von Albert Einstein in Caputh wurde gestern nach Renovierung eröffnet – ein Blick hinter die Holzfassade
Stand:
Das Sommerhaus von Albert Einstein in Caputh wurde gestern nach Renovierung eröffnet – ein Blick hinter die Holzfassade Schwielowsee - Ein Haus im Wald, eher schlicht und bescheiden. Aus Holz. Der uneingeweihte Spaziergänger ahnt kaum, dass es etwas Besonderes mit dem Bau auf sich hat. „Festigkeit und Dauerhaftigkeit“ garantierte der Erbauer einst seinem Auftraggeber, trotz der „Leichtigkeit der Konstruktion“. Heute, 70 Jahre später, bescheinigt Architekt Eberhard Langer dem Haus noch immer die Qualität, die der junge Baukünstler Konrad Wachsmann im Jahr 1929 versprach. Doch erst wenn man erfährt, das es Einsteins Sommerhaus war, das hier am Waldrand steht, erfüllt einen ein inneres Raunen, versucht man, etwas Atmosphäre aufzuspüren. Gestern konnten Zaungäste unschwer erkennen, dass sich hinter der Caputher Adresse Am Waldrand 15-17 etwas Bedeutungsvolles verbirgt. Das Häusle war in den Fokus zahlreicher Kameras gerückt: die fertige Sanierung des einzigen in Deutschland noch existierenden Gebäudes, in dem der Nobelpreisträger wohnte, veranlasste Bundes-Forschungsministerin Edelgard Buhlmann zu einer Dienstreise nach Caputh, brachte den Präsidenten der Hebräischen Universität von Jerusalem auf die Terrasse der des Sommersitzes. Nachdem vor drei Jahren die ersten Restaurationsarbeiten begannen, der Bund und die Cornelsen Kulturstiftung eine halbe Millionen Euro ausgaben, leuchtet über Caputh das Einsteinhaus in frischem Rot-braun. Es muss Einstein als Komfort genügt haben, sich in Caputh zu wissen, denn luxuriös ist das Haus nicht. Einzig das Wohnzimmer mit Kamin ist geräumig. Ebenfalls im Erdgeschoss das schmale Schlafzimmer der Gattin. In allen Zimmern verschwand sämtliche Kleidung in Wandschränken. Es heißt, dass auf Wunsch Elsa Einsteins als „Schalldämpfer“ zum Arbeits- und Schlafzimmer ihres angeblich laut schnarchenden Gatten das Bad platziert wurde. Die Badewanne ist das einzig verbliebene originale Stück, der einzige museale Hauch im Einsteinhaus. Der Hausherr wollte nie, dass ein Museum daraus wird. Dunkel ist es im Erdgeschoss, heute etwas mehr als früher, da das Holz seine Helligkeit verloren hat. Die Treppe hinauf wird es etwas lichter – grün, blau, gelb ist die farbliche Reihenfolge der Zimmer für Tochter, Gäste und die Hausangestellte. Auch hier sind Wände und Decken aufwendig mit Pinienholz verschalt. Von oben geht hinaus auf den wohl schönsten Platz – die weiträumige Terrasse. Von hier muss Einstein den geschätzten Blick zum Templiner See gehabt haben, heute kann man den Silberstreif nur noch erahnen – das gewachsene Caputh versperrt die Aussicht. Viele Anekdoten ranken sich um die vier Jahre bis 1932, in denen Einstein in seinem „Paradies“, wie er das „Häusle“ nannte, Zuflucht suchte. Hier ließ er die Seele baumeln. Am besten beschreibt das wohl ein Disput mit seiner Frau, die ihn einmal bat, sich doch angemessen zu kleiden, wenn sich Besuch angekündigt hatte. „Wenn sie mich sehen wollen“, antwortete Einstein, „bin ich hier. Wenn sie meinen Sachen sehen wollen, musst du den Schrank öffnen.“ Und so wurde mancher Gast von einem barfüßigen und unrasierten Einstein empfangen. Von der Terrasse hinunter führt eine weiße Holztreppe, die während der Rekonstruktion des Hauses neu gebaut wurde. Man steht im Garten, den Blick über Baumkronen via Templiner See. In den Frühlingsluft mischt sich der Geruch von frisch bearbeitetem Holz. Architekt Eberhard Langer „verspürte ein Kribbeln“, als er die originalen Oberflächen freilegte. „Es kommt nicht oft vor, dass ein Holzhaus 70 Jahre überlebt“, spricht er von einem „Wunder“. Doch das Material, eine nordamerikanische Douglasie, sei mit Bedacht und Sorgfalt ausgewählt worden. „Auf fünf Meter Länge findet sich kein einziger Ast.“ Das architektonische Denkmal habe, so Langer, noch heute moderne und gültige Züge. „Es ist zweckmäßig, angenehm, wohnlich, harmonisch und nicht unnötig groß.“ Ein Zuhause mit einer besonderen Atmosphäre. Peter Könnicke Besichtigung sowie Führung sind nach Voranmeldung unter Tel. (0331)271780 möglich. Geöffnet ist donnerstags und am Wochenende von 10 bis 18 Uhr.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: