
© Tobias Reichelt
Potsdam-Mittelmark: Angst auf den Buschwiesen
Nach dem tödlichen Schuss auf einen Hund sorgen sich Teltower um die Sicherheit von Tier und Mensch
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Teltow - Teltower Eltern und Hundebesitzer sind besorgt: Nach dem tödlichen Schuss eines Jägers auf einen Labrador auf den Buschwiesen geht bei Anwohnern die Angst um. Das sagte Christoph Gebuhr, Gründer der Initiative „Soko Buschwiesen“, jetzt gegenüber den PNN. Seit dem Vorfall vor knapp zwei Wochen hätten sich über das soziale Internetnetzwerk Facebook bereits 120 Teltower in einer Gruppe organisiert, die das Landschaftsschutzgebiet gerne und oft nutzen. Bislang diskutierten sie im Verborgenen. Nur auf persönliche Einladung konnten andere der Gruppe beitreten. Jetzt aber wollen die Mitglieder an die Öffentlichkeit gehen: Aus Angst um ihre Kinder, ihre Hunde und ihre eigenes Leben fordern sie die Stadt auf, die Sicherheit in dem Grüngebiet zu verbessern.
„Wir sind besorgt um die Sicherheit der vielen Kinder, die in den Buschwiesen spielen und auch um die Bürger, die dort mit ihren Hunden spazieren gehen“, sagte Gebuhr. Die Idylle des Landschaftschutzgebietes Buschwiesen sei seit dem Schuss auf die Labrador-Hündin Stella getrübt, so der 32-jährige Teltower. „Viele Eltern haben schon mit ihren Kindern gesprochen. Sie sollen vorsichtshalber woanders spielen.“
Damit die Menschen wieder sorgenfrei durch die grüne Lunge der Stadt Teltow wandern können, soll nun das Rathaus aktiv werden, fordern die Mitglieder der Initiative – darunter sind unter anderem auch Tierschützer, Tierärzte und Jäger. In der Sitzung des Teltower Hauptausschusses am 24. Februar wollen die Anwohner vor den Stadtverordneten und Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) vorsprechen, kündigte Gebuhr an. „Es ist die Aufgabe der Stadt, dort für Sicherheit zu sorgen“, sagte der Teltower.
So wollen die Anwohner vorschlagen, an den Zugängen zu den Buschwiesen Warnschilder aufzustellen. Sie sollen auf das Jagdgebiet hinweisen. Auf Infotafeln mit Karten könnten die Schießstände der Jäger verzeichnet werden und auch mögliche Gefahrenzonen für Spaziergänger. Zudem sollen Jäger Warnflaggen aufstellen, wenn sie sich tatsächlich in dem Grüngebiet auf die Lauer legen. So wüssten Kinder und Hundebesitzer, wann sie bei ihren Spaziergängen vorsichtiger sein sollten, so Christoph Gebuhr.
Bei dem tödlichen Schuss auf den Labrador hatte es noch keine solche Warnung gegeben. Wie berichtet hatte ein 79-jähriger Jäger aus Teltow die Hundedame Ende Januar an einem Feldweg auf den Buschwiesen erschossen. Dort gilt Leinenzwang. Nach Angaben des Jägers habe der freilaufende Labrador ein Reh gejagt und gebissen. Der Hundebesitzer widersprach der Version und erstattete Anzeige. Er habe nur zehn Meter von seiner Hündin entfernt gestanden, als der Schuss fiel.
„Der Vorfall war für uns der ausschlaggebende Impuls, jetzt zu handeln“, sagte Gebuhr. Fast alle in der „Soko Buschwiesen“ seien skeptisch, was den Schuss auf die Hündin angeht. Womöglich hätte er an dieser Stelle des Naturschutzgebietes nie fallen dürfen, sagte Gebuhr. Zwischen hohem Gras und Bäumen sei zweifelhaft, ob der Jäger freie Sicht hatte. Zudem war die Gefahr eines Querschlägers hoch. Gebuhr hat recherchiert: Kugeln aus einem Jagdgewehr können bis zu 400 Meter und weiter fliegen und auch dann noch Schaden anrichten. „Wir halten die Jagd auf den Buschwiesen für wichtig“ – aber das Risiko eines Unfalls müsse gesenkt werden, sagte Gebuhr.
Über eine zusätzliche Kennzeichnung des Jagdgebietes mit Warnschildern wird im Rathaus derzeit noch nicht nachgedacht, sagte Sprecherin Andrea Neumann den PNN. Ob oder inwieweit die Buschwiesen sicher von Kindern, Spaziergängern oder Hundebesitzern betreten werden können, vermag die Stadtverwaltung derzeit nicht zu bewerten. „Grundsätzlich kann das Landschaftsschutzgebiet von Personen auf den dafür vorgesehen Wegen betreten werden“, sagte Neumann. Jedoch sei darauf zu achten, dass Hunde an einer reißfesten Leine zu führen sind.
Jagdpächter Dieter Römer teilte indes mit, dass auf den Buschwiesen wieder gejagt werde. „Wir lassen dabei Vorsicht walten“, erklärte Römer. Auch er appellierte an Hundebesitzer, sich an die Leinenpflicht in dem Grüngebiet zu halten. Tatsächlich weiß er von zwei Vorfälle im vergangenen Jahr, bei denen auf den Buschwiesen Wildtiere von Hunden angefallen wurden.
Offenbar sitzt der Konflikt zwischen Jägern, Anwohnern und Hundehaltern auf den Buschwiesen tief – darüber kann auch Christoph Gebuhr berichten. So hätten einige Hundehalter in der Internetgruppe von Giftködern berichtet, die sie bei ihren Spaziergängen gefunden haben. Andere fanden Fleischstücke, die mit Reißzwecken gefüllt waren. Gebuhr und seine Mitstreiter wollen nun versuchen, die Wogen zu glätten. „Niemand will die Jäger lynchen“, sagte Gebuhr. Mit ihren Vorschlägen wollen die Gruppenmitglieder auf Stadt und Jäger zugehen. Die Buschwiesen seien als Naherholungsgebiet wertvoll. Um auch Hunden dort Auslauf zu erlauben, könnte ein Hundeplatz ausgewiesen werden, schlagen sie vor.
Die Anteilnahme der Teltower am tragischen Tod der Labrador-Hündin Stella sei indes groß, berichtete Gebuhr. „Leider ist es passiert, das lässt sich jetzt nicht mehr ändern.“ Nun müsse alles getan werden, dass sich so ein Fall nicht wiederhole, sagte Gebuhr.
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