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Lärmquelle: Die Asphaltmischanlage auf dem Teltomatgelände in der Stahnsdorfer Straße soll verschwinden. Dafür will die Papenburg AG hier eine Betonbrecheranlage errichten. Die Anwohner laufen gegen das Projekt Sturm. Das Landesumweltamt will es aber trotzdem genehmigen.

© Manfred Thomas

Potsdam-Mittelmark: Angst vor dem Brecher

In Ruhlsdorf gibt es Widerstand gegen den Bau einer Recyclinganlage. Das Land will sie genehmigen

Stand:

Teltow - Der Fluglärm wird am Ende das kleinere Übel sein – diese Befürchtung hegt zurzeit so mancher Ruhlsdorfer. Die Papenburg AG, ein bundesweit agierendes Bauunternehmen, will in ihrer Niederlassung in der Stahnsdorfer Straße eine Betonbrecheranlage errichten. Zwar hatte sich der Hauptausschuss der Stadt bereits im September gegen dieses Vorhaben ausgesprochen – doch das Landesamt für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz hat jetzt angekündigt, sich über dieses Votum hinwegzusetzen und die Genehmigung zu erteilen.

Entsprechend aufgeheizt war die Stimmung auf der jüngsten Sitzung des Hauptausschusses am Montagabend. Konkret geht es in dem Antrag der Firma um „Errichtung und Betrieb einer Anlage zum Lagern und Aufbereiten von nicht gefährlichen Abfällen und zum Lagern von gefährlichen Abfällen“. Dabei würde es sich um Bauschutt und Bodenaushub handeln. Während auf dem Teltomatgelände nördlich der Stahnsdorfer Straße ein Betonbrecher aufgestellt werden soll, ist auf der ehemaligen Aschedeponie auf der anderen Seite die Lagerung und Aufbereitung von Boden geplant. Laut Landesumweltamt sei das Vorhaben zulässig, weil die Areale als Gewerbeflächen ausgewiesen sind und die bauliche Erweiterung des Betriebes angemessen sei.

Die zu mehreren Dutzend erschienenen Bürger liefen bei den Abgeordneten am Montagabend offene Türen ein: Einstimmig erneuerten diese ihr ablehnendes Votum. „Das Vorhaben ist weder in unserem Interesse noch sehen wir die Notwendigkeit“, erklärte Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD). Die Ausschussvorsitzende Christine Hochmuth (SPD) rief die Anwohner auf, Verwaltung und Stadtverordneten den Rücken zu stärken, indem sie Unterschriften sammeln und eine vorgestellte Protestnote auch beim Landesumweltamt einreichen.

In dem Papier wird kritisiert, dass die Genehmigung des Landesamtes auf durchschnittlichen Schallschutzwerten der Firma Papenburg basiere, die immer nur knapp unter der erlaubten Grenze liegen würden. Dass dabei kurzfristig auch wesentlich höhere Werte erreicht werden könnten, werde nicht erwähnt. „Der Fluglärm über unseren Ohren erscheint uns dann wie ein Sanatorium“, schreibt der Anwohner Peter Alder als Verfasser des Papieres. Er warnt vor Vibrationen, Staub sowie dem drohenden Verkehrslärm von Lastern und Radladern.

Darauf verwies auch Ruhlsdorfs Ortsvorsteher Berndt Längrich (SPD). Zwar habe das Landesamt die Möglichkeit, das Votum der Teltower zu ersetzen, „aber wenn wir es wiederholen, sollte es denen zu denken geben“, sagte er. Letztendlich sei man auch bereit, gegen die Genehmigung der Anlage zu klagen. Dann müsse immerhin auch ein unabhängiges Gutachten in Auftrag gegeben werden, erklärte Teltows 1. Beigeordnete Beate Rietz (SPD). Einzelne Mitglieder des Hauptausschusses hatten gefordert, dass die Stadt ein Gutachten in Auftrag gibt. Das wäre dann überflüssig.

Immerhin: Für die neue Betonbrecheranlage will die Papenburg AG ihre alte Asphaltmischanlage am gleichen Standort stilllegen – und damit das lärmtechnisch größere Übel beseitigen, wie es gestern vonseiten des Unternehmens hieß. Eine offizielle Stellungnahme zu dem Projekt wollte man aber im Hinblick auf die festgefahrene Debatte nicht abgeben. Wie im Antrag an das Landesumweltamt deutlich wird, ist zudem auch die Errichtung eines 3,5 Meter hohen Lärmschutzwalls auf der östlichen Seite in Richtung Ruhlsdorf geplant. Die gefährlichen Abfälle, dabei handle es sich ausschließlich um Mineralstoffe aus dem Baubereich, sollen in einer überdachten Box gelagert werden. Vom zusätzlich geplanten Bau einer Siebanlage ist das Unternehmen bereits abgerückt.

Das Grundproblem erläuterte Berndt Längrich im Hauptausschuss: Die Stadt sei in den vergangenen Jahren mit der Besiedlung immer dichter an das Teltomatgelände herangerückt. „Und jetzt bekommen die Anwohner den Lärm zu hören“, sagte er. Für sie sei es eine Zumutung.

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