Potsdam-Mittelmark: „Anpfiff“ der Obstsaison
Minister Woidke erntete bei Waches die ersten Freiluft-Erdbeeren
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Werder / Groß Kreutz - Nein, das Weltmeisterschaftsspiel Deutschland gegen Polen war nicht kurzfristig in die Obstplantagen bei Groß Kreutz verlegt worden. Zwei große Flaggen beider Länder sowie ein stolzes Aufgebot an Journalisten und Kameraleuten ließen das fast vermuten. Doch die polnische Fahne war eine Referenz an die 19 Saisonbeschäftigten aus dem Nachbarland, die dieser Tage im Werderaner Obstbaubetrieb Wache begrüßt wurden. Und die Presse war gekommen, um über den „Anpfiff“ der Brandenburger Obstsaison durch Landwirtschaftsminister Dietmar Woidke zu berichten.
Mit der Sonne sei bei den Brandenburger Obstbauern die Zuversicht auf eine gute Saison und anständige Erträge zurückgekehrt, hieß es. Noch vor Tagen war die Stimmung bei nasskaltem Wetter eher gedrückt, und es wurde eine magere Ernte befürchtet. Doch die ersten Freiluft-Erdbeeren, die gestern gepflückt wurden, machten Appetit auf mehr. „Wetter bestimmt immer wieder unser Spiel“, sagte Frank Wache scheinbar gelassen. Anfang Juni hat er die Leitung des Werderaner Familienunternehmens von der Mutter Ruth übernommen. Bereits in der fünften Generation betreiben die Waches den Obstbau, in früheren Zeiten zur Absicherung der Existenz auch noch die Fischerei. 1932 kaufte die Familie das Areal bei Groß Kreutz, um dort Erdbeeren anzupflanzen.
Doch nicht nur das Wetter bringt Unwägbarkeiten für die brandenburgischen Obstbauern. Zunehmend gelangt preiswertes Obst aus Osteuropa in den Handel. „Wir haben nur eine Chance: Wir müssen unter unserem Namen mit Qualität und Frische überzeugen“, betonte Wache. Ebenso wie die anderen Mitglieder Werderschen Obstbauvereins oder das Obstgut Marquardt setzt er auf kontrollierten integrierten Anbau. Das bedeute den weitgehenden Verzicht auf Chemikalien bzw. deren gezielter Einsatz, wenn tatsächlich Schädlinge auftreten. „Dieses Verfahren hat unsere volle Unterstützung“, betonte der Landwirtschaftsminister. Ganz frisch gibt es die Erdbeeren bei der Selbstpflücke. Am 24./25. Juni werde es damit so richtig losgehen, kündigte der Werderaner Obstbauer mit Blick auf den Reifegrad der Erdbeeren an. Wie viele seine Kollegen setzt er fast ausschließlich auf Direktvermarktung an den Feldern in Groß Kreutz oder auf Märkten in Berlin. Künftig werde der vom Land geförderte Obstbaupanoramaweg sicher noch mehr Besucher direkt zu den Obstbauern führen, blickte Werders Bürgermeister Werner Große zudem voraus.
Wieviel werden die Erdbeeren in den nächsten Tagen kosten? Manfred Kleinert vom Landesgartenbauverband rechnet mit 2,50 bis 3,50 Euro pro Kilo bei der Selbstpflücke und im Handel mit einer Spanne zwischen 3 und 6 Euro. Bei guten Erträgen könnten die Preise sinken. Noch hat die große Erdbeeroffensive aber nicht begonnen. Die polnischen Erntehelfer bei Waches konnten gestern noch einmal in aller Ruhe Fußball gucken. Hagen Ludwig
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