Potsdam-Mittelmark: Ans Gedenken erinnert
Nach langer Zeit wieder offizielle Ehrung italienischer Kriegsopfer in Stahnsdorf
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Nach langer Zeit wieder offizielle Ehrung italienischer Kriegsopfer in Stahnsdorf Von Peter Könnicke Stahnsdorf. „Cimitero“ steht gleich hinter dem Eingangstor zum Stahnsdorfer Südwestkirchhof. Ein Pfeil auf dem Hinweisschild deutet den Weg zu den italienischen Kriegsgräbern. Es ist dann ein fast 20-minütiger Fußmarsch über die weitläufige Anlage, vorbei am Siemens-Familiengrab, der norwegischen Stabholzkirche und der Gedenkstätte für britische Kriegsopfer bis zum dem Obelisken mit der grün-weiß-roten Flagge. Jahrzehnte war am 4. November den Botschaftsgesandten für einen Gedenkakt die Kriegsgräberstätte in Zehlendorf näher als Stahnsdorf. Gestern aber, am „Tag der italienischen Streitkräfte“ klang die Fanfare der Militärkapelle der Flugabwehr des Heeres „Artigliera Contraera“ aus Padua über die Stahnsdorfer Gräber. „Ich hoffe, dass die Zeremonie eine Tradition wird“, sagt Cathrin Flumiani, die Leiterin der Konsularverwaltung. Nach dem Umzug der italienischen Botschaft von Bonn nach Berlin vor vier Jahren, „haben wir lange gebraucht, um uns einzurichten“, meint Flumiani. „Inzwischen hat sich ein guter Kontakt zur Botschaft entwickelt“, lobt Kirchhofsverwalter Olaf Ihlefeldt, der zugleich Vorsitzender des Fördervereins „Südwestkirchhof“ ist. So trifft man sich inzwischen beim traditionellen Jahresempfang der italienischen Botschaft. Italien war das Motto eines Balls, zu dem der regionale Dachverband Kultur – dem auch der Förderverein angehört – im vergangenen November einlud und auf dem zahlreiche Repräsentanten der Botschaft weilten. Und sicherlich habe die immense Öffentlichkeitsarbeit für die kulturhistorische Friedhofanlage der letzten Jahre, die in diesem August mit einer „Langen Nacht“ ihren Höhepunkt fand, viel bewirkt. „Der Botschaft war die Bedeutung des Ortes nicht bewusst“, sagt Ihlefeldt. „Man wollte dort kaum glauben, wie sehr sich die Bevölkerung für diesen Ort interessiert.“ Während selbst zu DDR-Zeiten die Briten am „Remembrance Sunday“ alljährlich im November ihre im Ersten Weltkrieg gefallenen und in Stahnsdorf begrabenen Soldaten und Matrosen ehrten, was der Bahnhofsstraße jedesmal einen ziemlich großen Auflauf an Stasi-Kräften bescherte, gab es für 1659 italienischen Kriegsopfer kein offizielles Gedenken. Auf einem Foto im Archiv der Kirchhofsverwaltung ist ein einziger zeremonieller Akt dokumentiert. „Aber keiner weiß, wann das war“, bedauert Ihlefeldt. 1924 schlossen Deutschland und Italien einen Staatsvertrag, nachdem auf dem Südwestkirchhof eine ein Hektar große Fläche angelegt wurde. Hier fanden italienische Soldaten, die während des Ersten Weltkrieges in Internierungslagern gestorben und in der damaligen Provinz Brandenburg zunächst provisorisch bestattet wurden, ihre letzte, würdige Ruhestätte. Bis in die 1970er Jahre war auf jedem der 1659 Grabsteine der Name der Toten zu lesen. Doch die Pflege der einzelne Steine, zu der Berlin vertraglich verpflichtet war und die von Mitarbeitern des Friedhofes wahrgenommen wurde, erwies sich als zu aufwändig. So wurden aus Naturstein von einem Dresdner Betrieb und dem Potsdamer Grünanlagenbau 24 Gedenkkreuze gefertigt. An dem etwa zehn Meter hohen Obelisk sind auf drei Messingsplatten in alphabetischer Reihenfolge 1659 Namen eingraviert. An dem Obelisken legten gestern Botschaftsrätin Della Croce und der italienische Militärattaché einen Kranz nieder.
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