Potsdam-Mittelmark: Artenschutz am alten Grenzstreifen
Teltower Lokale Agendagruppe richtete in Sigridshorst einen Naturlehrpfad ein
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Teltow – Am Wegrand der Hagenstraße liegen abgeknabberte Fichtenzapfen mit unversehrter Spitze – ein Hinweis auf Eichhörnchen. Die flinken Gesellen kann Anwohner Gerd Kobe täglich beobachten und je nach Jahreszeit dem Konzert der Vögel zuhören. Denn das Areal zwischen der Sigridshorster Ortsgrenze am ehemaligen Grenzstreifen und der Streuobstwiese ist ein wertvoller Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen.
Darüber sollen jetzt auch Besucher mehr erfahren, beschlossen Kobe und Hans Noack von der Lokalen Agendagruppe „Artenschutz“ und gestalteten einen Naturlehrpfad mit mehreren Hinweistafeln. Unterstützt wurde die Initiative mit Spenden von der Bürgerinitiative Teltow und der Ortsgruppe der Linken. Der Erste Beigeordnete, Thomas Koriath, der den Lehrpfad jetzt offiziell eröffnete, will dafür sorgen, dass der Rundgang auch im neuen Wegeplan der Stadt verzeichnet wird.
Auf der rund einen Kilometer langen Strecke entlang des Meliorationsgrabens gibt es jede Menge zu entdecken, wie beispielsweise acht Brutkästen für Vögel. Einer dieser Kästen, der ursprünglich für kleine Blaumeisen vorgesehen war, diente in diesem Sommer einer Kohlmeisenfamilie als Brutquartier. Ein Halbhöhlenkasten ist für den Hausrotschwanz reserviert, der im Sommer schon im Morgengrauen sein typisches „Wo wo wo bi bist“ schmettert.
Auch die Fledermäuse haben zwei Sommerquartiere erhalten und sie bereits benutzt, wie Noack mit Kennerblick registriert. Da es in Deutschland nur wenige geeignete Höhlen gibt, bevorzugen sie Dachböden von Häusern und Kirchen. Doch zunehmende Sanierungen haben auch die Quartiere eingeschränkt.
Zwei Heimstätten finden auch Wildbienen und Schmetterlinge in diesem Bereich, denn auch sie haben durch zunehmend steriler werdende Gärten mit Wohnungsnot zu kämpfen. Dabei sind die Wildbienen ebenso fleißige Bestäuber wie ihre zivilisierten Verwandten, die Honiglieferanten.
Der Pfad soll Interessierten auch Anregungen geben, selber kleine Quartiere zu bauen, um sie im eigenen Garten aufzuhängen. „Denn bewusst vorleben“, so BIT-Chefin Carola Fanter bei der Eröffnung, „ist die beste Strategie, um etwas zu bewegen.“ Einer, der das schon sehr früh begriffen hat, ist Gerd Kobe, der vor Jahren mehrere Sträucher, Birken, Nussbaum und Ahornbäume auf der Brache gegenüber seinem Haus anpflanzte, weil der Wind seinerzeit ständig Sand von den umliegenden Feldern in seine Fenster wehte. Im sich rasch ausbreitenden Buschwerk quartierten sich Vögel wie Zaunkönig und Nachtigall ein. Auch die Stadt hat das Areal in den letzten Jahren mit Wildobstbäumen und Beerensträuchern zu einem parkartigen Gelände gestaltet. Nur die Wiesenmahd, wünscht sich Kobe, sollte mehr auf den Naturrhythmus abgestimmt werden, damit sich die Blumen auch aussäen können. Kirsten Graulich
Kirsten Graulich
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