Potsdam-Mittelmark: Ärzte wollen nicht impfen
Ab Mittwoch gibt es den Impfstoff gegen die Schweinegrippe / 13 neue Fälle innerhalb einer Woche
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Potsdam-Mittelmark - Voraussichtlich ab Mittwoch sollen Hausärzte in Potsdam-Mittelmark gegen die sogenannte Schweinegrippe impfen können. Dann werden die ersten bestellten Impfdosen an die Ärzte und Apotheker im Landkreis ausgeliefert, sagte Amtsärztin Johanna Aulich gestern gegenüber den PNN. Das Problem bislang: Es gibt zu wenig Ärzte, die überhaupt impfen wollen. Von 248 Praxen im Kreis, haben sich nur 37 bereit erklärt gegen die Neue Grippe zu impfen. Besonders in den ländlichen Regionen des Kreises ist die Versorgung schlecht, kritisierte Aulich.
„Ich bin über die Zahlen erschüttert“, sagte Aulich. Das Amt habe alle 248 Praxen, darunter Allgemeinmediziner, Internisten, Gynäkologen und Kinderärzte, angeschrieben. „Ein Informationsdefizit gibt es bei unseren Ärzten definitiv nicht“, so Aulich, es mangele allein an der Bereitschaft. Während sich in Teltow und Kleinmachnow ausreichend Ärzte gemeldet hätten, sei die Versorgung anderenorts schlechter: In Beelitz und Werder wollen derzeit nur je zwei Ärzte impfen, in Stahnsdorf gar keiner. Welche Ärzte wo Impfungen anbieten, ist auf der Internetseite der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburgs aufgelistet. Deren Sprecher Ralf Herre hatte am Donnerstag noch versichert: Es gebe keine „weißen Flecken“ auf der Landkarte (PNN berichteten).
Dem widersprach Amtsärztin Aulich jetzt. Sie sieht sehr wohl „Lücken“ in der Versorgung des Landkreises. Viele Praxen würden ihre Patienten an das Gesundheitsamt verweisen. Das Amt jedoch ist in der Regel nur für die Immunisierung des sogenannten Schlüsselpersonals wie Angestellte der Feuerwehren, Rettungsdienste oder des Katastrophenschutzes, zuständig. „Wir werden aber niemanden abweisen“, sagte Aulich. Dennoch sollte jeder zunächst bei den Ärzten in seiner Region anfragen.
In den zwei Wochen seit Impfstart hat das Gesundheitsamt knapp 500 Personen geimpft – weit weniger als gedacht. Die Hälfte aller eingeladenen Personen haben den Impftermin abgesagt. Extremstes Beispiel: Die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Kleinmachnow versagten geschlossen den Besuch beim Arzt. Angestellte des Rettungsdienstes und des Katastrophenschutzes seien öfter gekommen als Feuerwehrleute, zog Aulich Bilanz.
Dennoch: Von der anfänglichen Zurückhaltung gegen die Impfung sei mittlerweile wenig zu spüren. „Bei uns steht das Telefon nicht mehr still“, sagte Aulich. Sie führt die gestiegene Nachfragen auf die neue Zahl der Grippefälle zurück: Allein in der vergangenen Woche stieg die Zahl der Schweinegrippefälle im Kreis um 13 Fälle auf insgesamt 93 an.
Vor allem Menschen, die ansonsten gesund sind, wollen sich jetzt gegen die Grippe impfen lassen, sagte Aulich. Allerdings müssen die sich wohl noch etwas gedulden – chronisch Kranke sollen den Vorzug erhalten. Tobias Reichelt
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