
© Solveig Schuster
Wendland-Kapelle in Teltow: Asbest unterm Kirchendach
Sanierung der Wendland-Kapelle beginnt mit Überaschungen. Neue Planungen für Glockenturm
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Teltow - Nachdem in der vergangenen Woche auf dem Teltower Friedhof eine Baracke als neue temporäre Trauerhalle gewidmet und eingeweiht worden ist, haben in unmittelbarer Nachbarschaft die Arbeiten an der denkmalgeschützten und dringend sanierungsbedürftigen Wendlandkapelle begonnen. Doch kaum angefangen, tauchen Probleme auf: Unter dem Dach fanden Bauarbeiter Asbestpappe, die nun fachgerecht entsorgt werden muss. Damit entstehen der Kirche weitere Kosten, die bislang nicht veranschlagt sind. Pfarrer Thomas Karzek geht von einer Summe im fünfstelligen Bereich aus.
Ein herber Rückschlag für die Teltower Kirche. Lange hatte sie darum gekämpft, die anstehenden Arbeiten überhaupt finanzieren zu können. Dank der Zuschüsse, die die Stadtverordneten genehmigten und im Teltower Haushalt bereitstellten, Mitteln des Kreises und des Bundes sowie Spenden- und Kirchengeldern sind zunächst die ersten beiden Bauabschnitte des bislang mit rund 800 000 Euro berechneten Großprojektes gesichert. Ist die asbestbelastete Pappe entsorgt, soll das Tragwerk der alten Kirche komplett überarbeitet werden. Um das Dach dämmen zu können, werde die gesamte Dachkonstruktion etwas höher gehängt, später sollen die Steildächer in enger Abstimmung mit dem Denkmalamt mit Tonziegeln nach historischem Vorbild neu eingedeckt werden, sagt Karzek.
Sofern es nicht zu weiteren Überraschungen kommt, wird die Kirche mit Beginn des neuen Jahres die Arbeiten im Inneren der 1934 nach Plänen des bekannten Architekten Winfried Wendland erbauten Kapelle fortsetzen. Um Frostschäden und brüchige Bodenplatten zu verhindern, sei eine Fußbodenheizung geplant, die die Temperatur im Innern der Kirche stabil hält, daneben werden Elektroleitungen und Toiletten erneuert.
Rund 450 000 Euro werden in die ersten beiden Bauabschnitte – das Dach und den Innenausbau – fließen, die bis zum Ende des kommenden Jahres abgeschlossen sein sollen. „Sind wir gut in Schwung, werden wir an die weiteren Planungen gehen“, so der Pfarrer. Abhängig vom verbliebenen Geld im Kirchensäckel ist vorgesehen, die seitlichen Vordächer zu rekonstruieren und auch ein umlaufendes Dach zu schaffen, das Trauergäste vor der Kapelle vor Wind und Wetter schützt. Zudem soll nach Vorstellung der Evangelischen Kirche künftig auch ein Totenglöckchen auf dem Friedhof am Weinbergsweg erklingen. Gegenwärtig werde ein Glockenturm mit Glockenstuhl geplant. Eine entsprechende Glocke hat die Kirche schon. Sie sei ihr von der Stiftung Bethesda zugesprochen worden.
Unabhängig von den weiteren Planungen soll die historische Kapelle zum Ende des kommenden Jahres wiedereröffnen. Bis dahin ist es den Teltowern möglich, in der neu geweihten Baracke Angehörige in Würde zu verabschieden. Die Rückmeldungen nach den ersten Trauerfeiern seien rundweg positiv, so Karzek.
Wie berichtet war die Baracke aus der Gemeinde Häsen im Löwenberger Land nach Teltow umgesetzt worden. Dort hatte sie zuletzt 60 Jahre lang als Gottesdienstort gedient. Das Holz für ihre Baracke hatten sich die Häsener nach dem Zweiten Weltkrieg im niederschlesischen Grünberg, einem ehemaligen KZ-Außenlager geholt. Die inzwischen mit einem leuchtend grauen Anstrich versehene Baracke soll daher auch nach Wiedereröffnung der Wendland-Kapelle erhalten und zu einem Dokumentationszentrum umgebaut werden. Hierfür sammelt die Kirche bereits entsprechendes Ausstellungsmaterial. Solveig Schuster
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