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Potsdam-Mittelmark: „Atmosphärisch saubere Politik“

Der Sprecher der Bürgerliste, Klaus Benthin, hofft auf neue Streitkultur in Michendorf

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Der Sprecher der Bürgerliste, Klaus Benthin, hofft auf neue Streitkultur in Michendorf Sie haben für die Kommunalwahl der Großgemeinde Michendorf eine neue Wählergruppierung aus Wildenbrucher Bürgerliste, FDP und weiteren Anhängern gegründet. Warum hat sich diese Freie Bürgerliste/ FDP nicht mit der neuen, Unabhängigen Wählergemeinschaft (UWG) zusammengetan? In unserer Liste sind verschiedene Charaktere und Ausrichtungen vertreten. Da gibt es auch einen kleinsten, gemeinsamen Nenner, und der hieß FDP. Sie ist mit ihren politischen Erfolgen in Michendorf ein geeigneter Partner für uns, das haben wir bei anderen Parteien und Wählervereinigungen so nicht empfunden. Dabei ist zu beachten, dass es „Freie Bürgerliste/ FDP“ heißt, die Bürgerliste steht also vorn. Wir sind kein Anhängsel einer Partei aber auf die Orte Wildenbruch und Michendorf beschränkt? Nein, wir sind auch nicht mehr nur eine Bürgerliste Wildenbruch. Das heißt, dass wir auch kommunalpolitisch Interessierte in den anderen Orten ansprechen und einbeziehen. Wir gehen in eine entscheidende Phase, wenn die kommunale Selbstverwaltung der kleinen Orte an eine Großgemeinde übertragen wird. Da zählt die kommunalpolitische Erfahrung besonders. Wir sind deshalb froh, Kommunalpolitiker auf unserer Liste zu haben, die die letzten Jahre mit geprägt haben. Jürgen Krebs und Hartmut Besch (Bürgermeister von Wildenbruch und Michendorf/ d.R) sind deshalb ganz klar unsere Spitzenkandidaten, wobei es den Bedarf gibt, auch Leute mit neuen Ideen und Ansätzen aus allen Orten mit ins Boot zu holen. Wir werden Sie sich von anderen kommunalpolitischen Kräften unterscheiden? Uns geht es nicht darum, andere zu diskreditieren oder schlecht zu machen. Wir wollen eine konstruktive und atmosphärisch saubere Kommunalpolitik. Wo sehen Sie den Schwerpunkt Ihrer künftigen Arbeit? Ein Schwerpunkt wird sein, die Eigenständigkeit der Dörfer so weit wie möglich zu bewahren. Das Votum der Ortsbeiräte muss in die Entscheidung der großen Gemeindevertretung einfließen. Nach der jüngsten Entscheidung des Verfassungsgerichtes heißt es, das beste aus dem ungeliebten Kind der Großgemeinde zu machen. Das bedeutet auch, den durchaus positiven Solidargedanken, der ja in der Idee steckt, zu nutzen. Zugunsten einer Investition in einem Ortsteil wird man auf Maßnahmen in einem anderen verzichten müssen – im Vertrauen, dass es beim nächsten Mal anders herum läuft. Ein ganz wichtiges Thema ist auch der Straßenverkehr. Wir haben im Amtsbereich durch den enormen Einwohnerzuwachs teilweise Tendenzen der Verstädterung. Eine unangenehme Nebenerscheinung ist der Zuwachs an Verkehrsaufkommen. Wir werden hier um Konzepte und Leitbilder nicht umhin kommen. Bei der Ortsumgehung Michendorf könnte es aber in Ihren Reihen Komplikationen geben: Auf der einen Seite Michendorfs FDP-Bürgermeister Hartmut Besch, der sich immer wieder für eine Ostvariante ausgesprochen hat. Auf der anderen die Kräfte aus Wildenbruch, die dagegen sind, auch wenn sie sich aus der Diskussion etwas zurückgezogen haben. Wie sehen alle die Probleme mit der verkehrsintensiven Bundesstraße mitten in Michendorf und sind der Überzeugung, dass etwas passieren muss – wobei die anderen Gemeinden möglichst wenig darunter leiden sollten. Über das Wie gibt es auch innerhalb unserer Listenvereinigung unterschiedliche Standpunkte. Entscheidend ist wohl, einzuschätzen, ob überhaupt noch eine realistische Chance für eine andere Variante als die geplante Ost-Umfahrung besteht. Es wird im übrigen dabei bleiben, dass unsere Liste nicht immer unbedingt mit einheitlichen Standpunkten ins Rennen geht. Wir wollen verschiedene Meinungen akzeptieren und gepflegt miteinander debattieren, um zu einer für möglichst Viele tragbaren und optimalen Entscheidung zu kommen. Das ist gerade mit Blick auf die Umgehungsstraße in den letzten Jahren nicht mehr so gut gelaufen. Es wird 21 Gemeindevertreter in der Großgemeinde geben. Wie viele sollen es von der Bürgerliste/ FDP sein? (lacht) 21 natürlich. Im Ernst: Wir hatten als Bürgerliste in Wildenbruch die absolute Mehrheit, und das gute Diskussionsklima war in vielen Situationen der Schlüssel zum Erfolg. Dass wir ohne Reibungsverluste und persönliche Angriffe zu Entscheidungen gekommen sind, darauf sind wir in Wildenbruch ein wenig stolz. Wir würden uns freuen, wenn es gelänge, das auch in der großen Gemeindevertretung zu organisieren. Es wird zum Teil ein Interessenkonflikt zwischen dem großen Michendorf und den kleinen Partnern heraufbeschworen. Wie wollen Sie dem begegnen? Michendorf ist sehr stark in unserer Listenvereinigung vertreten. Das Michendorf einen anderen Stellenwert als die anderen Orte hat, ist für jeden unverkennbar. Auch wenn man in Wilhelmshorst eine große Sportanlage gern hätte, so gehört sie natürlich nach Michendorf. Andererseits muss man darüber nachdenken, bestimmte Funktionen in anderen Orten unterzubringen. Warum soll es in Stücken nicht zum Beispiel einen Kraftsportraum und in Fresdorf einen Bolzplatz geben? Die Aufgabe lautet, Michendorf als Grundzentrum zu stärken und die Lebensqualität in den anderen Orten zu entwickeln. Wenn man sich die Gemeindefinanzen anschaut, sieht es so aus, als wenn die Gestaltungsspielräume sehr gering sind. Die Entwicklung im finanziellen Bereich ist besorgniserregend, auch in unserer stabilen und wirtschaftlich bevorzugten Region unseres Landes. Wir werden zunächst darauf achten müssen, dass die Dinge, die in den letzten Jahren entstanden sind, solide weitergeführt werden können, ob Schulen, Kitas, Gemeindezentren oder Feuerwehren. Die künftige Wahlperiode wird eine Phase der Konsolidierung, was nicht ausschließt, dass wir hier und da investieren. Wenn es einen Vorteil des Gemeindezusammenschlusses gibt dann den, dass die finanziellen Möglichkeiten jetzt gebündelt sind. Das Gespräch führte Henry Klix

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