Potsdam-Mittelmark: Auf allen Sätteln zu Hause
Für ein Fotoshooting nahm Radprofi Robert Bartko Cowboyhut und Mistgabel in die Hand – Rollen, die ihm sehr gut liegen
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Für ein Fotoshooting nahm Radprofi Robert Bartko Cowboyhut und Mistgabel in die Hand – Rollen, die ihm sehr gut liegen Beelitz · Schäpe – Robert Bartko wird Matt Dillon. Noch trägt er nur Jeans und ein kariertes Flanellhemd, als er über das Pflaster des Reiterhofs „Rosencarree“ auf die wartenden Fotografen und Journalisten zueilt. Nach der Begrüßung streift er sich flink eine Lederweste mit Sheriffstern über und stellt dabei grienend fest: „Is'' ja ein silberner Stern, bin also nur Hilfssheriff.“ Der Gürtel mit Patronenhalftern und Colt rutscht ihm ständig über die Hüfte, weshalb er ein bisschen breitbeiniger als sonst geht. Schließlich vollendet ein breitkrempiger Hut, den sich Bartko auf den Kopf drückt, die Verwandlung zum Gerechten von Dodge City. Mit wiegenden Schritten geht Bartko dann zur Stute „Primavera“ und schwingt sich in den Sattel. Jetzt haben Sandra und Luisa das Motiv, das sie sich für ihr Fotoshooting mit dem erfolgreichen Radprofi Robert Bartko vorgestellt haben. Die Idee vom Cowboy hoch zu Ross kam den beiden 16-jährigen Hobbyfotografinnen, die am Schülerprojekt „Teen Vision“ teilnehmen, als sie Robert Bartko bei einem Vorgespräch kennen lernten. Da erzählte ihnen der Doppelweltmeister auf dem Rad von seinem Pferd „Piña Colada“ und vom Traum, später einmal auf einem Bauernhof zu leben. Zurzeit baut der 29-Jährige im Potsdamer Umland für sich, seine Frau und seinen Sohn einen Pferdestall zur Wohnung um. Bartkos größter Wunsch: ein eigener Reiterhof. Bevor er selber vor zwei Jahren Reiten lernte, hatte sich der Potsdamer auf einigen Reiterhöfen im Umland umgesehen. Im „Rosencarree“ in Schäpe gefiel es ihm auf Anhieb, weil es dort noch Einzelunterricht gibt und alles individueller ist. Seine fünfjährige Stute Piña stammt aus der Zucht des Gestüts, das vorwiegend Oldenburger und Westfalen züchtet. Piña ist tragend, das Fohlen wird im Mai erwartet. Leider hat sich die Stute am Knie verletzt und braucht deshalb etwas Schonung. Als Bartko sie nach einem Rundgang wieder in ihre Box führt, hört sich ihr Wiehern fast wie ein leises Grummeln an. Ein bisschen Wehmut ist auch beim Besitzer herauszuhören, denn der hat wenig Zeit, wenn Trainingslager und Wettkämpfe anstehen. Ende des Monats sitzt er auch wieder im Sattel bei Bahnrennen in Dortmund und München. Anfang nächsten Jahres folgt das Sechs-TageRennen in Berlin, dann Weltcup in Moskau, Los Angeles und Manchester. Auch deshalb freut sich Bartko immer wieder, wenn er mit Piña über den märkischen Sand in Schäpe traben kann. „Das ist für mich ein Ausgleich zur Hektik der Stadt, hier kommt man besser zu sich selber, weil es ruhiger ist.“ Minuten später ist Bartko in die Rolle des „Bauern mit Mistgabel“ geschlüpft – für das zweite Fotomotiv. Als er dann noch Heu hochwirft, weil das fürs Bild mehr Bewegung bringt, verzieht sich Hündin Peggy, die bisher die Szenerie von einem Heuhaufen aus skeptisch beäugte. Piña hängt derweil ihren Kopf über die Box und spitzt die Ohren, während Bartko Staub aufwirbelt und Luisa sich müht, 20 Meter entfernt, hinter der Kamera mit Messfeld und Bildrand klarzukommen. Die Profikamera mit dem langen Teleobjektiv ist schwerer und komplizierter als ihre eigene kleine Digitalkamera. Spaß habe es aber gemacht mit den „Promis“ vor der Kamera, zu denen auch Matthias Platzeck und die Kanutin Birgit Fischer gehörten, erzählen die Mädchen. Fotografin will keine von ihnen werden. Aber auf die Berliner Ausstellung mit den gelungensten Arbeiten freuen sie sich schon. Kirsten Graulich
Kirsten Graulich
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