
© Thomas Lähns
Potsdam-Mittelmark: Auf den Geschmack gekommen
Ökolandwirt Thomas Syring schwört auf Kürbiskernöl – jetzt gab es eine Goldmedaille
Stand:
Beelitz – Es gibt sicher ertragreichere Produkte: Um einen Liter Speiseöl zu gewinnen, muss Thomas Syring 40 bis 50 Kürbisse ernten. Deren Kerne werden entnommen, getrocknet und schließlich gepresst. Doch dem Zauchwitzer Landwirt geht es nicht um Masse: Er will das Bewusstsein für eine solche Spezialitäten beim Verbraucher wecken. „Gutes aus Beelitz“ steht auf jeder Flasche des kostbaren Kürbiskernöls, das mit seinem nussigen Aroma nicht nur Speisen verfeinern, sondern mit seinen Inhaltstoffen auch Beschwerden lindern kann. Dass es tatsächlich gut ist, hat der 32-Jährige jetzt von offizieller Seite her bestätigt bekommen. Der Landwirtschafts-Verband DLG hat das Speiseöl aus der Nieplitzregion mit der Goldmedaille ausgezeichnet – zum mittlerweile zweiten Mal.
116 Speiseöle verschiedener Sorten sind in diesem Jahr von der DLG wissenschaftlich untersucht worden: Raps-, Oliven-, Walnuss- und Sonnenblumen- sowie Kürbiskernöle. Die 36 Teilnehmer sind einerseits große Erzeuger, die für Edeka oder Kaufland arbeiten, andererseits aber auch kleine Unternehmen mit geringen Auflagen. Syring, der pro Jahr 2500 Liter Öl produziert, hat nicht als Einziger Gold geholt: Ungefähr 50 Mal ist die Plakette vergeben worden – immerhin handelt es sich um einen Test und kein Ranking. Aber dieser Test hat gezeigt, dass das Beelitzer Öl in punkto Geruch, Geschmack, Fruchtigkeit und Qualität der Kürbisse einwandfrei ist.
Das hat auch mit der Wertschätzung zu tun, die der Landwirt dem Beelitzer Boden entgegenbringt. Er arbeitet ökologisch und ergänzt den Kürbisanbau mit Sonnenblumen, Dinkel und anderen Erzeugnissen. Verkauft werden sie unter anderem im Landladen in Zauchwitz auf dem Spargelhof seines Vaters – und im „Genusseck“ an der Beelitzer Hauptkreuzung, das Syring vor zwei Monaten eröffnet hat. In den Regalen stehen vor allem Produkte von den „Offenen Höfen der Nuthe-Nieplitz-Region“. Vor einigen Jahren haben sich insgesamt 20 Landwirte, Imker, Bäcker und Gastronomen im Naturpark zu dieser Initiative zusammengeschlossen, um für die Region zu werben.
Der Beelitzer Kürbis gehört zu den Aushängeschildern. In Syrings Betrieb wird er zu Marmeladen, Senf, Sekt oder Öl verarbeitet. Nur das Pressen der Kerne übernimmt noch eine Ölmühle in Österreich. Bei seiner geringen Jahresmenge würde sich die Anschaffung einer eigenen Ölpresse noch nicht lohnen, sagt Thomas Syring. Die Kerne werden aber nicht nur verflüssigt, sondern auch als Knabberei verkauft – herzhaft, kandiert oder in Schokolade geschwenkt. Genuss ist hier nicht nur Name, sondern Programm. „Ich habe meine Probleme mit Lebensmitteln aus dem Discountmarkt“, bekennt Syring. Denn die hätten mit Genuss wenig zu tun.
Den derzeitigen Trend zur bewussten Ernährung will der Landwirt nutzen – und hat sich mit dem Kürbis ein Nischenprodukt gesucht. 2002 hatte er im Rahmen seines Studiums ein Praktikum in der Steiermark gemacht und dort einen Einblick in den Kürbisanbau erhalten. Auf rund 18 000 Hektar werden dort Ölkürbisse angebaut – in Deutschland seien es laut Syring nur 250 Hektar. Und von denen beackert allein er schon 50.
Der Schritt in die Selbstständigkeit erfolgte 2004. Seitdem finden die Beelitzer Kürbisprodukte vor allem bei den Städtern Anklang. Vermarktet werden sie auch über das Internet auf www.beelitzerkuerbis.de. 2010 hatte Thomas Syring dann erstmals sein Öl zur Begutachtung an die DLG geschickt – und gleich im ersten Anlauf Gold geholt. Aus den Prämierungen zieht er die Erkenntnis, dass er mit seinen Produkten richtig liegt. Und mit dem „Genusseck“ will er nun auch die Beelitzer auf den Geschmack bringen. Thomas Lähns
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: