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Potsdam-Mittelmark: Auf die Matte gezwungen

Judoka Sandra Köppen bei ihrer alten Lehrerin in der Grundschule Geltow

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Schwielowsee · Geltow - Die zierliche Leiterin der Grundschule Geltow, Monika Nebel, verschwindet gänzlich in den Armen von Sandra Köppen. Die mit Olympiaplätzen und mit Welt- und Europameistermedaillen geehrte Judoka ist dem Ruf ihrer einstigen Lehrerin gefolgt und stapft mit großer Sporttasche über der Schulter in die Sporthalle. Sandra Köppen wird von den wartenden Kindern ehrfürchtig bestaunt und mit einem vielstimmigen „Guten Morgen“ begrüßt.

Die Sportlerin weiß zu erzählen, wie sie mit dem Judo begann. Eigentlich, weil sie so viele überschüssige Energien hatte, dass sie den Unterricht schon mal störte und sich in der Pause mit Jungs prügelte. Seit 1989 sei sie aktiv im Judo. Gern gibt sie Auskunft, dass sie sieben Mal am Tag essen müsse - am liebsten Nudeln mit Tomatensoße - dass sie täglich mindestens sechs Stunden trainiere, dass sie mit Trainer und Lebensgefährten bei ihrer Elternfamilie in Schenkenberg lebe und dass sie inzwischen bei der Bundeswehr sei, weil der Sport es nicht länger zugelassen habe, als Arzthelferin im Beruf zu bleiben. Die Kinder sind mucksmäuschenstill.

Sandra Köppen streift sich ihren blauen Judoanzug über und fordert den neben ihr sitzenden Ferdinand Roth zum kleinen Schaukampf heraus. Eine kurze Verabredung, ein Augenzwinkern – und schon fliegt Sandra Köppen auf die Matte. Eine Judoka mit Humor – die Stimmung in der Halle kocht.

Dann erzählt Köppen vom Sumo, einer japanischen Kampfsportart, bei der durch Schleudern und Drücken der Gegner aus dem Ring expediert wird. Sie habe sich vor etwa zehn Jahren für diesen Sport entschieden, weil es ein guter Ausgleich zum Judo sei, der andere Muskeln belastet. Inzwischen ist sie Weltmeisterin. Gewicht müsse man haben, aber sie habe für diesen Sport keineswegs Kilos angefuttert. In ihrer Judo-Schwergewichtsklasse sei sie auch beim Sumo gut aufgehoben.

Zwei Mädchen schlingen die von Sandra Köppen mitgebrachten Mawashis um ihre Körper, die Sumo-Kampfgürtel. Sandra Köppen weist sie in die Begrüßungszeremonie ein, das Zeigen der leeren Hände, Stampfen und Anhocken als Respekt gebietende Geste und das Fixieren des Gegeners mit den Augen.

Die Mädchen kichern, schieben sich dann aber tatsächlich mit ihrem Fliegengewicht und dem Wickel gegenseitig über die Kampfmatte. Sandra Köppen greift immer wieder geduldig helfend ein. Zwischendurch erzählt sie auch von ihrer inzwischen einjährigen Tochter Marie-Luis, den 150 Streicheltieren auf ihrem Hof, deren Gegenwart ihr in misslichen Seelenlagen helfen würde.

Monika Nebel ist begeistert von der Wandlung ihrer früheren Jeseriger Schülerin. Sie hat ein altes Selbstporträt ausgekramt, in dem Sandra schreibt, dass sie „gern mal für sich allein ist“, von den meisten Menschen als „immer fröhlich und lachend“ eingeschätzt werde. „Manchmal bin ich aggressiv, manchmal aber ganz ruhig. Ich mag es, bei Kerzenlicht zusammenzusitzen.“ Judo und Sumo sei das Beste, was ihr hätte passieren können, so Sandra Köppen heute. Wieder einmal hat Monika Nebel eine großartige Schulveranstaltung zustande gebracht – und kann sich über schöne Ergebnisse ihrer pädagogischen Arbeit freuen.

Magda Gressmann

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