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Potsdam-Mittelmark: Auf Entdeckungsreise in Körzin

Der Erste Beelitz-Tag führte in den kleinsten Gemeindeteil der Stadt – der Erlebniswert war dennoch groß

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Beelitz · Körzin - Helmut Krüger hatte am Sonntag jede Menge Besuch. „Kommen sie ruhig rein und schauen sich um.“ Der Körziner Landwirt hat Erfahrung mit Gästen, kennt ihre Fragen und erzählt gern, wie es früher hier war. An den Stallwänden hat er historische Ackerbaugeräte ausgestellt: Grubber, Pflug, Egge und vieles mehr wurden extra für diesen Tag liebevoll restauriert. Auf einem Tisch in der Mitte des Vierseiten-Hofes hat Frau Krüger Kuchen bereitgestellt. „An den Wochenenden kommt manchmal ganz Berlin nach Körzin, da dürfte die Hauptstadt leer sein“, schmunzelt der Bauer.

Das 70-Seelen-Dorf richtete am Sonntag den ersten Beelitz-Tag aus, und das sei schon etwas besonderes. Denn immerhin trauten sich am Wochenende nicht nur Berliner, sondern auch Beelitzer in den idyllischen Ort mitten im Naturpark Nuthe-Nieplitz. Und bei einem Spaziergang über die Dorfstraße hörte man einen Satz immer wieder: „Was es hier nicht alles gibt!“ Obwohl der kleinste Ort der Spargelstadt, ist er doch eine wahre Perle der Mittelmark. Es sind die Einwohner, die den Ort ausmachen. Da sind einerseits alteingesessene Körziner wie die Krügers. Helmut Krüger wurde in dem Haus in der Dorfstraße geboren, wuchs hier auf und betreibt auch heute noch ein bisschen Landwirtschaft.

Und da gibt es die Neu-Körziner, die nach der Wende hergezogen sind, weil sie ihr Herz hier verloren haben. Falk Witt lebt seit 1992 hier. Der ausgebildete Falkner betreut die Adlerhorste in der Zauchwitzer Gemarkung des Naturparks und betreibt darüber hinaus ehrenamtlich eine Pflegestation für Greifvögel. Spaziergänger, die ein verletztes Tier finden, rufen ihn. Witt bringt es dann zur Behandlung in die Klinik „Düppel“ nach Zehlendorf, die Reha findet anschließend hier statt. Die häufigsten Verletzungen bei Vögeln seien gebrochene Flügel oder ein Schädel-Hirn-Trauma nach dem Zusammenprall mit einem Fahrzeug. Über hundert Tiere hat Witt bislang aufgepäppelt: Greifvögel, Störche und Eulen, aber auch Eichhörnchen und Frischlinge. „Es ist schön, hier eine sinnvolle Aufgabe gefunden zu haben.“

Sein Steinadler Karl – er ist auf die Beizjagd spezialisiert – war am Sonntag Publikumsliebling. Majestätisch auf seinem Holzstamm sitzend, beobachtete der das bunte Treiben gelassen.

Auch im Garten von Elke Leitner herrschte buntes Treiben. Die Körzinerin ist Landschaftsarchitektin und Designerin, der Garten hinter dem Haus ist ein kleines Paradies. Sie kennt die Potenziale des Dorfes: „Besucher schätzen seine Lage und den Charakter. Viele Zugezogene sind selbstständig“, erklärt sie die große Aktivität im Ort. Hier gibt es neben den Bauernhöfen einen Reiterhof, eine Ranch, einen Feinkostladen. Es gibt mehrere Veranstaltungen im Jahr, und bei denen würden alle mitmachen, Ur- und Neu-Körziner. „Im Moment ist unser Ort noch ein Geheimtipp.“ Leitner designt unter anderem auch Postkarten. Der absolute Verkaufsschlager zeigt Herr und Frau Krüger auf ihrem Hof. Körzin wirbt mit seinen Bürgern.

Dies mag auch der Grund sein, warum Bürgermeister Thomas Wardin (SPD) den Ort als „Schönstes Dorf im Landkreis“ ins Rennen schicken möchte. „Man muss staunen, wie viel hier passiert“, lobt er die aktiven Körziner. Sie waren schließlich auch die ersten, die in der Beelitzer Zukunftswerkstatt vor einem halben Jahr sofort die Hände hoben, als nach dem ersten Austragungsort des Beelitz-Tages gesucht wurde. Von nun an wird es in jedem Jahr in einem anderen Ortsteil so etwas geben. „Damit können wir uns präsentieren, aber auch kennen lernen“, so Wardin. Der kleinste Ort hat die Messlatte schon mal ordentlich hoch gehängt.

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